Skippers

von Brice Lechevalier

© DR

Was bereitet Swiss Sailing für sein 75-Jahr-Jubiläum vor?

Die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen werden sich auf drei Ebenen an drei verschiedenen Orten abspielen. Im Verkehrshaus Luzern ist bis im Oktober die Sonderausstellung „Segelnation Schweiz“ zu sehen. Es werden über 300’000 Besucher erwartet. Für mich ist allein schon die Tatsache, dass der Schweizer Segelsport in 75 Jahren ein so hohes Ansehen erlangt hat, ein grosser Erfolg. Am ersten Maiwochenende ist das Juniorenfest mit einer Regatta in Brissago auf dem Lago Maggiore geplant. Die grosse Gala und das Race of Champions finden dann auf dem Thunersee statt. Dort wurde der Verband vor 75 Jahren gegründet. Hauptpartner von Swiss Sailing für die Organisation dieses Grossanlasses, an dem 500 Personen teilnehmen, ist der TYC.

Haben Sie vor, an den SUI Sailing Awards etwas zu verändern?

Die Weiterentwicklung der SUI Sailing Awards ist ein grosses Anliegen des Organisationskomitees. An Ideen und kreativen Vorschlägen mangelt es nicht. Am schwierigsten ist aber die Finanzierung einer solchen Veranstaltung. Die fehlenden Mittel wirken wie eine Bremse. Dieses Jahr ist wahrscheinlich nicht mit einer grossen Revolution zu rechnen.

Wie läuft es mit dem Clipper Race und was bringt das Abenteuer?

Das Clipper Race ist für Swiss Sailing bereits jetzt ein Erfolg. Es war das erste Projekt, das unter meiner Präsidentschaft lanciert wurde. Den Floh haben mir Chris Preston und Martin Strobel ins Ohr gesetzt. Bisher läuft alles bestens. Wir haben eine Etappe gewonnen und die Segler sind alle sehr zufrieden. Man kann sich kaum vorstellen, was die Teilnahme an einer solchen Regatta alles bringt. In der Schweiz gibt es rund 100’000 aktive Segler und ich bin überzeugt, dass möglichst viele die Chance erhalten sollten, ein solches Abenteuer zu erleben.

Vincent Hagin und Pascal Chatagny an der Bacardi Week 2011 in Miami. © John Payne

Welches persönliche Fazit ziehen Sie aus dem Youth America’s Cup?

Der Youth America’s Cup mit Team Tilt war eine Demonstration dessen, worauf wir uns in der Schweiz am besten verstehen: Vorzüglichkeit. Sie kam beim Management des komplizierten, ehrgeizigen Projekts zum Tragen, zeigte sich aber auch in der Dynamik der SNG, einem der Vorzeigeclubs des Verbands, und bei den hochtalentierten jungen Seglern des Swiss Sailing Teams. Ausserdem hat das Erlebnis die aussergewöhnlichen Erinnerungen an Alinghi wachgerufen. Ich kann mich bei den Leuten, die das Projekt zum Erfolg geführt haben, nur aufs Herzlichste bedanken.

Wie beurteilen Sie das Niveau der Olympiaanwärter?

Olympia ist noch in weiter Ferne. Im Leistungssport gibt es aber eine Grundregel: Auf lange Frist ausgelegte harte Arbeit schafft die Grundlage für gute Leistungen während der gesamten Karriere. Mit dieser Arbeit muss schon sehr jung begonnen werden und eine Olympiamedaille ist ein Projekt, das über zwei oder sogar drei Olympiaden geplant wird. 2013 war für die Schweizer Olympiasegler und die Nachwuchssegler in der Schweiz ein historisches Jahr. Sie haben alles richtig und in der richtigen Reihenfolge gemacht. Zudem haben wir seit den Olympischen Spielen 2012 in London im Bereich der Unterstützung der Athleten vieles verändert. Worauf es ankommt, sind gemeinsame Anstrengungen des Clubs, der Region, des Verbands, der Familie und der Investoren, denn nur mit vereinten Kräften kann man etwas erreichen. Ohne eine solche Unterstützung kann auch der grösste Athlet keinen Erfolg haben. In dieser Hinsicht sind Stanislas Wawrinka, Lara Gut und Dominique Gisin Vorbilder.

