Alles, was Sie für die Prüfung wissen müssen
Kaum werden die Tage wieder wärmer, zieht es viele von uns aufs Wasser. Wir wollen unsere Seen geniessen, mit Freunden wakeboarden oder abends für einen Apero zu zweit den Anker lichten. Natürlich können Sie ein Motorboot chartern oder kaufen. Ohne den Bootsführerausweis der Kategorie A kommen Sie allerdings nicht weit. Aber wenn Sie den Schein erst einmal in der Tasche haben, stehen Ihnen sämtliche Gewässer offen.
Text und Fotos ) Gilles Morelle
Wer den Bootsführerausweis machen will, muss zunächst die Theorieprüfung bestehen. Danach bleiben zwei Jahre Zeit, um die praktische Prüfung abzulegen. Lässt man diese Frist verstreichen, muss man ganz von vorne beginnen, d.h. auch den theoretischen Teil erneut absolvieren. Bei der Planung sollte man die beiden Aspekte daher zusammen berücksichtigen. Theorie und Praxis nach einem realistischen Zeitplan anzugehen ist zudem motivierend.
Sobald Sie die Theorie bestanden haben, können Sie sich für die praktische Prüfung anmelden. Fahrstunden bei einer Bootsfahrschule sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, werden aber dringend empfohlen. Anbieter gibt es in der Schweiz viele. Das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt nennt als Richtwert für die Prüfungsreife rund 15 Fahrstunden.
«Die Kandidatinnen und Kandidaten haben ein sehr unterschiedliches Profil. Es reicht nicht, ihnen die Manöver beizubringen. Man muss sie Schritt für Schritt an den See heranführen, denn manchen ist er nicht vertraut.»
Patrick Huguenin, Boxboat
Ein Schiff führen will gelernt sein! Motorboote haben weder eine Bremse noch ein Kielschwert als Gegensteuer. Daher rutschen sie beim Manövrieren mit niedriger Geschwindigkeit wie auf Seife. Um das Boot zu drehen, wird mit eingelegtem Gang das Ruder eingeschlagen, damit der Propeller den nötigen Schub er[1]zeugt. Auf keinen Fall sollte man auskuppeln, denn dann fährt das Boot einfach geradeaus.
«Steuern muss zum Automatismus werden. Ein Bootsführer muss ohne zu überlegen wissen, was er wann zu tun hat und das Verhalten des Bootes genau kennen. Während der Fahrstunden lernt man, richtig mit dem neuen Fahrzeug umzugehen.»
Yann Dorset, Y-Service
Die Prüfungsmanöver
An der Prüfung müssen Sie in einem Winkel von 45° und 90° vorwärts und rückwärts am Steg anlegen, auf engem Raum manövrieren sowie vorwärts und rückwärts parkieren. Hin[1]zu kommen Manöver auf offenem Wasser wie Anlegen an einer Boje und Mann-über-Bord[1]Manöver.
«Beim Steuern des Bootes darf man nicht vergessen, dass äussere Einflüsse die Fahrt stören können. Strömung und Wind bringen den Fahrer schnell in Schwierigkeiten, wenn er nicht vorausschauend reagiert. Der Schüler muss den Kopf aus dem Boot halten, um den Wind oder den für ein Manöver verfügbaren Raum abzuschätzen. Das gehört zum Lernprozess.»
Gilles Morelle, CN Crans
Regeln guter Seemannschaft
Während den Fahrstunden erwirbt man alle nötigen Fertigkeiten, die man zur Handhabung eines Bootes benötigt, damit man in jeder Situation richtig reagiert. Man muss die Umgebung genau kennen, in der Lage sein, eine Karte zu lesen und die notwendigen Massnahmen zu treffen, damit der Familienausflug bei einem heftigen Sturm nicht dramatisch endet. Bei unsicherer Witterung auf eine Ausfahrt zu verzichten ist kein Versagen, sondern ein Vernunftsentscheid!
Im Dialog mit dem Fahrlehrer lernen Sie, auf die anderen Seebenutzer zu achten und in Gefahrensituationen wie Treibstoffpannen, Feuer an Bord, Mann über Bord, Verletzten auf dem Schiff usw. Lösungen zu finden.
«Ich musste schon einmal während einer Fahrstunde eine Person vor dem Ertrinken retten. Bei einer Schönwetterfahrt sprangen alle Passagiere ins Wasser und sahen die Windböe nicht kommen. Das Boot driftete schnell ab und die Badenden hatten grösste Mühe, wieder an Bord zu gehen. Eine Person ermüdete und bekam einen Krampf. Als ich sie rettete, ragte nur noch die Hand aus dem Wasser. Ein schockierendes Erlebnis, das aber zeigt, dass jede Bootsfahrt Gefahren birgt.»
Marc Comi, Leman Loisirs
An der praktischen Prüfung müssen Sie zudem beweisen, dass Sie die Seemannsknoten beherrschen. Die vier bis fünf wichtigsten, d.h. Palstek, Mastwurf, Achterknoten, Schotstek und Kopfschlag, müssen sitzen. Da die letzte Prüfungsaufgabe im Anlegen und Vertäuen des Bootes besteht, kann ein richtig und schnell geknüpfter Knoten bei der Schlussbeurteilung des Experten das Zünglein an der Waage sein.
Zum Schluss
Zum Schluss erteilt Philippe Huber, der Chefexperte des Verkehrs- und Schifffahrtsamtes in Lausanne, noch ein paar allgemeine Tipps, die Ihnen die Prüfungsangst nehmen können: «In den Richtlinien für die Experten sind schwere Fehler festgehalten, die als K.O.-Kriterium gelten, und andere weniger schwere Fehler. An der Prüfung wird der Kandidat aber global bewertet. Erst am Schluss steht fest, ob er bestanden hat oder nicht. Ein verpatztes Manöver kann man wiederholen, allerdings nur einmal. Wenn alle Manöver wiederholt werden müssen, ist der Kandidat offensichtlich noch nicht so weit.» Kennzahlen Führerausweis Motorboote Kategorie A Mindestalter: 18 Jahre Obligatorisch für Motorschiffe mit einer Antriebsleistung von mehr als 6 kW (4,4 kW auf dem Bodensee)