Text | Philippe Leblond
Fotos | Guido Cantini
Riva ist dank seiner stilvollen Luxusmotorboote mit Mahagonibeplankung zum Inbegriff maritimer Eleganz geworden. Aber kann die neue Rivamare der alten Riva das Wasser reichen? Anders ausgedrückt: Ist Riva noch immer Riva?
Rivamare, die jüngste Produktion aus der berühmten Riva-Werft, wird am prestigeträchtigen Cannes Yachting Festival der Öffentlichkeit präsentiert. Die Frage, die sich viele stellen: Wird die Rivamare dem Kultstatus der Marke gerecht? Wird sie wie schon ihre Vorfahren aus lackiertem Mahagoni Aufsehen erregen und die Geschichte des Motorbootsports nachhaltig prägen? Vieles spricht dagegen. Doch woran liegt das? Ganz sicher nicht an der Persönlichkeit des Modells. Die Gründe sind vielmehr in der Entwicklung des Motorbootsports und der Verdichtung der Konkurrenz in den letzten zwanzig Jahren zu suchen.
Carlo Riva fuhr mit seiner Aquarama bis in die Türkei

Ein schweres Erbe also, das die Nachfolgemodelle der 1996 letztmals produzierten Magahoni- Klassiker antreten müssen. Wobei Rivamare nicht bei null anfängt, denn die erste Riva aus glasfaserverstärktem Kunststoff ging schon 1969 vom Stapel. Parallel zu den Modellen aus lackiertem Holz feierte Riva mit den Bertram, Saint-Tropez und Black Corsair bereits einige Achtungserfolge. Ende der 1980er-Jahre baute sie sogar die Flybridge-Jacht Corsaro 20 M. In den Neunzigern konnte sich die italienische Werft mehr schlecht als recht über Wasser halten und wurde im Mai 2000 schliesslich von der
Ferretti-Gruppe übernommen, die ihr zu neuem Schwung verhalf. In Zusammenarbeit mit Officina Italia Design entwickelte Riva eine neue Reihe aus höchst stilvollen Daycruisern, Schnellbooten und Jachten. Sie hob sich bewusst vom augenwischerischen Protz bestimmter Produktionen ab und flocht den Namen Riva kreativ in die neuen Modellnamen Aquariva, Rivarame, Rivale, Sunriva, Sportriva usw. ein. Mauro Micheli, der Designer der Riva, hatte stets ein klares Ziel vor Augen: „Unsere Devise lautet ‚weniger ist mehr‘. Damit wollen wir einen unnachahmlichen Stil erreichen, bei dem die Tradition trotz Innovation gewahrt wird.“
Rivamare, Luxus-Sportboot vom Feinsten

Ein Blick auf den Occasions-Markt kann die Frage, ob die Rivamare ein weiteres Kapitel der Riva-Legende schreiben wird, zumindest teilweise beantworten. Die Riva-Boote aus lackiertem Mahagoni werden gleich hoch oder sogar höher gehandelt als ein potenziell neues Boot, hätte die Werft in Sarnico die Produktion nicht mittlerweile aufgegeben. Fazit: Der Riva-Mythos scheint durch die Herstellung der glasfaserverstärkten Kunststoffboote nicht in Mitleidenschaft gezogen. Riva-Boote sind noch immer Kult. Wir hatten eigentlich auch nichts anderes erwartet.