Die beiden 18-Jährigen aus Genf und Nyon holten sich im Juli in ihrer letzten Saison auf Nacra 15 überlegen den EM-Titel. Sie segeln momentan auf einem anderen Planeten.

Text: Grégoire Surdez

Nein, der Nacra 15 ist nicht tot. Viele glaubten, dass die Bootsklasse sich nicht vom Verlust des Olympiastatus erholen würde. Falsch gedacht! «Der Nacra 15 ist ein grossartiges Sprungbrett für eine Olympia-Kampagne mit dem Nacra 17», befindet Marie Mazuay. «Man lernt dabei alle wichtigen Kniffe, zudem macht er enorm viel Spass und ist erschwinglich.» Alles in allem eignet er sich perfekt als Einsteigerboot für gemischte Teams unter 18 Jahren.

Clément Guignard und Marie Mazuay scheint momentan alles zu gelingen. Es ist ihre letzte Saison in der Nacra-15-Klasse, in der sie unbestritten zu den Besten gehören. Sie waren denn auch mit klaren Siegesambitionen an die EM im belgischen Knokke-le-Zoute gereist. «Wir waren eine gute Woche vor dem Wettkampf dort und konnten bei den unterschiedlichsten Windbedingungen trainieren», erzählt die Europameisterin. «Es ging uns vor allem darum, uns an die hier oft sehr starke Strömung zu gewöhnen. Die kennen wir vom Genfersee weniger.»

Marie Mazuay und Clément Guignard segeln seit 2021 zusammen, waren aber noch nie so erfolgreich wie dieses Jahr. Im Februar holten sie in den USA als bestes europäisches Team WMSilber hinter Cody Roe und KJ Hill aus Amerika und setzten sich jetzt logischerweise mit grossem Können und viel Selbstvertrauen auch im komplizierten Regattarevier von Knokke-le-Zoute durch. Mit zwei Siegen, zwei zweiten Plätzen und, mit Ausnahme am letzten Tag, einer konstanten Platzierung unter den Top 10, sicherten sie sich verdient die Goldmedaille vor Belgien und den USA. «Uns ist die Revanche gelungen, denn im Februar mussten wir uns dem US-Team noch geschlagen geben», freute sich Marie Mazuay. Das hochklassige Feld in Belgien mit 74 Booten aus fünfzehn Nationen macht das WM-Gold aus sportlicher Sicht gleich noch wertvoller. Jetzt hofft die 18-Jährige vom Club Nautique de Versoix, dass sie ihre Karriere im Nacra 15 an der ISAF-Jugendweltmeisterschaft, die im Dezember in Brasilien stattfindet, mit einem Topergebnis abschliessen kann. Pro Nation ist nur eine Mannschaft qualifiziert. Die Schweiz dürfte logischerweise ihre neue Gold-Paarung an die Junioren-WM schicken. Zuvor absolviert die Genferin aber noch die Qualifikationsphase bei Alinghi Red Bull Racing. Sie hat es in die letzte Runde geschafft und träumt vom Women oder Youth America’s Cup. «Die Selektion ist eine schöne Belohnung, aber das ist nur der Anfang und ich weiss, dass ich alles geben muss, damit der Traum weitergeht», sagt sie.

Der Nacra 15 ist quicklebendig und kann Nachwuchstalenten sogar den Weg zum America’s Cup ebnen. Marie und Clément haben aber noch ein anderes Projekt in der Pipeline: Nächstes Jahr wollen sie ihre OlympiaKampagne auf dem Nacra 17 starten.