Fotos : Loris von Siebenthal
Eric Monnin will mit seinem Gonet-Monofoil den Beweis erbringen, dass nicht nur Mehrrümpfer mit Highspeed foilen können.
„Eine Foilerjacht kann genauso schnell segeln wie ein Katamaran oder ein Trimaran und das gleiche Feeling vermitteln, ist dabei aber so einfach transportierbar wie eine Surprise!“ Eric Monnin ist kategorisch. Fest überzeugt, dass die Zukunft der Foiler auch den Einrümpfern gehört, will er mit seinem Gonet- Monofoil ein Exempel statuieren. „Die ersten Ergebnisse sind höchst vielversprechend“, sagt der Designer. „Schon bei den Testfahrten haben wir 25 Knoten erreicht, vermutlich liegt noch mehr drin. Im Flugmodus hat sich die Foilerjacht sehr stabil und gut verhalten. Wieder an Land konnten wir sie auf einen Trailer laden und waren eine Stunde später abfahrtbereit. Versuchen Sie das mal mit einem Katamaran der gleichen Grösse, einem M2 zum Beispiel. Man braucht mindestens einen halben Tag oder einen Helikopter.“ Nicht nur überfüllte Häfen und der lästige Platzmangel, sondern auch die Wartung und in gewisser Hinsicht die Sicherheit sprechen für solche Bootstypen. Mittelfristig werden sie auf unseren Seen wohl in der Mehrheit sein.
Wie alles begann
„Die Idee zur Foilerjacht hatte ich nach einer Fahrt auf einer Quant 23“, erzählt Monnin. „Sie schien mir logisch, da Einrümpfer viel einfacher zu handhaben sind. Foilerkatamarane werden weiterbestehen, aber einer Minderheit vorbehalten bleiben. Wir müssten in zehn Jahren nochmals darüber reden. Ich gehe fest davon aus, dass dieser Bootstyp auf unseren Seen massiv zunehmen wird.“
Abgesehen von diesen konzeptuellen Erwägungen war es Eric Monnins Herzenswunsch, einmal in seinem Leben selbst ein Boot zu entwickeln und zu bauen. „Manche wollen ein Haus bauen, bei mir war es ein Segelboot“, meint er schmunzelnd. „Es traf sich gut, dass der Zuger Bootsbauer Damian Weiss gerade nach einem Projekt suchte, mit der er seiner Werft zu mehr Sichtbarkeit verhelfen konnte. Wir beschlossen zusammenzuarbeiten und den Monofoiler gemeinsam zum Leben zu erwecken.“ Als die Neuseeländer bekannt gaben, dass der nächste America’s Cup auf Einrümpfern ausgetragen werde, waren Rumpf und Deck des Gonet-Monofoil bereits fertiggestellt. Die Ankündigung wirkte jedoch wie eine Triebfeder. „Wir mussten unser Boot unbedingt vor den ersten Cupper- Prototypen herausbringen und zeigen, dass wir einen Schritt voraus sind. Es ging darum, die Chance zu nutzen, einen medienwirksamen Coup zu landen.“ Seine Ziele und Damians gezwungenermassen verkaufsorientierte Argumente seien manchmal auseinandergegangen, gesteht Monnin. Aber eigentlich seien die gegensätzlichen Ansichten nie ein Problem gewesen. Das sieht man am Resultat. Das eingeschworene Team hat ein gut gebautes Boot produziert, das beide überzeugt.
Druckprobleme clever gelöst
Aufgrund der Komplexität des Vorhabens wandten sich Damian und Eric an Simon Bovay. Er gilt als einer der besten Bootsbauer der Schweiz und hat Chris Hill und weitere Spezialisten aus seinem Bekanntenkreis dazugeholt, damit er die hohen Anforderungen fachgemäss erfüllen konnte. Was am Boot auf Anhieb auffällt, ist die Dreiecksform der Tragflächen. „Die Struktur der Foils war eine echte Knacknuss, denn sie brechen stets an den gebogenen Stellen. Mit diesem Dreieck haben wir viele Probleme gelöst, so auch den Druck auf die Foils.
“ Beim Foilen werden jedoch andere Stellen enormem Druck ausgesetzt, weshalb die Bootsstruktur nichts mit der eines herkömmlichen Einrümpfers gemeinsam hat. Auf den Mastfuss wirken sechs Tonnen Presskraft, das ist für ein nur 700 Kilo schweres Boot eine ganze Menge. Und das Takel der Grosssegelschot mit einer Übersetzung von 1:20 kann auf manchen Kursen grenzwertig sein. Zudem hat das Boot keinen Niederholer und war anfangs mit einer 250 Kilo schweren Kielbombe ausgestattet. Da es sich gutmütig verhielt, wurde sie 150 Kilo leichter gemacht. „Wenn wir wirklich mutig wären, würden wir ganz auf den Ballast verzichten, momentan wagen wir uns jedoch nicht auf die Äste hinaus“, sagt der Designer.
Zeit und Geld
Über die Projektkosten hält sich Eric Monnin bedeckt, verrät aber, dass sich das ursprünglich vorgesehene Budget zunächst ein erstes und dann ein zweites Mal verdoppelt hat. Zusätzlich zum finanziellen Aufwand, den er sich mit Damian Weiss teilt, hat Monnin über 1000 Arbeitsstunden investiert. „Wir haben nicht sofort nach Partnern gesucht, sondern gewartet, bis wir etwas Konkretes anzubieten hatten. Als das Boot Form annahm und technologisch wertvoll wurde, weil es seiner Zeit voraus ist, sind wir bei möglichen Partnern vorstellig geworden. Die Bank Gonet hat sich schnell bereit erklärt, uns zu unterstützen.“
Der Sponsor selbst freut sich, Teil dieses spannenden Abenteuers zu sein. Die Bank verbinde eine besondere Beziehung mit dem Segelsport, erklärt CEO Nicolas Gonet. „Wir haben die Bol d’Or auf einem D35 gewonnen und andere Prototypen auf dem Genfersee unterstützt. Wir wollten zum Segelsport zurückkehren, denn er liegt uns am Herzen, haben aber auf das richtige Projekt gewartet. Als Eric uns seine Foilerjacht präsentierte, haben wir nicht lange gezögert. Das Projekt ist bahnbrechend, verwegen und wird von kompetenten, seriösen, begeisterten und sympathischen Leuten geführt!“
Foilen bei fast jedem Wind
Schon nach den ersten Testfahrten, die gefilmt und im Web mit 130’000 Views auf Facebook verbreitet wurden, stiess der Gonet-Monofoil auf grosses Interesse. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, auch bei wenig Wind zu foilen. „Wir haben versucht, ein möglichst vielseitiges Boot zu entwickeln, es gibt allerdings immer noch Bedingungen, da sind wir nicht schneller als vergleichbare Einrümpfer. Wir möchten semi-foilen, aber ich bin nicht sicher, ob wir das schaffen“, sagt Monnin.
An der Genève-Rolle-Genève, die bei mittleren bis schwachen Winden ausgetragen wurde, belegte der Monofoil den 13. Platz der TCF1-Wertung und den 16. Platz nach berechneter Zeit. Auf den Foils erreichte er 16,3 Knoten. Sein grösstes Potenzial hat er wahrscheinlich bei starkem Wind. Eric Monnin wird bestimmt seine ganze Kreativität und seinen Scharfsinn spielen lassen, um sein Baby weiter zu verbessern und ihm beizubringen, früher und schneller zu fliegen.