Prestige Yachts M7
Prestige Yachts ist der unangefochtene Marktführer im Segment der Motorjachten. Seine beneidenswerte Entwicklung verdankt der französische Hersteller mutigen strategischen Entscheidungen und einem feinen Gespür für Marktbedürfnisse. Beides hat dazu geführt, dass aus einem Modellnamen eine Marke mit Kultstatus wurde. 2022 überraschte das Unternehmen mit dem ersten Motorkatamaran der Firmengeschichte, dem M48. Auf ihn folgte 2023 der innovative M8 und in diesem Jahr der M7, den wir für Sie probefahren durften.
In den späten 1980er-Jahren, in denen alles noch grösser, noch schöner und noch besser sein musste, hatten Luxusautos und Megajachten Hochkonjunktur. Exklusives boomte. In diesem Kontext brachte Jeanneau den Prestige 41 auf den Markt. Weil die Werft mit dem Highend-Segment wenig vertraut war, holte sie den italienischen Designer Vittorio Garroni an Bord. Nach dem Erstlingserfolg gründete Jeanneau mit Ferretti die Marke Yarding Yachts. Danach geriet Prestige etwas ins Abseits. Der Name trat erst mehrere Jahre später wieder in Erscheinung, als 1997 eine ganze Modellpalette nach ihm benannt wurde. Sie bildete den Grundstein der noch immer anhaltenden Erfolgsgeschichte. Zum 20-jährigen Jubiläum im Jahr 2009 hatte Prestige bereits 2500 Jachten verkauft und trat fortan als eigene Marke auf. Heute tragen mehr als 5000 Motorboote das Prestige-Logo. Die Marke beschäftigt 1200 Mitarbeitende und produziert drei Linien von Einrumpfjachten: die F-Line, die S-Line und die X-Line.
M-Line: Einstieg in den Mehrrumpf-Markt
Doch gehen wir nochmals ein paar Jahre zurück. 2022 lancierte Prestige mit dem M48 seinen ersten Motorkatamaran. Da die Marke 33 Jahre ausschliesslich Einrumpfjachten produziert hatte, kann davon ausgegangen werden, dass die Marketingstrategie hinter dem Kurswechsel gut durchdacht war. Die Ansprüche der Kunden wuchsen fortlaufend. Sie wünschten zunehmend mehr Komfort und mehr Lebensraum, doch die X-Line stiess diesbezüglich an ihre Grenzen. Also entschloss man sich gemeinsam mit der Beneteau-Gruppe, den Markt der Powerkats zu erschliessen. Die treue Kundschaft wollte man aber auf keinen Fall verlieren. Prestige brach daher nicht mit der bisherigen Philosophie, sondern entwickelte ein Modell auf zwei Rümpfen, das den Markenwerten treu bleibt und zugleich umweltfreundlich ist. Bei gleicher Geschwindigkeit und Verdrängung verbraucht ein Katamaran rund 40 Prozent weniger Treibstoff als eine Einrumpfjacht. Prestige ging sogar noch einen Schritt weiter und begrenzte die Höchstgeschwindigkeit seines Modells aus ökologischen Gründen auf 20 Knoten, was deutlich unter dem marktüblichen Standard von 25 Knoten liegt. Mit dem Gesamtdesign des M48 wurde Andrea Garroni beauftragt. Von seinem Reissbrett stammen seit dem Erstling alle Prestige-Modelle. Er sollte für die neue M-Line Mehrrümpfer entwerfen, die zwar im Einklang mit der Marken-DNA stehen, aber dennoch eine eigene Identität haben. Statt die Linienführung von den Segelkatamaranen abzukupfern, wurden ausschliesslich für den Motorantrieb ausgelegte Rümpfe gezeichnet, die den Powerkat schmaler, aber höher machen. Das Ergebnis überzeugte, der M48 war auf den ersten Blick als Prestige zu erkennen und doch ein Unikum. Philippe Briand hatte mit seinem Rumpfdesign den Nerv der Zeit getroffen. Dem M48 gelang am Cannes Yachting Festival 2022 ein Senkrechtstart. Mehr als die Hälfte der rund 20 an der Messe verkauften Boote waren M48! Die Geschäftsleitung von Prestige Yachts rechnet damit, dass sie allein mit der M-Line 40 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften wird. Vor zwei Jahren stellte Prestige mit dem M8 sein zweites Modell vor. M steht für Multihull, 8 für die Äquivalenz zu einem 80-Fuss-Monohull. Diese Bezeichnung hat sich in der Beneteau-Gruppe bereits etabliert und kommt vor allem in der MY-Reihe von Fountaine Pajot zur Anwendung. Prestige bietet in dieser Grössenklasse ultimativen Luxus, mit der Absicht, sich als grosser Player im Highend-Segment zu positionieren. Der endgültige Durchbruch soll mit dem neuen Flaggschiff gelingen. Dessen Rümpfe stammen im Übrigen von Marc Lombard Yacht Design.
