An der diesjährigen D35 Trophy wurde so hart gekämpft wie noch nie. Die Spitze war unglaublich eng, am Schluss standen jedoch die drei gleichen Teams auf dem Podest wie 2017. Ylliam – Comptoir Immobilier konnte seinen ersten Grand-Prix-Sieg feiern. Rückblick auf eine spannende Saison mit vielen überraschenden Wendungen.
In ihrer zweitletzten Saison machte die D35 Trophy ihrem Ruf alle Ehre. Nach den acht Meisterschaftsevents lagen die Teams so dicht beieinander wie nie zuvor. Nur 33 Punkte trennten den Erst- vom Letztplatzierten. 2017 belief sich die Differenz auf 55 Punkte, 2016 auf 45, 2015 auf 62 und 2014 auf 61.
Auftakt mit Bise
Nach der langen Winterpause, in der die Boote für die neue Saison fit gemacht wurden und sich die Teams dank intensivem Training wieder in Form brachten, startete die Meisterschaft der grossen Genfersee- Katamarane wie jedes Jahr bei der Sociéte Nautique de Genève. Dort erwarteten die neun Teams beste Bedingungen. Zeit zum Eingewöhnen blieb indes keine. Bei steifer Bise mit bis zu 15 Knoten ging es gleich richtig zur Sache, was Alinghi, Ylliam – Comptoir Immobilier, Zen Too und Realteam offenbar gelegen kam. Sie gewannen je einen der vier ersten Läufe.
Bei den insgesamt elf Rennen des Auftaktevents schafften es sieben der neun Teams mindestens einmal unter die ersten drei. Alinghi hingegen segelte in einer anderen Liga und dominierte mit fünf Laufsiegen klar. Auch Mobimo auf dem dritten Schlussrang hinter Alinghi und Ylliam – Comptoir Immobilier hinterliess einen soliden Eindruck. Christian Wahl freute sich nach dem 6. Platz im letzten Jahr über das vielversprechende Resultat: „Im Team ist eine neue, sehr positive Energie zu spüren. Wir haben im Vorfeld zehn Tage am Stück trainiert und das scheint sich auszuzahlen.“
Am darauffolgenden Open de Versoix knüpfte Alinghi dort an, wo es aufgehört hatte: Mit 14 Punkten Vorsprung holte sich das Team souverän den Sieg vor Swisscom und Ylliam – Comptoir Immobilier. Anfang Juni wurde am gleichen Wochenende der Grand Prix de Versoix und die erste grossen Regatta des Wettkampfkalenders, die Genève- Rolle-Genève, ausgetragen. Diesmal sicherten sich Swisscom, Racing Django, Zen Too und Realteam die Podestplätze. Unangefochten auf dem Siegertreppchen stand beides Mal Alinghi.
Genferseefraktion dominiert die Bol d’Or Die Bol d’Or Mirabaud beendete als fünfter Event die erste Saisonhälfte. Und siehe da: Für einmal hiess der Sieger nicht Alinghi, sondern Mobimo. Bei schwachem Wind ging der Genferseeklassiker erst mitten in der Nacht zu Ende. Während des 14-stündigen Rennens hatte fast jeder der D35-Kataramane einmal seine grosse Stunde. Schliesslich machten aber Mobimo, Okalys Youth Projet, Ylliam – Comptoir Immobilier und Alinghi den Sieg unter sich aus. Mobimo gelang auf dem spiegelglatten See ein fehlerfreier Schlussspurt, dem die drei direkten Konkurrenten nichts entgegenzusetzen hatten. Okalys Youth Project konnte sich über den zweiten Platz freuen. Das überwiegend aus unter 18-Jährigen Seglern bestehende Team wurde vom Weltklasseskipper Loïck Peyron angeführt. Eine unglaublich bereichernde Erfahrung für die gesamte Crew und besonders für den zweiten Steuermann Arnaud Grange!
