Immer häufiger sieht man Pumpfoiler, die weder Wind noch Wellen brauchen, auf unseren Seen. Nun haben sich einige in eine Schlucht vorgewagt. Pumpfoilen ohne Grenzen!
Text: Patricia Oudit
September 2022, Areuse-Schlucht (Kanton Neuenburg): Auf der Brücke beim Saut de Brot beobachtet ein Grüppchen von Menschen die Show, die sich unten bietet: Benjamin Friant versucht, mit seinem Foil Scooter, einem Unikat Eigenbau, auf dem zwischen zwei Felswänden eingezwängten Fluss zu surfen. Der Luzerner Kilian Braun, Experte in Sachen «No-limit»-Pumpfoilen, hat diesen rauen Spot einige Tage zuvor im Internet entdeckt. Nachdem er sein 10 kg schweres Material eine halbe Stunde lang auf den engen und rutschigen Wegen durch die Schlucht geschleppt hat, versucht er zunächst, Bereiche ohne Felsen mit ausreichend Platz für das Foil zu auszumachen. Gar nicht so einfach bei einer Tiefe von stellenweise gerade einmal 60 cm! Benjamin zeigt sich skeptisch, doch Kilian liebt Herausforderungen und gehört nicht zu denen, die sich von ein paar Felsen abschrecken lassen. Mutig stürzt er sich als Erster in die Fluten: Er springt direkt auf sein Brett, bewegt sich mit känguruartigen Bewegungen einige Meter in Richtung Wasserfall, stopp abrupt kurz vor der Felswand und kommt dann trotz seines dicken Surfanzugs völlig durchgefroren wieder zurück. «Auf einem See zu pumpen ist inzwischen sehr leicht, wenn man es kann, aber natürlich trotzdem spassig und cool», erklärt Kilian und ergänzt: «Mit dieser Challenge wollte ich zeigen, dass man diesen Sport eigentlich überall ausüben kann und dass er ein immenses Zukunftspotenzial hat, auch wenn er nicht so erfolgreich wie das Stand-up-Paddling werden wird, da er für das breite Publikum nicht so einfach zu lernen ist.»
Foiling Gang
Die Zukunft dieses Sports, der Surfen ohne Wind und Wellen auf einem See möglich macht, scheint in der Tat vielversprechend zu sein. Denn letztendlich eignet sich jeder See, solange es einen Ponton gibt. «In der Schweiz haben wir keinen Ozean in der Nähe. Dass man allein dank der Tragflügel am Brett praktisch täglich foilsurfen kann, hat mich deshalb total fasziniert!», schwärmt Sarah Spalinger, die den Sport vor zwei Jahren in Zürich mit der von Steeve Fleury angeführten Indiana Foiling Brigade entdeckt hat. «Wenn man erst mal genügend Schwung hat, um eine Bewegung zu bewirken, kommt man recht schnell voran. Ist das Foil oben, gibt man einen Impuls, ist es unten, entlastet man es, sodass es von alleine wieder nach oben kommt. Das Schwierigste ist der Start: Ich habe 300 Versuche gebraucht, bis ich meinen ersten Start von einem Ponton aus geschafft habe. Er war etwas höher als durchschnittliche Pontons, was für den Anfang hilfreich ist.» Trotz dieser grundsätzlichen Schwierigkeit, die Sarah bestätigen kann, findet der Sport, für den man kein Surfer sein muss, immer mehr Anhänger.
«Manche Leute, die das noch nicht kennen, fragen uns, ob wir einen Motor haben! Und manche staunen über die Tricks meiner Kumpel. Das wird auf unseren Seen ein immer häufigeres Bild werden!»
Was Kilian Braun betrifft, so plant er, das Schluchterlebnis zu wiederholen. «Mit meinem Freund Benjamin Friant werde ich weitere Aktionen dieser Art machen, aber ich möchte lieber nichts verraten. So kann ich das vorher in Ruhe auskundschaften, denn das Surfen an solchen Orten ist nicht für jeden etwas. Man muss es verdammt gut im Griff haben, sonst kann es gefährlich werden, wenn es nicht schlichtweg verboten ist … In der Zwischenzeit übt der Luzerner den Beachstart. «Das ist nicht einfach und super heikel, weil man das Foil dabei kaputtmachen kann!», stellt der experimentierfreudige Pumpfoiler fest.