Die Planung neuer Hafenanlagen gleicht immer mehr einem Spiessrutenlauf durch Ämter und Behörden, der manchmal erst mit einem Entscheid vor Bundesgericht endet. Nur wer einen langen Atem hat und mit einem umfassenden Konzept den Mehrwert für die Öffentlichkeit und die Umwelt belegen kann, hat eine Chance auf Erfolg.

Projekt Marina Tiefenbrunnen Zürich

Das Preisgericht sprach sich einstimmig für das Projekt von WALDRAP GmbH, Zürich und von Pechmann Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich aus. In ihrem Antrag zur Weiterbearbeitung schreibt die Jury: „Die Anlage funktioniert für den Segelsport einwandfrei und trotzdem kommt der öffentliche Charakter der Anlage klar zum Ausdruck. Das einfache statische System lässt vergleichsweise niedrige Erstellungskosten sowie gute Werte bezüglich des geforderten Minergie-P-ECO Standards erwarten.“ Es sollte also kein Prestigeobjekt für betuchte Bootsbesitzer werden, gefragt waren vielmehr eine schlichte Ausführung, Zweckmässigkeit, ein optimaler öffentlicher Zugang und gute ökologische Werte.
Realisierung noch nicht gesichert
Basierend auf dem Wettbewerbsresultat wird nun ein raumplanerisches Verfahren, inklusive der Erarbeitung eines Gestaltungsplans, durchgeführt. Nach diesen Vorarbeiten wird der Stadtrat den Gestaltungsplan, die Beteiligung der Stadt an der Trägerschaft und den Baurechtsvertrag für die Marina Tiefenbrunnen dem Gemeinderat der Stadt Zürich zur Beratung und Entscheidung vorlegen. Die Beratung im Parlament wird voraussichtlich ab 2020 stattfinden.
Der Weg ist noch lang und die Realisierung noch nicht gesichert. „Das Risiko ist uns allen bewusst“, sagt Norbert Müller vom Projektleitungsstab des Zürcher Stadtrats. „Wir sind nicht gegen Einsprachen von Umweltverbänden gefeit, haben aber auf ökologischer Seite doch einige Pluspunkte zu verzeichnen. Es handelt sich um ein bereits verbautes Ufer und wir schaffen nicht mehr Bootsplätze, es werden sogar 100 Bojenplätze aufgehoben.“ Ob das reicht, um mögliche Einsprecher zu beruhigen, wird sich zeigen, immerhin sollte es aber gelingen, die Bevölkerung der Stadt Zürich vom Mehrwert der neuen Marina im Gebiet Tiefenbrunnen zu überzeugen, denn sie erhält einen tollen Begegnungsplatz direkt am See. Alles unter Dach Gut geschützt vor Wind und Wetter, keine Bootsplachen, schmutzigen Fender und Festmacher, jederzeit zum Auslaufen bereit und vor den Blicken der Naturschützer verborgen: Die Firma Hochmuth Stansstad sorgte mit dem innovativen Bau des Port de Sugiez bereits vor 20 Jahren für Schlagzeilen. Auf einer ausgebaggerten Landparzelle am Broyekanal wurde eine „Tiefgarage“ für 100 Motorboote erstellt, bei der von aussen nur die Einfahrt sichtbar ist. Auf der Überdachung gibt es nicht nur Platz für Parkplätze, da stehen heute auch Wohnhäuser. Leider eignet sich die unkonventionelle Lösung nur für Motorboote. Skippers Motor widmet der einzigartigen Marina zu ihrem runden Geburtstag in seiner nächsten Ausgabe einen ausführlichen Artikel.
Alles unter Dach
