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CARMEN CASCO-CANEPA : Vizepräsidentin der International Optimist Dinghy Association

von Quentin Mayerat

Als Vizepräsidentin der IODA vertritt die ehemalige Teamleaderin von Swiss Optimist Carmen Casco-Canepa die 44 europäischen Mitgliedstaaten beim Weltverband der Optimisten- Segler, der rund eine Million aktive Mitglieder zählt. Trotz viel Politik und ungeliebter Verwaltungsarbeit hat sie ihr herzhaftes Lachen nicht verloren.

Mit Segeln hatte die Familie Casco eigentlich nichts am Hut. Vater Alberto hätte sich gefreut, wenn seine beiden Söhne Eishockeyaner geworden wären, und Mutter Carmen, eine ambitionierte Balletttänzerin, hätte gerne Pirouetten auf dem Parkett gesehen. Aber einer der Söhne hatte bereits als Sechsjähriger andere Vorstellungen: „Ich will segeln“, wiederholte er monatelang, bis die Eltern endlich einlenkten, den Optimisten- Kurs ermöglichten und damit auch für sich selbst eine Lawine ins Rollen brachten. Heute investieren Vater und Mutter einen grossen Teil ihrer Freizeit für den Segelsport.

Zu Beginn war es nur Vater Alberto, der sich für Verbesserungen in der Optimisten-Szene einsetzte. Die Mutter kam erst ins Spiel, als die ersten Trainingslager organisiert wurden. Schnell wurde bekannt, wie gut sie das Home Office führt, und schon bald wurde Carmen offizielle Teamleaderin von Swiss Optimist. In der Öffentlichkeit wurde indes kaum wahrgenommen, dass auch sie ihren Teil zu den beiden Opti-Weltmeistertiteln der Schweiz in den Jahren 2014 und 2016 beigetragen hat. In ihrem Job ging es nicht nur darum, alles an Land zu organisieren, zu kochen, wenn das angebotene Essen nicht gut war, darauf zu achten, dass auch für die Schule gearbeitet wurde, oder sich um die Kinder zu kümmern, wenn sie krank waren oder Heimweh hatten. Sie hat es auch verstanden, als Bezugsperson Ruhe ins Team zu bringen und für einen starken Teamgeist zu sorgen. „Ich habe gespürt, dass mich die Kinder gern haben und mir vertrauen“, sagt Carmen Casco. Wer ihr nicht glaubt, sei mit einer kleinen Anekdote belehrt. Auf die Frage an Nicolas Rolaz, wann er realisiert habe, dass er tatsächlich Weltmeister geworden sei, antwortete er: „Als ich nach der letzten Regatta zurück in den Hafen fuhr und gesehen habe, wie Carmen am Ufer auf einem hohen Stahlturm schreiend die Schweizer Fahne geschwenkt hat, wurde mir bewusst, dass ich es tatsächlich geschafft hatte.“

„Für die Opti-Kinder mache ich alles“

Mehr Engagement, weniger Politik

WM2016Vor einem Jahr wurde Carmen Casco zur Vizepräsidentin Europa der International Optimist Dinghy Association (IODA) gewählt. Weltweit gibt es gegen eine Million aktive Optimisten-Segler. „Da sitzen lauter hochkarätig dotierte Herren und jetzt kommt das Opti-Mami aus der Schweiz“, schmunzelt sie. Eigentlich ist die ganze Verwaltungsarbeit nicht ihr Ding. Sie hat sich wählen lassen, weil sie den Dachverband als abgehoben erlebt hat und mehr Bodenständigkeit anstreben will. Beispiel gefällig? Gleich an der ersten IODA-Sitzung fehlte Carmen, denn während auf dem Wasser die letzte Regatta um die WM Titel-Vergabe lief, berief der Präsident eine Sitzung ein. „Das geht doch gar nicht, da gehören wir ans Ufer, um als erste zu gratulieren“, ereiferte sich Carmen.

Seit einem Jahr ist die 56-Jährige aus Hünenberg im Kanton Zug nun im Amt, beantwortet eine Flut von Mails und kontrolliert vor Ort, ob WMund EM-Veranstalter die Regeln einhalten und die Infrastruktur stimmt. Etwa vier Wochen ist sie jährlich im Ausland unterwegs. Daneben sucht sie aber immer den Kontakt zu Teamleadern und Coaches, um die Basis zu spüren. Und ihre Arbeit hat schon Spuren hinterlassen: Alle fünf Wochen hält sie mit den wichtigsten Europa-Präsidenten ein Skype-Meeting ab. Da werden Vorstösse diskutiert und Allianzen geschmiedet. Beim Weltverband stehen mittlerweile einige wichtige Neuerungen vor dem Durchbruch. Wenn Carmen Casco-Canepa Ende August an die Opti-WM nach Famagusta (Zypern) fährt, dann nicht mehr als Teamleaderin für Swiss Optimist. Obwohl die eigenen Söhne dem Opti- Alter längst entwachsen sind, stimmt sie das schon etwas traurig. „Natürlich vermisse ich die Arbeit mit den Kindern, aber bei der regionalen Trainingsgruppe DIRT bin ich ja immer noch als Teamleaderin dabei“, tröstet sie sich und bricht in ihr herzhaftes Lachen aus.

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