Die Windweek Brunnen ist eine der grössten Segelsportveranstaltungen der Schweiz. Neben hochkarätigen Regatten auf dem Urnersee bietet das dreitägige Sommerfest jede Menge Wassersportaktivitäten zum Zuschauen und Ausprobieren, Shows auf dem Wasser, Kulinarik und am Abend Konzerte. Thomas Aeschmann ist seit Beginn dabei und setzte die ersten drei Anlässe als OK-Präsident um.
Interview | Walter Rudin
Ende August findet bereits die fünfte Windweek statt. Lassen Sie uns zum kleinen Jubiläum doch kurz auf die Entstehung zurückblicken.
Der Urnersee ist eines der besten Segelreviere Europas und der Regattaverein Brunnen (RVB) organisiert hier schon seit Jahren nationale und internationale Regatten. Dies hat sich mittlerweile in ganz Europa herumgesprochen. Immer mehr Bootsklassen gelangen mit Anfragen zur Durchführung einer Schweizer-, Europa- oder gar Weltmeisterschaft an den Club. Um den Wassersport, insbesondere den Segelsport zu fördern, wollte der RVB zusammen mit Brunnen Tourismus solche Meisterschaften zu einem Event ausbauen, der nicht nur die Segler und Wassersportler begeistert, sondern auch für die Region attraktiv ist. Die Idee dazu hatten zwei RVB-Segler. Als Vorbild diente die Kieler Woche. 2012/13 gründeten die beiden Initianten den Verein Windweek.ch, zur Umsetzung kam es aber damals nicht. Anfang 2014 wurde ich dann angefragt.
Und Sie haben sofort Nägel mit Köpfen gemacht?
Ich dachte, coole Idee, die erste Windweek wird im Sommer 2014 umgesetzt. Den Aufwand hatte ich unterschätzt – und Event-Management ist nicht gleich Projekt-Management, ein Metier, in dem ich geübt war. Zusammen mit wenigen Getreuen machten wir uns jedoch beherzt ans Werk. Die Vorbereitungszeit war extrem kurz, alle liefen am Anschlag, aber es hat geklappt. Die erste Windweek 2014 war ein grossartiger Erfolg.
Und wie sah das finanziell aus?
Dank meiner geschäftlichen Verbindungen gelang es, genügend Sponsoren zu motivieren. Trotzdem arbeiten bei der Windweek alle ehrenamtlich, das galt auch für mich als Geschäftsführer. Als Initiant hätte ich ein mögliches finanzielles Defizit in den ersten Jahren wohl tragen müssen. Es kam dank dem Erfolg aber nicht dazu. Allerdings bringen derartige Veranstaltungen ein Milizsystem an die Grenzen. Zu Beginn hatten wir Mühe, genügend Helfer zu finden, mittlerweile können wir uns aber auf einen grossen, treuen Staff verlassen.
Wie würden Sie die Windweek in der Schweizer Segelszene positionieren?
Wir wollen neben dem Segeln alle Facetten des Wassersports zeigen und zudem den kleinen und grossen Besuchern Gelegenheit bieten, diese auch auszuprobieren. Der Anlass ist in der Schweiz einzigartig.
Mit über 15’000 Besuchern wurde im letzten Jahr ein neuer Rekord verzeichnet. Wie schaffen Sie es, die Besucher immer wieder anzulocken?
Wir versuchen jedes Jahr etwas Neues zu bringen. Dieses Jahr soll es eine Riesenrutschbahn ins Wasser sein. Ich denke, der Erfolg beruht auf der Vielfältigkeit und darauf, dass viele Wassersportarten ausprobiert werden können.
Kritiker monieren, der Segelsport werde immer mehr an den Rand gedrängt.
Das kann man so sehen, stimmt aber nicht. Für den Segelsport wird viel geboten. Die Regatten können auf einem Zuschauerschiff mitverfolgt werden. Neben dem Segeln für Gäste können Kinder und Jugendliche auf Optimisten und anderen Jollen probesegeln. Das Angebot ist stets ausgebucht. Es gab auch schon ein Show-Regattasegeln mit Live-Kommentar. Darüber hinaus finden die Regattafeierlichkeiten auf dem Festgelände statt und in der Folgewoche werden für die Mittelpunktschule Brunnen Segelkurse durchgeführt.
Die Windweek 2018 steht vor der Tür, sie findet vom 24. bis 26. August statt. Welche Regatten sind geplant?
Um die und während der Windweek werden die H-Boot-Klassenmeisterschaften, der Tempest Euro-Cup, die Starboot Trophy 2018, die Yngling- SM und die Klassenmeisterschaft der J/70 ausgetragen. Zudem wird im Rahmen des Vierwaldstättersee-Cups der SRS-Klassen erstmals eine Nachtregatta lanciert.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie noch für die Windweek?
Eine Regatta der GC32 vor dem Festgelände wäre ein Highlight. Auch eine WM der Optimisten-Klasse wäre toll. Leider sind unsere Aktivitäten an Land aus Platzgründen beschränkt. Auch gibt es finanziell Grenzen. Die Frage ist, muss es immer mehr und mehr sein? Im Gegensatz zur Kieler Woche ist bei uns alles nah zusammen – klein und fein. Das Publikum ist jedes Jahr begeistert.
Sie wurden im Februar mit dem Award der Zentralschweizer Donatorenvereinigung Club Sailforce ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie?
Ich bin nicht im Vordergrund, sondern Teil einer Crew, nämlich die des Vereins Windweek.ch. Trotzdem habe ich die Geste sehr geschätzt und die Auszeichnung in der Form eines Pokals stellvertretend gerne entgegengenommen.
Thomas Aeschmann Porträt
Thomas Aeschmann war von 2014 bis 2016 OK-Präsident der Windweek und führte den Verein stellvertretend. Seit 2017 ist er Präsident des Vereins. Er ist Bauingenieur, Informatiker und Betriebswirtschafter, Vater dreier erwachsener Kinder und wohnt seit 20 Jahren in Brunnen. Thomas Aeschmann hat früher viele Jahre regattiert und ist heute auf dem Vierwaldstättersee auf einer Beneteau Oceanis 323 anzutreffen.