Wie sieht Ihre Nachwuchsförderung konkret aus?

Die Fördermassnahmen sind sehr vielfältig. Am wichtigsten scheinen mir die finanzielle Hilfe von Swiss Sailing für die Regionen und die Organisation von Trainingseinheiten im Ausland für die Mitglieder des Talentpools und des Juniorenkaders durch das Swiss Sailing Team. In naher Zukunft soll ein qualitativ hochstehendes regionales Leistungszentrum mit je einem Ableger am unteren und oberen Genfersee hinzukommen. Es braucht aber noch weitere Massnahmen, wie ein spezielles Schulprogramm, das sich mit dem Training vereinbaren lässt, und die medizinsportliche Begleitung durch Sportmediziner und ausgebildete Trainer. Wir haben zudem eine Internetplattform aufgeschaltet, auf der alle Hochleistungstrainer und -sportler ihr Programm und ihre Leistungen planen und überprüfen können. Schliesslich arbeiten wir auch an Projekten im Bereich Wettervorhersage, Elite und Junioren.

Vincent Hagin zusammen mit der ehemaligen Miss Schweiz Jennifer Ann Gerber, Sir Robin Know-Johnston und der Skipperin Vicky Ellis am 1. August 2013 bei der Taufe der Switzerland in Portsmouth. © DR

Wie kann die schwindende Regattabeteiligung in der Schweiz eingedämmt werden?

Dieses Problem gibt es gar nicht. Bei Swiss Sailing ist die Mitgliederzahl sogar leicht gestiegen. Unsere Mitglieder pflegen ganz einfach eine andere Art des Segelns. Bei einigen Klassikern ist die Beteiligung tatsächlich rückläufig, bei anderen jedoch nicht. Dadurch entsteht das Gefühl, dass die Meldezahlen zurückgehen. Es handelt sich um ein gesellschaftliches Phänomen, das nichts mit dem Segeln zu tun hat: das der sitzenden Generation. Es wird weniger Sport getrieben. Ein grosses Problem dieser sitzenden Generation ist auch die Mobilität. Berufstätige haben immer weniger Zeit für Freizeitaktivitäten und das ist in meinen Augen der wichtigste Einflussfaktor.

Über das Abenteuer auf der Clipper-Jacht wird in den Schweizer Botschaften und in den nationalen Medien wie dem Westschweizer Fernsehen und der NZZ berichtet. Es sind bereits Bewerbungen für die nächste Ausgabe eingegangen. © DR

Welche Zukunftsprojekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Meine Anliegen als Präsident sind vor allem strategischer Art. Die Strategie baut auf Bestehendem und den Verbandsmitgliedern auf. Ich möchte unseren besten Junioren und unseren Mitgliedern, den Clubs und Klassen, ein nationales Leistungszentrum bieten. Sollte das Projekt zustande kommen, könnten unsere Partner und der Bund fast eine Million in den Segelsport investieren. Mit einer solchen Struktur könnten wir für die Ausbildung der Elite eine hochmoderne, professionelle Anlage bereitstellen. Ausserdem könnten wir die Ausbildung der Judges, der Race Officer und der Trainer organisieren. Schliesslich wäre auch eine Ausbildung im Match Racing denkbar. Seit das Dossier 2011 dem Bundesamt für Sport in Magglingen eingereicht wurde, sind wir gut vorangekommen.

Der Präsident kann zwar momentan nicht selbst segeln, erwartet aber Ende Juni zum Race of Champions in Thun über 500 REGATTEURE. © DR

Ein zweites Projekt besteht darin, möglichst vielen Interessierten den Zugang zum Segeln zu ermöglichen. Das Clipper Race auf dem Meer und Sailbox auf unseren Seen gehen in diese Richtung. Ich unterstütze den Spitzensport in jeder Form, der Verband kann aber aufgrund der beschränkten Mittel mithilfe von Fonds aus nationalen und kantonalen Sporteinrichtungen nur dem olympischen Segeln finanziell unter die Arme greifen.

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