Den MOB-Knopf des Navigationssystems drücken zu müssen ist für jeden Segler eine Horrorvorstellung. Auf einem Boot gibt es nichts Schlimmeres, als wenn ein Mann über Bord geht. Das jüngste Drama am Volvo Ocean Race hat uns schmerzlich daran erinnert.
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Folgeunfälle vermeiden

In der Mitteilung der Regattaorganisation heisst es, John Fisher sei angesichts des heftigen Schlags, das ihm das Grossschot-System versetzt habe, vermutlich bereits bewusstlos gewesen, als er über Bord ging, was die Chancen, ihn lebend zu bergen, noch mehr schmälerte. Auf unsere Frage, ob das AIS-System (Automatisches Identifikations-System) funktioniert habe, erhielten wir keine Antwort. Regattadirektor Phil Lawrence verzichtete aus Rücksicht auf die Familie des Verunglückten und angesichts der laufenden Ermittlungen auf eine Stellungnahme. Dass die Suchsysteme bei den harschen Bedingungen an ihre Grenzen gestos-sen sind, ist allerdings nachvollziehbar. Jedes Crewmitglied trägt zwar einen in der Rettungsweste integrierten automatischen AISSender, einen weiteren in einer Bauchtasche, die es an Deck stets auf sich tragen muss, eine Taschenlampe und seit der achten Etappe eine PLB-Funkbake (Personal Locator Beacon), aber die ganze Technik muss in kritischen Situationen auch noch einwandfrei funktionieren.
Angeseilt bleiben

Obligatorische Ausbildung

Um die Anforderungen der Route du Rhum zu erfüllen, musste auch Jacques Valente seinen World-Sailing-Kurs wiederholen. Seine Bilanz fällt äusserst positiv aus: „Verglichen mit der Ausbildung vor 20 Jahren hat sich viel getan. Die Praxisübungen sind äusserst komplett und man lernt viel. Für die Route du Rhum müssen wir noch einen zusätzlichen Kurstag für Notfallmedizin besuchen.“ Diese Sicherheitsanforderungen haben natürlich auch ihren Preis. „Man muss nicht nur die Kurse bezahlen, sondern auch die Ausrüstung anschaffen und die ist teuer“, bestätigt der Genfer. „Wir müssen zwei Satellitentelefone, eines an Bord und das andere in einem Grab-Bag, den AIS-Sender, die PLB, eine EPIRB, einen Überlebensanzug, eine Rettungsinsel und mehr an Bord haben. Allein schon dieses Material kostet rund 3000 Euro.“ Im Verhältnis zum Budget für die Regattateilnahme ist das zwar ein Klacks, bei kleinen Projekten hingegen kann ein solcher Betrag aufs Portemonnaie schlagen. Aber Sicherheit hat schliesslich keinen Preis, vor allem, wenn man damit Leben retten kann.