Text & fotos | Walter Rudin
Sechs Jahre investierte Schreiner Roger Schilter in die Restauration der Motorjacht Meggenhorn. Jetzt liegt sie wieder im Bootshaus des Schlosses am Vierwaldstättersee und kann von Gästen gemietet werden.
Schlossbesitzer Jakob Heinrich Frey liess sich nicht lumpen, als er 1926 der Bootswerft Faul in Horgen den Auftrag erteilte, eine Motorjacht zu bauen. Das 12 Meter lange, aber nur 2,5 Meter schlanke Boot wurde aus edlem Honduras-Mahagoni gebaut, die Seiten bis zur Wasserlinie gebeizt und lackiert. Alle Beschläge waren verchromt, was damals äusserst selten war. Das Deckshaus erhielt Rundbögen über den Türen und gebogene Fensterscheiben. Die Sessel im Salon waren aus feinstem Chesterfield-Leder, die Wände und Decken zierten edle Gobelins. 35 Jahre diente die Jacht dem vermögenden Seidenhändler, um seiner Familie und Gästen den Vierwaldstättersee zu zeigen. Nach dem Tod des Ehepaars Frey wurde das Schiff von der Luzerner Bootsausflugsfirma Charles Bucher gekauft, wo es vor gut zehn Jahren wegen seines schlechten Zustands ausgemustert wurde.
Voller Enthusiasmus

Damit war aber erst Halbzeit. Schilter musste sich jetzt entscheiden, ob er die Motorjacht nur für sich privat nutzen wollte, oder ob sie als Fahrgastschiff ausgebaut werden sollte. Ihm schwebte nämlich vor, dass die Jacht wieder auf ihren alten Platz im Meggenhorn-Bootshaus zurückkehrt, um als Gästeboot für Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Firmenanlässe vermietet zu werden. Bei der Gemeinde Meggen, die seit 1974 im Besitz des Schlosses ist, stiess sein Vorhaben auf offene Ohren und sogar der Mieter des Bootshauses hatte ein Einsehen. Er zog sein Boot freiwillig aus dem Bootshaus ab.
Schwierige Auflagen

Unter dem Vordeck wurde ein 160 PS Yanmar Diesel-Turbomotor eingebaut. „Dieser läuft sehr ruhig, was wichtig ist, denn ein Fahrgastschiff darf nicht mehr als 70 Dezibel laut sein“, sagt Schilter. Der Antrieb erfolgt über eine acht Meter lange starre Welle und das eingebaute Bugstrahlruder hilft, dass die lange, schmale Motorjacht auch bei schwerem Wetter gut manövrierbar bleibt.
Originalzustand hergestellt

Sechs Jahre Bauzeit, über 4000 Arbeitsstunden und mehr als 100‘000 Franken Kapital hat Roger Schilter in sein Projekt gesteckt. Lohn dafür sind die bewundernden Blicke seiner Gäste, die das Angebot nutzen und ihren Aufenthalt auf der idyllischen Schlossresidenz Meggenhorn mit einer Bootsfahrt abrunden. Schilter besitzt jetzt das Privileg, seinen Fahrgästen einen der schönsten Seen auf einer wohl einzigartigen Jacht zu zeigen – Schlossherrenfeeling inklusive.