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Swiss Youth Sailing Championships: Alles für die Jugend

von Quentin Mayerat

Fotos : ©Jürg Von Allmen

Vom 7. bis 10. September 2017 fanden in Ascona/Brissago am Lago Maggiore die ersten zentralisierten Junioren-Schweizermeisterschaften statt. Der seit mehreren Jahren geplante Anlass war ein wichtiger Test für den Schweizer Segelverband.

©Sailing-Today77_oVor vier Jahren beschlossen Swiss Sailing und der Yacht Club Ascona gemeinsam einen umfassenden Segelevent für Juniorinnen und Junioren zu organisieren. 202 Jugendliche mit ihren Booten, Coaches und Eltern sowie 18 Offizielle unterzubringen stellte sich als grosse Herausforderung heraus, denn die bescheidenden Infrastrukturen des gastgebenden Clubs stehen in keinem Vergleich zu jenen des Circolo Velico di Lugano oder der Société Nautique de Genève. Die vielen freiwilligen Helfer arbeiteten nonstop, um den Teilnehmern optimale Bedingungen an Land und auf dem Wasser zu bieten. Bedauerlicherweise spielte das Wetter nicht mit und machte Organisatoren und Seglern das Leben schwer. Unter der bleiernen Sonne und im strömenden Regen waren die Windbedingungen alles andere als ideal. Dank der Beherztheit der Regatteure und der Entschlossenheit der Wettfahrtleitung konnten die 420er, die Laser 4.7 und die Optimisten aber dann doch ihre Schweizermeister feiern.

Willkommen im Tessin

D45P4681-Jürg-Von-AllmenDas Tessin und ganz besonders der Yacht Club Ascona (YCAS) waren stolz, diesen seglerischen Grossanlass ausrichten zu dürfen. Für Fabrizio Saudino, der im YCAS für die Jugend zuständig ist, hat die Organisation einer grossen Regatta eine besondere Bedeutung. Er setzt grosse Hoffnungen in diese SM: „Die Regattakultur ist auf unserem See im Vergleich zu anderen Schweizer Regionen weniger stark entwickelt. Im Sommer sind wir aufgrund der vielen Feriengäste sehr aktiv, aber das restliche Jahr geht nicht viel. Mit dieser zentralisierten SM können wir das Juniorensegeln lokal vorantreiben.“ Um die Meisterschaften zu einem grossen Segelfest zu machen, wurde viel Aufwand betrieben. Im Dorfzentrum entstand ein imposantes Zelt mit Verpflegungsmöglichkeiten und Showarena, das Strandbad wurde für den Anlass gemietet und überall war die für das Tessin typische Gastfreundschaft zu spüren. Die filmreife Kulisse des Lago Maggiore verstärkte den aussergewöhnlichen Charakter der Veranstaltung zusätzlich. Die Postkartenlandschaft mit den in den tiefsten See der Schweiz abfallenden Bergen ist nicht umsonst weltberühmt. Am ersten Regattatag konnten die Segler das umwerfende Panorama bei schönem, aber windstillem Wetter in vollen Zügen geniessen. Gegen etwas mehr Wind hätten sie allerdings nichts gehabt. Da die Vorhersagen auch für die Folgetage nichts Gutes meldeten, nutzte die Wettfahrtleitung in weiser Vorsicht die erste Gelegenheit, bei 7 bis 10 Knoten Wind sowohl bei den Lasern 4.7 als auch bei den 420ern je vier Läufe zu absolvieren und so die Meisterschaft zu retten. Am Tag darauf schüttete es wie aus Kübeln und die Temperaturen brachen so stark ein, dass die Junioren, vor allem die Jüngsten auf den Optimisten, auf Qualen litten. Sie bissen auf die Zähne, um ihre Meisterschaft unter den schneebedeckten Tessiner Bergen doch noch zu Ende zu segeln.

Hierarchie gewahrt

D45P4742Jürg-Von-Allmen149 Optimisten, 26 420er und 27 Laser 4.7 aus insgesamt sieben Nationen machten den Anlass zum bisher grössten Junioren-Segelanlass der Schweiz. Sportlich gab es keine grossen Überraschungen. Die beiden ersten Plätze belegten in allen Klassen Mitglieder des Talentpools. Einzige Ausnahme waren die Laser 4.7, bei denen der Lokalmatador Philip Tibaldo vom Circolo Velico di Lugano nach einem engen Duell mit dem punktgleichen Genfer Felix Baudet die Meisterschaft am letzten Tag noch für sich entschied. Bei den 420ern siegten Zeltner/Seger vom RC Oberhofen, dicht gefolgt von Solène Mariani und Maude Schmid vom Club Nautique Morgien. Beide Teams werden Anfang Dezember an der Junioren-WM in chinesischen Sanya antreten.

Die Optimisten suchten einen Nachfolger für den amtierenden Schweizermeister Max Wallenberg. Erst am letzten Tag konnten die 149 Teilnehmer den für die Wertung der Meisterschaft entscheidenden Lauf segeln. Bei Nordostwind und viel Wellen fochten Maxime Thommen vom Yacht Club Zug und Maxim Dneprov vom Segel Club Cham den Sieg untereinander aus. Nach diesem fordernden Finallauf, in dem viele Optis die Segel streichen mussten, stand Maxime Thommen als verdienter Sieger fest. Er war während der drei Tage stets eine Klasse besser gewesen als die Konkurrenz. Bei den Mädchen siegte Anja von Allmen, die trotz ihres benachteiligenden Leichtgewichts am letzten Tag einen 3. und 4. Platz ersegelte.

Eine grosse Familie

©Sailing-TodayDie letzten Regattatage waren weder für die Athleten noch für die mit dem Auslegen der Bojen betrauten Helfer ein Zuckerschlecken. Doch alle harrten aus, schliesslich dienten die gemeinsamen Anstrengungen einem höheren Ziel, nämlich der Förderung eines dynamischen, offenen Juniorensegelns, das dem Nachwuchs den Weg ebnen soll. Marco Versari, der neue Ressortleiter Jugend und Coach des Swiss Sailing Teams, betrachtet die zentralisierte Junioren-SM als wichtigen Bestandteil der neuen Verbandsstrategie: „Wir möchten dazu beitragen, eine breite Basis an Seglern zu schaffen und Regatten zugänglicher zu machen. Solche zentralisierten Anlässe bringen rund 20 Prozent mehr Boote pro Klasse. Die Regatten gewinnen somit an Aussagekraft und gleichzeitig wird auf breiter Ebene für die Schweizer Juniorenbewegung geworben.“ Bei den jungen Seglern scheint das Konzept auf jeden Fall anzukommen. Mehrere Generationen treffen aufeinander, die Älteren betreuen die Jüngeren und Sprachbarrieren fallen, denn meistens wird auf Englisch kommuniziert. Wartezeiten werden mit Fussball, Volleyball, Kartenspielen, Faulenzen oder kleinen Ausbesserungsarbeiten am Boot überbrückt. Bei Leonardo Finazzi von der SNG, der bei seiner letzten Regatta auf dem Laser 4.7 Bronze holte, hinterlässt das Regattaformat einen hervorragenden Eindruck: „Wir hatten kein Wetterglück, aber ich halte zentralisierte Schweizermeisterschaften für eine gute Idee. Es macht Spass, Freunde aus anderen Klassen zu treffen, vor allem Opti- Segler, denen man früher an Regatten begegnet ist.“ Der Eindruck täuscht nicht: Die Schweizer Segelwelt ist eine grosse Familie.

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