Christian Scherrers und Christian Bolingers Vision vom perfekten Sportboot begeistert zehn Jahre nach ihrer Verwirklichung passionierte Regatteure genauso wie Freizeitsegler. Der attraktive Bluboats Cup schweisst die Segler-Community zu einer überdurchschnittlich aktiven Klasse zusammen.
„Verrückt, wie die Zeit vergeht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in Valencia mit den Italienern für den America’s Cup 2007 trainiert habe und wir jeweils abends die Pläne durchgegangen sind“, sinniert Christian „Blumi“ Scherrer, Vater der blu26. Tatsächlich sind bereits zehn Jahre vergangen, seit Blumi zusammen mit Designer Christian Bolinger den Daysailer lanciert hat.
Seine Feuertaufe erlebte das Boot am St. Moritz Match Race 2008, einem Event der damaligen World Match Race Tour, an dem die gesamte Weltelite die blu26 testete. Über das Urteil konnte sich Christian Scherrer freuen. Der damalige Match-Race-Weltmeister Ian Williams (GBR) resümierte: „Die blu26 liegt agil auf dem Ruder und reagiert schnell. Zudem sind Grösse und Handling sehr gut auf Binnengewässer abgestimmt.“ Eric Monnin, der beste Schweizer Match Racer, ergänzte: „Das Boot hinterlässt einen guten und soliden Eindruck.“
Aktive Szene
Inzwischen hat sich die blu26 etabliert und nicht nur Profisegler von ihren Vorzügen überzeugt. Dazu zählt neben den guten Segeleigenschaften das einfache Handling auf einem qualitativ hochwertigen Boot, das mit Gennaker oder Spi gesegelt werden kann und jedem Teammitglied eine verantwortungsvolle Aufgabe verspricht. Auch der realistische Preis und die guten Trailer-Eigenschaften sind nach wie vor gute Verkaufsargumente. In den letzten zehn Jahren wurden 45 Einheiten verkauft. Christian Scherrer kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: „Es ist schön zu sehen, was sich daraus entwickelt hat. Ursprünglich haben wir die blu26 als kleine Match-Race-Jacht für die Schweiz konzipiert. Wir konnten dann parallel auch viele passionierte Regatta- und Freizeitsegler begeistern und eine grössere Serie produzieren. Unterdessen hat sich eine sehr aktive Gemeinschaft von blu26-Seglern und -Eignern etabliert, die sich in einer Klassenvereinigung organisiert haben. Die blu26-Klasse ist seit 2015 offizielle Swiss Sailing Class und führt Schweizermeisterschaften durch. Das freut mich doch sehr.“
Gut die Hälfte der Boote wurde ins Ausland verkauft. Verständlich, wenn man an die gute internationale Vernetzung von Christian Scherrer denkt. In Montenegro und am bayrischen Tegernsee sind blu26-Flotten zu Hause, seit letztem Jahr gibt es auch einen Stützpunkt in Dänemark. Dorthin wurde die blu26-Match- Race-Flotte verkauft. Und überall wird fleissig regattiert. 2017 haben etwa 180 Segler in vier verschiedenen Ländern an 68 Races teilgenommen, an Regatten mit kurzen und langen Läufen, auf Meeresspiegel oder 1800 m ü. M. Zu einigen Events konnten die Teilnehmer sogar ohne eigenes Boot anreisen. „Mit dem klasseneigenen Bluboats Cup schaffen wir einen innovativen und abwechslungsreichen Regattamodus und eine interessante Mitseglerplattform für aktive Segler“, sagt Thomas Grob, seit einem Jahr Klassenpräsident.
„Big Family“-Charakter
Natürlich ist es nicht immer einfach, die Beteiligung an allen Regatten hochzuhalten. Damit dies gelingt, konzentriert sich die Klasse auf die besten Reviere und Regionen. Das hat sich ausgezahlt. An blu26- Regatten sind heute mehr Schiffe am Start als früher. Den J/70-Hype, der vielen Bootsklassen Regatteure raubt und bei einigen renommierten Klassen auch schon dazu geführt hat, dass keine Schweizermeisterschaft mehr zustande kam, spürt man in der blu26-Gemeinschaft kaum. „Im Gegenteil, wir haben auch Crews, die auf der J/70 und auf der blu26 segeln. Das macht unsere Regatten kompetitiver und somit auch attraktiver für gute Regattacrews“, erklärt Thomas Grob. Er sieht noch weitere Gründe: „Die blu26 hat den Vorteil, dass sie nach wie vor ein attraktives Regattaboot ist, das optimal auf die Windverhältnisse auf unseren Seen zugeschnitten ist.“
Was die blu26-Klasse ebenfalls auszeichnet, ist die überschaubare Anzahl Bootseigner, die sich seit Jahren kennen, neue Segler und Eigner aber trotzdem gerne aufnehmen und an den Events schnell integrieren. Das gibt der Klasse eine Art „Big Family“-Charakter: eine Familie, die Spass am blu-Segeln hat und in der man willkommen ist. Das zeigt sich jeweils bereits im Frühling, wenn sich die Mitglieder mit Christian Scherrer am Gardasee beim Saisonauftakt zum gemeinsamen Training treffen.
Keine Zukunftsangst
Im Jubiläumsjahr 2018 soll die Attraktivität des Bluboats Cup mit spannenden Side-Events weiter gefördert und die blu26 Class Community ausgebaut werden. Christian Scherrer hält dieses Ziel trotz des Aufkommens der Foil-Boote für erreichbar: „Eine blu26 braucht keine Flügel. Die kleine Jacht macht so bereits reichlich Spass. Es besteht nachweislich Wachstumspotenzial. Neben einem guten Mix aus Regatten und Trainings im In- und Ausland, mit oder ohne zur Verfügung gestellten Booten, ist die Klasse mit ihren blu26-Seglern und -Eignern die beste Botschafterin für die Zukunft.“