Der Nachfolger des von EPFL-Studierenden entwickelten Dahu ist in der Pipeline. Er basiert auf der gleichen Antriebstechnologie wie sein Vorgänger: einem Mix aus Solar-, Wasserstoff- und Elektroenergie.
Fliegenden Booten haftet etwas Magisches an. Das gilt umso mehr, wenn sie sich wie der Dahu ohne Segel und trotzdem lautlos fortbewegen. Auf dem spiegelglatten See zieht der Prototyp des EPFL-Projekts Swiss Solar Boat alle Blicke auf sich. Der Kopf des Fahrers ragt nur knapp über das Cockpit. Der Anblick erinnert irgendwie an Professor Blümlein in seinem U-Boot. Das Einmanngefährt, das bald seine letzten Runden drehen wird, hinterlässt ein wertvolles Vermächtnis. Nach zwei erfolgreichen Teilnahmen an der Monaco Boat Show wurde der Dahu zu einem mit Wasserstoff und einer Brennstoffzelle betriebenen Elektroboot aufgerüstet.
Basile Fakhoury, der Kommunikationsverantwortliche von Swiss Solar Boat, erklärt, wie es zu dieser Wandlung gekommen ist: «In seiner ersten Version bezog der Dahu die gesamte Energie aus Solarzellen. Das schränkte natürlich die Reichweite ein. Also haben wir überlegt, wie wir das Problem lösen können. Es schien uns am besten, eine mit Wasser- und Sauerstoff betriebene Brennstoffzelle zu verwenden. Die Herausforderung bestand darin, Batterie und Motor miteinander zu verbinden und das ganze System zum Laufen zu bringen.»
Mit Wasserstoff über den Genfersee
Im April 2024 hat der Dahu Geschichte geschrieben. Völlig energieautark überquerte er den Genfersee zwischen Evian und Lausanne und legte die dreizehn Kilometer in dreissig Minuten zurück. Damit schlug er eine Brücke zwischen zwei Ufern, zwei Ländern und zwei Technologien. Ein symbolträchtiges Ereignis für das rund 70-köpfige Studententeam der Lausanner Hochschule. Die Beteiligten sind sich der wegweisenden Rolle des Projekts bewusst. Basile Fakhoury meint stellvertretend: «Mit der Seeüberquerung wollten wir zeigen, dass die Wasserstoffkomponente funktioniert und dass die Schifffahrt davon profitieren kann.»
Swiss Solar Boat brachte die gelungene Testfahrt einen grossen Schritt nach vorne. Obwohl der Solaranteil am Antrieb auf ein Minimum reduziert wurde, behält das Projekt seinen Namen, denn PhotovoltaikPaneele haben weiterhin ihre Bedeutung. Vor allem vor Anker wird zusätzlicher Strom benötigt. «Bei einer grösseren Produktion kann die Erzeugung von Solarstrom ein grosses Plus sein», sagt Basile Fakhoury. «Mit Solarzellen wird nicht nur Strom für den Eigenbedarf erzeugt, der Überschuss kann auch in ein lokales Netz eingespeist werden.»
Der Personenverkehr als nächstes Ziel
Dahu hat die Grenzen des Solarantriebs und die Vorteile von Wasserstoff aufgezeigt. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für den nächsten Prototyp von Swiss Solar Boat. Sein Codename: REF, The Renewable Energy Foiler. Das technische Juwel ist ein Hybrid-Foilerboot für drei Personen (Fahrer und zwei Passagiere) mit Solar- und Wasserstoffantrieb. «Es ist deshalb ein Dreiplätzer, weil sich unser Konzept geändert hat», verrät der Kommunikationschef. «Wir könnten uns gut vorstellen, dass es im Personentransport zum Einsatz kommt. Auch das neue Boot wird ein Prototyp sein, wir müssen aber den Verwendungszweck von Anfang an berücksichtigen, damit es die Anforderungen an eine möglichst breite Nutzung erfüllt.»
Die kreativen Köpfe der EPFL tüfteln seit über zwei Jahren am Konzept des REF. Im Mai 2024 wurden die ersten Bilder des Prototyps veröffentlicht. Ein wirklich cooles Gefährt – und unkonventionell dazu. Am «Bauch» trägt es ein U-Foil mit zwei Bleibomben und zwei Propellern, am Ruderblatt ist eine Tragfläche angebracht und an der Oberfläche wurden Solarpanels montiert. Erste Zahlen sind auch schon bekannt: Der REF soll eine Reichweite von 150 Kilometern, eine Reisegeschwindigkeit von 25 Knoten und einen Topspeed von 35 Knoten haben. An der Monaco Boat Show 2026 soll er die Jury in der neuen Kategorie «Sealab» mit seinen aussergewöhnlichen Leistungen überzeugen. Die Kategorie sei offener als die des Dahu in seiner Solarversion, hält Basile Fakhoury fest. «Wir müssen drei Tests bestehen: Hafenmanöver, eine Strecke in Reisegeschwindigkeit von Monaco nach Ventimiglia zurücklegen und eine reine Ausdauerprüfung ablegen.»
Bevor sich der REF jedoch gegen die Weltklasse der CO2-freien Projekte im Seeverkehr beweisen kann, muss er erst noch gebaut werden. Dies geschieht in einer Halle der EPFL im Kanton Freiburg. Dort werden die Strukturteile hergestellt. Der Rumpf wird aus einem Holzkern und dünnen Carbon-Schichten bestehen, sodass sich die Produktion einer Form aus Kohlenstoff mit bekanntlich katastrophaler Energiebilanz erübrigt. Im Herbst 2024 sollen die Systeme montiert werden, der mit Spannung erwartete Stapellauf ist für 2025 geplant. «Jetzt beginnt die intensivste Phase», sagt Basile Fakhoury, «die Beteiligten arbeiten auf Hochtouren. «In den nächsten anderthalb Jahren werden unsere Teams ausgelastet sein. Sie erhalten Unterstützung aus der Industrie, damit sie das Beste aus ihren Ideen können aber herausholen.»
Das Budget für die 18 Monate beträgt 500000 bis 600000 Franken – Sponsoren sei Dank. «Wir konnten viele Partner gewinnen, einige sind schon von Anfang an dabei», betont Fakhoury. «Wir sind aber immer auf der Suche nach zusätzlichen Mitteln, damit wir möglichst viel erreichen können. Das gesamte Geld fliesst in die Produktion und Entwicklung. Wir sind alle Studierende und arbeiten ehrenamtlich.»An alle, die etwas für das zukunftsweisende, geräuschlos und emissionsfrei übers Wasser fliegende Boot übrig haben: Ein Zustupf ist immer willkommen!