Modell Nummer 3, der Prestige M7
Das dritte Modell der M-Line reiht sich zwischen dem M48 und dem M8 ein. Es wurde im Januar 2025 an der boot Düsseldorf angekündigt. Sechs Monate später präsentierte uns Prestige den M7 in einer exklusiven Premiere im italienischen Monfalcone, nur wenige Kabellängen von der Produktionsstätte entfernt. Schon vom Pier aus macht der imposante M7 mächtig Eindruck. Garonni Design hat sich nicht mit einem Copy-Paste begnügt, sondern gegenüber den beiden ersten Modellen viele spannende Neuheiten eingebaut, darunter ein dickeres Schanzkleid im Bugbereich, einen auf Cockpithöhe stärker ausgeprägten negativen Deckssprung sowie halbtransparente, klar von den Aufbauten getrennte Dachstützen und sattere Farben. Beim Betreten des Bootes fallen sofort das beeindruckende Raumgefühl und die hochwertige Verarbeitung auf. Prestige verwendet ausschliesslich hochwertiges Material und edle Stoffe, die geschmacksvoll kombiniert ein Gefühl von Luxus vermitteln.
Die Mehrrumpfbauweise zeigt hier ihr volles Potenzial: Mit rund 200 Quadratmetern Wohnfläche, 112 allein auf dem Hauptdeck, bietet der Katamaran gleich viel Platz wie eine 75-Fuss-Einrumpfjacht. Der M7 gliedert sich in drei Bereiche: das Vordeck mit Sonnenliegen und Sitzgruppe, die Gangbords mit durchgehender Reling entlang des Deckshauses und das grossflächige, extrabreite und abgesenkte Cockpit. Wie die weiter unten beschriebene Flybridge kann auch das Cockpit unterschiedlich eingerichtet werden, entweder mit mittig platziertem oder nach Steuerbord versetztem Tisch und grosszügigem Salon. Das ohnehin schon aussergewöhnliche Cockpit wird durch eine riesige Terrasse vergrössert, auf der man das Meer mit Familie oder Freunden in vollen Zügen geniessen kann. Die zentrale Plattform lässt sich hydraulisch absenken, sodass sie mit den beiden Heckschürzen eine Ebene bildet und die ganze Bootsbreite als Beachclub genutzt werden kann. Sie bietet genügend Stauraum für ein stattliches Beiboot und lässt sich für einfaches Ein- und Aussteigen sogar unter die Wasserlinie tauchen. Zur Flybridge gelangt man über eine «verkehrte» Treppe. Der Steuerstand wurde weit nach achtern platziert, um direkt hinter der Windschutzscheibe genügend Platz für ausladende Liegeflächen zu schaffen. Dort ist man windgeschützt und bekommt dank des leicht nach hinten versetzten T-Tops mit Schiebedach dennoch genug Sonne. Optional ist der M7 auch mit einer Skylounge und geschlossener Flybridge erhältlich. Die 35 Quadratmeter lassen sich individuell konfigurieren.
Innovationen am Laufmeter
Ein Novum ist der backbordseitige Durchstieg, der direkt zum Seitendeck und zur Flybridge-Treppe führt. Diese ist anders als üblich verkehrt angeordnet, sodass die Flybridge ohne Platzverlust sowohl von innen als auch von aussen wettergeschützt erreicht werden kann. Das grosszügig verglaste Deckshaus betritt man über einen breiten Eingang. An Steuerbord kann anstelle eines modern-minimalistischen Salons ein grosser Esstisch montiert werden. Im Vorschiff ist an Backbord eine grosse u-förmige Küche integriert. Gegenüber lässt sich optional eine Bar oder ein zweiter Steuerstand einbauen. Das Brückendeck ist hoch genug, damit die Kabinen auf dem Unterdeck einen Grossteil des Raums zwischen den beiden Rümpfen nutzen können. Alles in allem umfassen die Schlafbereiche eindrückliche 53 Quadratmeter. Besonders grosszügig ist die lichtdurchflutete Eignersuite im Bug. Mit ihren 20 Quadratmetern, dem grossen Badezimmer, den vielen Stauflächen und einem Schreibtisch lässt es sich darin äusserst komfortabel leben. An Backbord, vor den Schlafplätzen der Crew, liegt mittschiffs die 10 Quadratmeter grosse VIP-Kabine. Links und rechts des Niedergangs befinden sich zwei weitere Kabinen mit einer Fläche von 6 und 8 Quadratmetern. Angetrieben wird der Luxus-Powerkat von zwei Motoren. Bei einem davon kann die Drehrichtung des Propellers umgekehrt werden, was beim Manövrieren auf engem Raum ein Riesenvorteil ist. Die gegenläufigen Propeller ermöglichen selbst ohne elektronische Hilfen (die selbstverständlich vorhanden sind!) präzise Drehbewegungen. So wird Einparkieren zum Kinderspiel. Der M7 spricht so direkt und feinfühlig an, dass man das Gefühl hat, ein deutlich leichteres Boot zu steuern. Wie schon der M48 und der M8 wurde auch dieses Modell aus Effizienzgründen schlicht gehalten und verbraucht dadurch weniger Treibstoff.
