Text: BRICE LECHEVALIER
Zum 20-jährigen Bestehen des Skippers-Magazins und den letzten 20 Jahren Schweizer Segelsport möchten wir 20 grossartige Schweizer Seglerinnen und Segler würdigen, die diese Zeit mit ihren Erfolgen geprägt haben. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Liste ist nicht vollständig. Alle porträtierten Athleten haben aber etwas gemeinsam: Sie sind mindestens seit der Jahrtausendwende feste Grössen der Schweizer Segelszene und verteidigen die Farben unseres Landes entweder auf unseren Binnenseen oder auf den Weltmeeren – meist mit beachtlichen Ergebnissen. Zusammen repräsentieren sie einen Grossteil der Segeldisziplinen. Ihr Talent ist bei allen grossen Segelnationen anerkannt und hat die Schweiz aus ihrem Schattendasein befreit. Die meisten feiern weiterhin grosse Erfolge und bescheren uns hoffentlich noch lange Zeit viel Freude! Die Liste im nachfolgenden Kapitel ist umfangreicher: Sie enthält die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister aller Klassen von 2000 bis 2020. Einige Namen sind Ihnen sicher bekannt. Ein riesiges Bravo an sie alle!
JUSTINE METTRAUX
Text: Vincent Gillioz
Königin der Einhandregatten
Justine Mettraux ist unbestritten DIE Entdeckung der Schweizer Hochseeszene der letzten zehn Jahre. Gewissenhaft, fleissig und entschlossen macht sich die Kämpferin für die Förderung der Seglerinnen stark.
Justine Mettraux ist in Genf geboren und in Versoix aufgewachsen. Sie wurde auf dem Familienboot zusammen mit ihren Geschwistern schon sehr früh ins Segeln eingeweiht. Die Schweizer Skipperin entpuppte sich bereits in jungen Jahren als Ausnahmetalent, zunächst im Centre d’Entraînement à la Régate, dann an der Tour de France à la Voile an der Seite von Etienne David und auf dem D35 Ladycat, auf dem sie mehrere Saisons zum Stammteam gehörte und auch die Bol d’Or Mirabaud gewann.
So zurückhaltend sie an Land auftritt, so dickköpfig und zäh ist sie auf dem Wasser. Weder ihre Teammitglieder noch ihre Konkurrenten werden das bestreiten!
2012 engagierte sie sich mit Unterstützung von TeamWork, von dem sie acht Jahre gesponsert wurde, in der Mini-Klasse. Sie mischte auf Anhieb an der Weltspitze mit, erlangte einen Sieg nach dem anderen und beendete kaum ein Rennen neben dem Podest. Um sich voll und ganz dem Segelsport zu widmen, zog sie in die Bretagne und trat dem Hochsee-Regattapool von Lorient bei, wo sie vom angesehenen Tanguy Legatin gecoacht wird.
2013 beendete sie die Mini-Transat als 2. bei den Serienbooten und erzielte damit das beste je von einer Frau erreichte Ergebnis. Obwohl sie keinen Hehl daraus macht, dass sie am liebstensolo unterwegs ist und ihr Einhandregatten auch am besten liegen, schloss sie sich für das Volvo Ocean Race 2014–2015 dem Team SCA von Samantha Davis an. Spätestens jetzt war sie bekannt wie ein bunter Hund und überall gefragt. 2017-2018 bestritt sie auf der Donfeng mit Charles Caudrelier erneut drei Etappen des Volvo Ocean Race.
Parallel dazu startete sie ihre Karriere bei den Figaro und nahm viermal am jeweiligen Saisonhöhepunkt, dem Solitaire du Figaro, teil. Dort behauptete sie sich wacker. 2016 wurde sie 27. (und vor allem 3. bei den Neulingen), 2017 reichte es für den 7., 2018 für den 11. und 2019 für den 18. Platz.
Für ihre herausragenden Leistungen wurde Justine Mettraux bereits dreimal mit einem SUI Sailing Award ausgezeichnet: 2012 als Female Sailor of the Year, 2014 als Offshore Sailor of the Year und 2017/2018 erneut als Female Sailor of the Year. In ihrer damaligen Dankesrede sagte sie: «Ich hoffe, dass ich andere Regattasegler und wenn möglich Frauen motivieren kann, meinem Beispiel zu folgen, denn wir sind noch immer viel zu wenig Seglerinnen.»
Highlights
2013: 2.Platz an der MiniTransat bei den Serienbooten und bestplatzierte Frau des Rennens
2014–2015: Volvo Ocean Race mit Team SCA
2016: 3.Platz bei den Neulingen am Solitaire Bompard Le Figaro