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Pat Burgener – Zwischen Halfpipe und Mikro

von Quentin Mayerat

Pat Burgener (28) legt eine einzigartige Doppelkarriere als Snowboarder und Musiker hin: Er hat fünf Indie-Pop-EPs herausgebracht und zig Snowboard-Erfolge eingefahren, darunter ein fünfter Platz an den Olympischen Spielen 2018. Sein Ziel: «good vibes» verbreiten.

Text: Patricia Oudit

Wenn man Pat Burgener fragt, auf welchen Titel er am stolzesten ist, zögert er: «SnowboardMedaille oder Musiktitel?» Der 28-jährige gebürtige Lausanner führt nämlich in zwei Bereichen ein Leben auf der Überholspur. Durchgetaktet zwischen Halfpipe und Mikro, Schnee und Tabulaturen hat er dennoch ein unvergleichliches inneres Gleichgewicht gefunden. Und das, obwohl seine Zukunft zunächst nicht so rosig aussah. Der hyperaktive Junge galt als autoritätsresistent: «Ich schwänzte den Unterricht, flog mit zehn in einem Jahr von vier Schulen und man prophezeite mir schliesslich, dass ich es im Leben zu nichts bringen würde …» Eines Tages aber macht es «klick»: Pat legt auf einer Piste in Crans-Montana, wo er seit seinem fünf Lebensjahr Snowboard fährt, seinen ersten 360er hin – und will mehr davon! In dieser Zeit beginnt er auch mit dem Gitarrespielen. «Ich fand das zunächst irgendwie out, aber meine SnowboardKumpels spielten auch und da merkte ich, dass es eigentlich ganz cool war. Inzwischen ist die Gitarre mein Ausdrucksmittel!» Mit 14 wird der Waadtländer zum jugendlichen Snowboard-Star, schafft es von 2010 bis 2012 bei der WM viermal aufs Podium. 2011 gelingt ihm sogar als erstem Snowboarder der Welt ein «Switch Backside Triple Cork 1440» – sein Signature Move.

©Oddbox
DR

Stets Olympia im Visier

2014 dann ein Wendepunkt: Pat ist 20 und tauscht nach einem Handbruch und einem Kreuzbandriss am rechten Knie Snowboard gegen Gitarre. Man fühlt sich an den Surfer und Singer-Songwriter Jack Johnson erinnert. «Ja, da gibt es eindeutig Parallelen. Ich bin der einzige Snowboarder, der gleichzeitig professionell Musik macht.» Der Unterschied ist bloss, dass es der für seinen smoothen Stil bekannte Rider in beiden «Disziplinen» extrem weit gebracht hat. «Als ich Supporting Act von Angus Stone war, war der baff, dass ich im Profisport immer noch so aktiv bin und gleichzeitig genauso professionell auf der Bühne stehe», erzählt der Lausanner. Der Junge von einst, der angeblich im Leben nichts auf die Reihe bekommt, startet durch wie eine Rakete. Neben Gitarre spielt er jetzt auch Klavier, Mundharmonika und Schlagzeug. Obgleich er sein «Spielfeld» erweitert hat, arbeitet Pat nur mit einem kleinen Kreis an Leuten zusammen: «Mein jüngerer Bruder ist Produzent in London. Wir schreiben alle Stücke gemeinsam. Und mein älterer Bruder, der einen Abschluss in Business and Economics hat, verwaltet mein Geld und ist mein Sport- und Musikmanager.»

©Elmar Bossard

Pat hat Lust, sein Doppelleben noch lange fortzusetzen: «Ich will an den nächsten Olympischen Spielen in Mailand teilnehmen.» In Peking ist der Schweizer Rider auf der Halfpipe Elfter geworden. War er darüber enttäuscht? «Ich hatte ein Jahr zuvor eine schwere Knieverletzung. Man sagte mir, dass ich vielleicht nie wieder snowboarden könnte, dass sie versuchten, mein Bein zu retten … Also für mich war es einfach der Wahnsinn, dass ich 2022 an den Spielen teilnehmen konnte. Ich war wohl so glücklich, dass ich etwas super Positives ausgestrahlt habe und besseres Feedback als die Medaillengewinner erhielt. Das beweist, dass das Ergebnis nicht das Wichtigste ist, sondern der Weg dahin und was du gemeinsam mit anderen erlebst.»

©Oddbox

Bis zum nächsten Heiligen Gral, den Olympischen Spielen, ist Pats Terminkalender ziemlich voll. Von April bis Oktober fünf Konzerte pro Woche und er freut sich auf zwei Monate Tour-Leben – der Heilige Gral des Musikers, findet Pat. Im Herbst geht es dann zurück in den Schnee. «Dieses Jahr plane ich, an den vier Weltcup-Stopps teilzunehmen und an den X-Games in Aspen. Eventuell
will ich bei diesen grossen Events nach dem Wettkampf noch ein Konzert geben. Das wäre die perfekte Kombi.» Für Pat das pure Glück, denn dann wäre er «in Harmonie mit sich selbst». Und das ist zweifellos der «Titel», der ihm am liebsten ist. → www.patburgener.com

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