Bei unseren Probefahrten sorgten die beiden Volvo D8-Motoren mit je 550 PS für Spitzen von 20 Knoten. Die vom Hersteller empfohlene Reisegeschwindigkeit liegt bei 17 Knoten. Bei 8 Knoten schafft der Kat beeindruckende 1330 Seemeilen und verbraucht nur gerade 2 Liter pro Seemeile, was für ein solch komfortables Boot erstaunlich wenig ist. Wer mehr Reichweite möchte, kann das Long-Range-Paket mit 3400 statt 2900 Litern Tankvolumen wählen. Die von Marc Lombard Yacht Design entworfenen Rümpfe sind auf gutes Seeverhalten ausgelegt. Rollbewegungen werden sofort gedämpft. Hier liegt ein klarer Vorteil gegenüber Einrumpfbooten, die dafür Stabilisatoren benötigen. Zusätzlich verbessert werden die Fahreigenschaften durch schmale Buge auf Wasserlinie, eine ausgewogene Gewichtsverteilung und das hochgezogene Deckshaus. Weil das Boot ruhig und trocken fährt, kann man sich auch bei rauerem Wetter auf der Flybridge und dem Vordeck aufhalten. Auf vielen anderen Booten sind diese Bereiche Wind und Wetter deutlich stärker ausgesetzt. Eine weitere Innovation ist das Silent-Mode-Package. Damit bleibt der M7 während zwölfStunden komplett emissions- und geräuschfrei, ohne, dass an Bord auf den üblichencKomfort wie Klimaanlage, Kühlgeräte und Beleuchtung verzichtet werden muss. Möglichcmachen den umweltfreundlichen Ruhemodus 16 Quadratmeter Solarpanels (2,6 kWc) und ein Lithium-Batteriepark. Um die Kundenwünsche möglichst breit abzudecken, setzt Prestige wie schon beim M8 auf das Semi-Custom-Prinzip. Ein riesiges Angebot an verschiedenen Layouts, Ausstattungen und Optionen sorgt dafür, dass jeder M7 passgenau auf die Ansprüche der künftigen Eigentümerschaft zugeschnitten ist.
Beneteau-Fabrik in Monfalcone – Beste Lage am Mittelmeer
Boote über 50 Fuss, vor allem Mehrrumpfboote, stellen Werft und Eigner vor grosse Transportprobleme, wenn die Werft nicht am Meer oder an einem schiffbaren Fluss liegt. In diesem Bewusstsein suchen die Hersteller nach Fabrikstandorten mit direktem Wasseranstoss. Mit dem Werk in Monfalcone nahe Triest hat die Beneteau-Gruppe klug investiert. Das Gelände umfasst 45 000 Quadratmeter Produktionsfläche an der Adria. Hier werden alle grossen Prestige-Modelle gebaut und auch das Refit-Zentrum Neo hat sich auf dem Areal angesiedelt. Bei unserem Besuch erhielten wir Einblick in eine Produktionswerkstatt für Verbundstoffe, Montagehallen, eine Lackierstrasse und einen grossen Freiluftbereich inklusive Marina. Rund 200 Personen arbeiten in dieser hochmodernen Produktionsstätte am Mittelmeer.
Hersteller: Prestige Yachts
Konstrukteur: Marc Lombard Yacht Design
Design: Garroni Design
Länge über alles: 17,80 m
Länge ü. a.: 17,60 m
Breite: 7,50 m
Motorisierung: 2 x Volvo D8 550 PS
Höchstgeschwindigkeit: 20 Knoten
Fahrtgeschwindigkeit: 17 Knoten
Kraftstofftank: 2900 l
Wassertank: 760 l