Während sich der Segelsport unter dem Einfluss des Foilings rasant weiterentwickelt, hatten die Segelschulen lange Zeit Mühe, Schritt zu halten und ihr Angebot dem neuen Trend anzupassen. Die neuen Kurse der europaweit führenden Segelschule Les Glénans in der Bretagne dürften das ändern.
Wir treffen uns auf der Insel Bananec. Sie wurde von der Segelschule les Glénans für ihre Zwecke kurzerhand in „île de la Sensation“ umgetauft. Tatsächlich verspricht das kleine Stück Land im Herzen der Glénan-Inseln seit Kurzem Adrenalin pur. Hier wird jetzt nämlich auch gefoilt. Anlässlich ihres 70-jährigen Jubiläums hat sich die Schule ein Lifting verpasst und ist auf den Foiling-Trend aufgesprungen. „Die Glénans verdanken ihren Weltruf ihrer Törnschule, die eher mit traditionellen Methoden als mit technologischen Neuerungen grosse Erfolge feierte“, erklärt Olivier Sanz, der stellvertretende Direktor des Standorts in Concarneau. Angesichts der neusten Entwicklungen war eine Neuausrichtung aber unvermeidlich, wenn die Schule den Zug nicht verpassen wollte. „Im Foiling-Bereich gibt es nur sehr wenige Ausbildungsstrukturen. Wir wollten die Entwicklung nicht verschlafen und eine Plattform aufbauen, die mehr Seglern die Möglichkeit bieten soll zu foilen“, bestätigt Sanz.
Seit zwei Jahren bereitet sich die Vereinigung auf ihr neues Angebot vor. Sie bildet Lehrer aus, testet Material und erarbeitet eine spezifische Lehrmethode. Wer sich für einen Foiling-Kurs interessiert, muss mindestens ein mittleres Niveau auf einer gewöhnlichen Jacht nachweisen können und kann dann zwischen Windfoilen, Kitefoilen und einem Foiler-Dinghy wählen. Bevor es auf einer Waszp richtig zur Sache geht, wird auf einer RS Aero mit Foils trainiert. Auch Kurse auf den Nacra-15-Katamaranen werden angeboten, allerdings ohne Foils. Damit die Schüler möglichst viel profitieren, besteht eine Kursgruppe aus höchstens sechs bis acht Personen. Dadurch und durch strenge Vorschriften wie Helmtragepflicht und griffbereites Sicherheitsmaterial in den Tendern ist für maximale Sicherheit gesorgt.
Ein paar Schläge und los geht’s!
Sich selbst das Foilen beizubringen ist nicht jedem gegeben und kann einiges Kopfzerbrechen bereiten, noch bevor es überhaupt auf das Wasser geht. Welches Gewässer wählen, auf welches Boot setzen und bei welchem Wind segeln? Alles Fragen, die beantwortet werden müssen. Umso mehr spricht für eine kompetente Schule. Bei Les Glénans hat man zudem die Garantie, in einem absolut traumhaften Segelrevier foilen zu lernen. Das türkisfarbene Wasser, die malerischen Inseln, Felsen und weissen Sandbänke der Bretagne bilden eine Postkartenlandschaft, die ebenso viele Schätze birgt wie die Bahamas. Auf Banancec macht auch das Einwassern keine Probleme, denn es liegt im Schutz einer Landzunge und abgeschirmt von einer Bucht. Das Wasser dort ist zudem gleichmässig flach und somit ideal für die ersten Foiling- Erfahrungen. Wir haben es ausprobiert!
Zum Foilen sind wir ja schliesslich auch hierhergekommen. Überrascht stellen wir fest, dass wir relativ schnell lernen und Foilen gar nicht so kompliziert ist wie gedacht. Man muss kein Laser-Europameister sein, um auf eine Waszp zu wechseln, und auch nicht wie ein Windsurfprofi die Wellen reiten können, um das Foiling-Feeling zu erleben. Klar sind die ersten Schläge körperlich anstrengend, aber schliesslich muss man erst das Gleichgewicht finden. Sobald man aber die Grundlagen beherrscht, betritt man die dritte Dimension: Kraftaufwand, Gleitwiderstand und Lärm sind auf ein Minimum reduziert. Für alle, die etwas mehr Mühe haben, bietet sich ein abgestuftes Lernprogramm an. Dabei segelt man zunächst klassisch auf einer RS Aero, rüstet sie danach mit einem Foiler-Kit aus und kann sich schliesslich mit dem nötigen Selbstvertrauen an die technisch anspruchsvollere Waszp wagen.
Die Glénans-Erfahrung
Trotz des Paradigmenwechsels bleibt die Segelschule Les Glénans ihren Werten treu. Sie setzt sich nach wie vor dafür ein, das Segeln möglichst vielen zu ermöglichen. Das sorgt für eine durchmischte Truppe und macht den Aufenthalt umso reizvoller. Die Kursteilnehmer kommen von überall her, aus den unterschiedlichsten Schichten und aus allen Generationen. Während des Kurses, wo man in etwas rustikalen Unterkünften untergebracht ist, bildet sich eine kleine Inselgemeinschaft, in der man die Erfahrung macht, wie bereichernd ein Zusammenleben auf relativ engem Raum sein kann. Auf der Insel bleibt das Handy meist ausgeschaltet und man nutzt die Momente der Ruhe, um abzuschalten und der Reizüberflutung des Alltags zu entkommen. Auch Trockentoiletten, vollständig solarbetriebene Gebäude, Regenwasseranlagen, Kompost und Recycling gehören zur Glénans-Erfahrung. Gitarrenabende, Gespräche über Gott und die Welt und geselliges Beisammensein gibt es gratis dazu.