Zehn Seen in 72 Stunden der Länge nach absegeln: Das war die Challenge, der sich Beat Fankhauser gestellt hat. Der gebürtige Emmentaler liess sich auch von Kälte, Schnee und Sturm nicht abhalten. Er betrachtet die Herausforderung als gutes Training für die geplante Teilnahme an der Vendée Globe.
Text: Walter Rudin
Beat Fankhauser ist im Tirol aufgewachsen und lebt heute auf Mallorca, wenn er nicht gerade auf dem Meer unterwegs ist. Bis zu 50 Wochen pro Jahr verbringt der Hochseesegler auf dem Wasser, 24-mal schon hat er den Atlantik überquert. Auf die ungewöhnliche Wette ist der Schweizer am Stammtisch in seinem Heimatort Trub im Berner Hinterland gekommen. Freunde forderten ihn heraus: «Wenn du es schaffst, zehn grosse Schweizer Seen innerhalb von 72 Stunden nonstop zu durchsegeln, spenden wir pro See Geld für einen guten Zweck.»
Fankhauser absolvierte die 270 Kilometer Wasserstrecke nicht mit einer foilenden Hightech-Jacht, sondern vielmehr mit einem fast 40-jährigen Microcupper, einer kleinen Jacht mit 18,5 m2 Segelfläche. Begleitet wurde er von einem Team mit Bus und Trailer. Das Boot musste ja mit dem Auto von See zu See transportiert werden. Drei Tage lang, rund um die Uhr hiess es: trailern, einwassern, Mast stellen, See durchqueren, aus- wassern und sofort weiter zum nächsten See.
Schnuppern für die Vendée
Im Sommer könnte man dem Unternehmen ja noch einige Annehmlichkeiten abgewinnen, das Ganze fand aber mitten im Winter statt. Die Kältewelle hatte Anfang Februar gerade die Schweiz erreicht, als Fankhauser in Genf startete. Schneestürme, Eisregen und Frost blieben treue Begleiter. «Auf dem Zürichsee konnte der Mast nicht mehr ge- stellt werden, weil alles vereist war, auf allen andern Seen wurde aber meist gesegelt», sagt Fankhauser. «Gut zwei Drittel der Fahrt kamen unter Segel zustande, den Rest habe ich mit dem Flautenschieber absolviert.» 69 Stunden hat der Emmentaler gebraucht und damit seine Wette gewonnen. Mit dem eingefahrenen Geld wird dem neuen Kindergarten in seinem Hei- matdorf Trub ein Aktiv-Piratenschiff für den Spielplatz spendiert.
Extreme Belastungen ist der Offshore-Segler gewohnt. Das dreitägige Martyrium betrachtet er als ideales Training für sein neues Vorhaben. Seit sieben Jahren träumt er von der IMOCA- Klasse und seinem Fernziel, einmal an der Vendée Globe teilzunehmen. Jetzt hat er konkrete Pläne: «Wir suchen gerade einen Investor für die Open 60, die uns zum Kauf angeboten wurde, die ersten Gespräche laufen schon. Wenn alles klappt wie geplant, starten wir im Mai an den ersten Rennen der IMOCA Globe Series.»