Schwieriger Wiedereinstieg nach der Sommerpause
Der September brachte einige Überraschungen. Eigentlich schien alles darauf hinzudeuten, dass Alinghi weiter den Ton angeben würde, aber ein Zwischenfall brachte die gut geölte Maschinerie ins Stocken. Nils Frei, der seit 15 Jahren als Trimmer an Bord ist, verletzte sich auf der GC32-Tour und musste auf einen Start verzichten. Sein Fehlen machte sich schmerzlich bemerkbar, das Team schien völlig aus dem Konzept. Am Open du Yacht Club wurde es 9., am Open de Crans 6. Erst am Grand Prix Realstone in Nyon fasste es sich wieder und schaffte es erneut aufs Treppchen (3.). Trotz der harzigen Schlussphase reichte es Alinghi dann doch noch für den Gesamtsieg. Die Schwarz-Roten gewannen die D35 Trophy damit zum siebten Mal, allerdings nicht mehr mit 14, sondern nur noch mit fünf Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Ylliam – Comptoir Immobilier konnte am Schlussevent seinen ersten Erfolg feiern und untermauerte damit, dass sein zweiter Gesamtrang hochverdient war. Zen Too war über den 7. Platz in Nyon logischerweise etwas enttäuscht, mit dem dritten Gesamtrang aber zufrieden.
Erleichtert, dass er die Schäfchen doch noch ins Trockene gebracht hatte, entfuhr es Ernesto Bertarelli im Ziel der letzten Regatta: „Bin ich froh, dass es überstanden ist!“ Er freute sich aber wie die anderen acht Skipper auf nächstes Jahr. Dann bestreiten die D35 ihre letzte Trophy.
Was kommt nach den D35?
Wie wir Ihnen bereits in unserer Frühlingsausgabe verraten hatten, segeln die 2004 aus der Taufe gehobenen D35 nächstes Jahr ihre letzte Meisterschaftssaison. Obwohl ihnen bisher kein anderes Boot das Wasser reichen konnte – sie haben in den letzten 15 Jahren mit einer einzigen Ausnahme sämtliche Ausgaben der Bol d’Or gewonnen –, ist die Zeit gekommen, die Katamarane aus ihrem Dienst zu entlassen. 2020 wird daher der modernere Foilerkatamaran TF35 ihre Nachfolge antreten.
Er befindet sich derzeit noch in der Entwicklungsphase. Sein Pflichtenheft hat es in sich. Der Foilerkat muss unter anderem in der Lage sein, schon ab 7 bis 8 Knoten wahrem Wind zu fliegen. Das ist kaum mehr, als die D35 brauchen, um Fahrt aufzunehmen. Die Verantwortlichen lassen sich von den hohen Anforderungen aber nicht einschüchtern. Immerhin handelt es sich um lauter Koryphäen auf ihrem Gebiet: Gonzalo Redondo (ESP) leitet das Projekt, Dirk Kramers (NLD/USA) ist für die Struktur zuständig, Adame May (GRB) für das Foilerdesign, Luc Dubois (SUI) für die Foilersysteme und Marc Ménec (FRA) für die 3D-Modellierung. Angesichts eines solch hochkarätigen Teams ist die Chance gross, dass eine technologische Bombe entsteht.
Die ersten Tests wurden im Sommer auf einem abgeänderten Easy To Fly (Bild rechts) durchgeführt. Dabei wurden mehrere technische Entscheidungen in Bezug auf die Flugassistenten überprüft. Im Winter werden die Tests fortgesetzt, der Bau der ersten Teile ist Anfang 2019 geplant und die Baunummer 1 soll im Frühling 2019 vom Stapel laufen. Bis zum Saisonauftakt im Mai 2020 sollen insgesamt acht oder neun dieser Foilerkats entstehen. Gebaut werden die TF35 von einem Konsortium hochspezialisierter Unternehmen. Ingenieur Jean-Marie Fragnière, der zuvor 30 Jahre das Planungsbüros der Décision SA 30 Jahre geleitet hatte, koordiniert den Bau, und Bertrand Favre, der Serie Master der D35, ist für das Gesamtmanagement verantwortlich.