Vom 7. bis 9. Oktober wurde beim Yacht Club de Genève parallel zur Trophée des Rentes Genevoises die Nacra 15 Swiss Championship ausgetragen. Obwohl keine gültige Meisterschaft zustande kam, hat der Event gezeigt, dass der leichte Katamaran beim Nachwuchs noch immer gut ankommt.

Text: Jean-Olivier Kerr Fotos: Jean-Olivier Kerr

Um an der Schweizermeisterschaft der Nacra 15 am ersten Oktoberwochenende einen Meistertitel zu vergeben, hätte es 15 Boote gebraucht. Angereist waren aber nur deren elf. Die liessen sich den Spass dennoch nicht verderben und kämpften im Genfer Cologny drei Tage entschlossen um die Plätze. Auf dem angrenzenden Regattarevier waren zeitgleich zwanzig andere leichte Katamarane aus den Klassen Viper, Flying Phantom, F16, F18, Nacra F16, Nacra F18 und Nacra F20 im Einsatz. «Die Nacra-Klassenvereinigung hat uns gefragt, ob wir nicht die Schweizermeisterschaft organisieren würden», berichtet Marc Flury, der Präsident des Yacht Club de Genève (YCG). «Wir haben unter der Bedingung zugesagt, dass sie am selben Wochenende wie unsere Trophée des Rentes Genevoises stattfindet. Leider wurden die Kriterien für eine gültige SM nicht erfüllt, trotzdem war es ein sehr schöner Wettkampf. Zwei Mannschaften sind sogar aus Frankreich gekommen.»
Deutet die eher dürftige Beteiligung darauf hin, dass das Interesse am kleinen Bruder des olympischen Nacra 17 schwindet und der Nachwuchs eher auf Foiler setzt, die in den letzten Jahren einen riesigen Zulauf erfahren haben? Marc Flury relativiert: «Die Teilnehmerzahlen sind in den letzten Jahren ziemlich stabil geblieben. Der Nacra 15 ist dank der Unterstützung verschiedener Mäzene (Anm. d. Red.: hauptsächlich die Bertarelli-Stiftung und Okalys Youth Project) vor allem auf dem Genfersee durchgestartet und hat sich danach gut gehalten, wohl auch deshalb, weil sie dem Nachwuchs olympische Perspektiven bietet.» Seit Rio 2016 ist der nächste logische Schritt Richtung Olympia nach dem Nacra 15 der Nacra 17, der von Mixed-Teams gesegelt wird. Bis zu den Spielen 2028 in Los Angeles bleibt er garantiert olympisch. Was danach kommt, steht in den Sternen.» Er wäre nicht überrascht, wenn bei Olympia irgendwann auch mit dem «Fliegen» begonnen würde, verrät der YCG-Präsident und rechnet fest damit, dass bald die erste Foilerklasse in die olympische Agenda aufgenommen wird.

MAZUAY/GUIGNARD (LINKS) UND VITEL/WISSINGER (MITTE) FÜHRTEN DIE KONKURRENZ VOR

«Je schneller man mit dem Foilen beginnt, desto besser»

Diese Aussicht schreckt Marie Mazuay und Clément Guignard, die beiden überlegenen Sieger der nationalen Meisterschaft in Genf, nicht ab. Der Nacra 15 sei noch immer ein gutes Boot, urteilt der 17-jährige Segler der Société Nautique de Nyon. «Zudem sind in diesem Jahr neue Teams dazugestossen, es gibt also durchaus frisches Blut in der Klasse, auch wenn es die Flotte nicht mehr wie vor drei Jahren auf mehr als zwanzig Boote bringt. Als Nachfolgeklasse nach dem Opti ist der Nacra 15 nach wie vor eine der interessantesten Optionen. Der 420er ist am Ende seiner Karriere angekommen und der Laser nicht sehr schnell. Der Katamaran aber findet noch immer Anklang.» Wer lernen wolle, auf einem Foiler zu segeln, könnte sich jedoch auch für den Waszp entscheiden. Eigentlich komme es vor allem auf eins an, ist sich Clément Guignard sicher: «Je schneller man mit Foilen beginnt, desto besser.»«Wichtig ist in erster Linie, dass man auf möglichst vielen verschiedenen Booten segelt», befindet Marie Mazuay. Sie selbst setzt diesen Leitsatz natürlich auch um. Die Swiss Foiling Academy hilft ihr dabei. Am Wochenende vor der Schweizermeisterschaft hatte die Steuerfrau vom Club Nautique de Versoix beim Finale der M2 Speed Tour in Nyon das Kommando auf dem M2 der Academy übernommen. «Meine Art, das Boot zu steuern, hatte Kilian Wagen (Anm. d. Red.: der Skipper des Projekts) an der Genf-Rolle-Genf sehr gut gefallen», erzählt die 17-Jährige. «Das Finale war eine Art Belohnung für die besten Mitglieder des Teams.» Sie rechtfertigte das Vertrauen mit einem Sieg zum Abschluss der Regattaserie.

FÜR EINE GÜLTIGE SCHWEIZERMEISTERSCHAFT FEHLTEN IM GENFER COLOGNY VIER BOOTE.

Der Nacra 17 fordert vollen Einsatz

Mazuay/Guignard gehören bei den Nacra 15 zur Weltelite. An der letzten WM wurden sie 4., bei den U19 reichte es sogar für Platz 2. Planen die beiden angesichts dieser Erfolge einen Wechsel in die nächsthöhere Klasse? «Der Nacra 17 ist ein Beruf», antwortet Clément Guignard. «Man muss sich voll und ganz darauf konzentrieren. Die Vorbereitung ist ein Vollzeitjob und erfordert viel Zeit und Geld. Wenn man es vermasselt, muss man sich einen anderen Job suchen, deshalb denkt man zweimal darüber nach.» Es sei noch etwas früh, um sich zu entscheiden, fügt Marie Mazuay an, «aber ausgeschlossen ist es nicht. Unser nächstes Ziel ist erst einmal die WM 2023 im Februar in Miami.»
Am ersten Tag leisteten sich Guignard/Mazuay mehrere Frühstarts, danach mussten sie mehrmals der sehr homogenen Flotte hinterherjagen. «Es ist nicht ganz einfach, bei einem verpassten Start den Rückstand aufzuholen, denn das Niveau in der Schweiz ist sehr hoch», erklärte Clément Guignard. «Man hat kaum Siegeschancen, wenn man von hinten startet.» Dennoch gelang es den beiden, sich in drei der vier Wettfahrten am Freitag auf den zweiten Platz vorzuschieben und die vierte sogar zu gewinnen. Anschliessend waren sie der Konkurrenz haushoch überlegen und drehten in jedem Lauf mehr auf. Auf drei Siege in drei Leichtwindrennen am Samstag folgten am windstarken Sonntag vier weitere Siege und ein zweiter Platz. Neben den souveränen Siegern schafften es
David Vitel/Patricia Winssinger (SNNY) und die Franzosen Namu van der Linden/Léa Scano aufs Podest.

IM SEHR AUSGEGLICHENEN FELD DER NACRA 15 RÄCHT SICH EIN FEHLSTART SOFOR