Da die Diesel- und Benzinpreise stetig steigen, suchen die Motorenhersteller nach Lösungen, um den Treibstoffverbrauch der Boote zu reduzieren. Dazu werden natürlich in erster Linie sparsamere Motoren oder elektrische Systeme entwickelt. Zusammen mit überarbeiteten Rumpfformen werden so teilweise eindrückliche Ergebnisse erzielt.
Text : Dominique Salandre
Innovative Rümpfe für mehr Effizienz
Air-Step-Rumpf von Beneteau
Die Air-Step-Technologie wurde 2003 von Beneteau entwickelt und ist mittlerweile bei der zweiten Generation angelangt. Sie sorgt für mehr Komfort, Sicherheit und Leistung. Unter dem innovativen Rumpf befinden sich kleine Stufen, die das anhaftende Wasser abtrennen und so die Reibungsfläche verringern. Zusätzlich wird auf beiden Seiten gezielt Luft unter den Rumpf zum Heck geführt, sodass eine Luftkissenwirkung entsteht, die die Schläge dämpft und die benetzte Fläche verkleinert. Dadurch wird das Fahrverhalten verbessert, das Schiff taucht weicher in die Wellen ein und der Treibstoffverbrauch wird um rund 30 Prozent gesenkt. Die zweite Generation korrigiert die kleinen Mängel der Erstversion und ist sogar mit IPS-Antrieben von Volvo kompatibel. Heute ist ein Grossteil der Aussen- und Innenborder von Beneteau zwischen 5,5 und 50 Meter mit Air-Step-Rümpfen ausgestattet.
Leen, der Trimaran mit Hybridmotor
Eine andere Lösung für mehr Effizienz sind Mehrrümpfer nach dem Vorbild von Leen. Leen steht für die Motortrimarane der französischen Werft Neel. Motorbetriebene Dreirümpfer sind auf dem Markt noch Mangelware, obwohl sie ein hohes Mass an Sicherheit, vor allem auf hoher See, bieten. Die von Leen haben dank der schmalen Rümpfe zudem einen extrem schwachen Strömungswiderstand. Daher braucht es auch keine besonders leistungsstarken Motoren, um das Boot anzutreiben, was wiederum den Treibstoffverbrauch erheblich senkt. Die Entwickler sind sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben dem Tri eine Hybrid- Motorisierung verpasst. Er verfügt neben dem zentralen Dieselmotor über zwei Elektro-Pods, einen an jedem Aussenrumpf. Die beiden Systeme laufen entweder gemeinsam oder separat. Bestückt mit diesem Hybridantrieb schafft der Leen 56 (17,10 m) eine Fahrtgeschwindigkeit von 12 Knoten und verbraucht weniger als 2 Liter pro Seemeile. Auf dem Nachfolgermodell, dem Leen 72, ist das gleiche System verbaut.
Beneteau Project E: langsamer, dafür länger
Beneteau hat mit seiner Swift-Trawler-Modellreihe den Trawler neu definiert. Jetzt möchte die Werft bei deutlich grösseren Langfahrtenmodellen das Gleiche tun. Im Rahmen des zukunftsweisenden «Project E» will sie den Markt mit zwei unterschiedlich langen Trawlern (18,95 und 22,28 m) umkrempeln. Sie zeichnen sich nicht nur durch eine neue Raumgestaltung mit 30 bis 40 Prozent mehr Wohnfläche aus, sondern auch durch einen komplett neuen Rumpf, dank dem sie im Vergleich zu gleich grossen Jachten mit Gleitrumpf 35 Prozent Treibstoff sparen. Der Hersteller hat über 300 Stunden damit verbracht, mithilfe des leistungsstarken IT-Tools MICAD einen Rumpf mit deutlich mehr Effizienz zu zeichnen. Mit einem 730-PS-Motor von MAN soll der E-1 bei einer Marschgeschwindigkeit von 8 Knoten eine Reichweite von 900 Seemeilen haben. Wer langsam fährt, kommt eben weiter! Der E-1 kann aber auch mit stärkeren Motoren ausgestattet werden, die ihn auf bis zu 20 Knoten beschleunigen. Beim E-2 sind sogar Motorenstärken von bis zu 1200 PS möglich. Damit schafft er bei einem Reisetempo von 10 Knoten eindrückliche 1400 Seemeilen.
Sparsamere Motoren
Greenline Hybrid
Mit einem Elektroantrieb ist man zwar geräusch- und abgaslos unterwegs, hat allerdings nur eine begrenzte Reichweite, was bei längeren Fahrten zum Problem werden kann. Falls Sie aber Ihre CO2-Bilanz reduzieren möchten, sind Hybrid-Motorisierungen eine gute Alternative. In diesem Bereich spielt Greenline ähnlich wie Toyota in der Automobilsparte eine Vorreiterrolle. Die meisten Modelle des Jachtherstellers werden mit drei verschiedenen Motorisierungen angeboten: einem klassischen Verbrennungsmotor, einem Hybrid-Antrieb (Hybrid Drive) mit einem Diesel- und einem Elektromotor oder mit einem vollständigen Elektroantrieb. Hinzu kommen Solar-Modelle, bei denen die Batterien mit dem Strom der Solarpanels auf dem Dach aufgeladen werden.
Motorenhersteller setzen auf Hybridantriebe
Greenline ist aber nicht der einzige Bootsbauer, der auf Hybridantriebe setzt. Immer mehr Hersteller wenden ähnliche Systeme an. Neben Yanmar, der die Greenline-Jachten ausrüstet, hat auch Deutz eine Lösung entwickelt, die einen 2,9-Liter-Dieselmotor mit einem 55-kW-Elektromotor kombiniert. Zusammen leisten sie 110 kW. Volvo Penta hat für 2021 ein eigenes Hybrid- System angekündigt. Das Hybrid-powered Inboard Performance System läuft mit IPS-Antrieben und verfügt über einen Elektromotor, der zwischen dem Dieselmotor und dem IPS-Pod eingebaut ist. Über eine Kupplung können die Motoren getrennt oder gemeinsam betrieben werden. Der Trend zu sparsameren Motoren setzt sich mehr und mehr durch. In der Handelsschifffahrt zum Beispiel führen bereits mehrere grosse Player wie CAT oder ENAG Lösungen im Angebot, mit denen sich Zehntausende von Euro an Kraftstoff sparen lassen. Auch bei den Jachten sind bereits mehrere weitere Werften auf den Trend aufgesprungen. Das finnische Unternehmen Nord Star bietet eine ähnliche Lösung an wie Greenline und die Beispiele mehren sich. Parallel dazu drängen neue Technologien wie Wasserstoff auf den Markt. Bis diese neuen Technologien aber alle überzeugen und die traditionellen Verbrennungsmotoren ersetzen, werden wohl noch einige Jahre vergehen.
VIELE HERSTELLER VON INNENBORDMOTOREN
BIETEN NEU HYBRIDANTRIEBE MIT DIESEL- UND ELEKTROMOTOREN AN. YANMAR, DEUTZ UND STEYR HABEN ES VORGEMACHT, VOLVO UND WEITERE FIRMEN FOLGEN.