Der französische Offshore-Racing- Verband UNCL und der britische Royal Ocean Racing Club (RORC) lancieren gemeinsam eine neue One-Design-Jacht. Sie wurde von VPLP und Multiplast entworfen und soll international als Einsteigerboot für Hochseeregatten zum Einsatz kommen.

Text: Vincent Gillioz

Die Markteinführung der Class 30 One Design war ein voller Erfolg. Seit Ende April wurden bereits 25 Exemplare bestellt, das erste wird im Winter an der Pariser Bootsmesse präsentiert. Anfang 2023 wird dann die Produktion gestartet und mit einem ausgelieferten Boot pro Woche mit Hochdruck vorangetrieben. Yves Ginoux, der Generalsekretär der Union Nationale pour la Course au Large (UNCL), freut sich über das Interesse an der neuen Einheitsjacht, die ganz offensichtlich eine Lücke schliesst. Sie soll der Ausbildung der heranwachsenden Generationen dienen und die Zukunft der schönsten Hochseeregatten mit einem attraktiv zu segelnden, bezahlbaren Boot langfristig sichern.

Lückenschliesser

Die Class 30 One Design schliesst in der Offshore-Regattaszene eine Lücke. Da die Figaro für Amateure zu elitär und die erfolgreiche J80 kein Racer, sondern ein Dayboat ist, hielt die UNCL nach einem erschwinglichen, spassigen Segelboot Ausschau, mit dem man an einem abwechslungsreichen, Offshore-orientierten Regattaprogramm teilnehmen kann. Nach neunmonatigem Tüfteln überzeugten das Designbüro VPLP und die mit ihm zusammenarbeitende Werft Multiplast die UNCL mit ihrem attraktiven Entwurf. «Ursprünglich war geplant, die Rümpfe und das Deck in Polen anfertigen zu lassen. Multiplast sollte die Teile dann zusammenbauen und sich um die Finalisierung kümmern. Die Entwicklung der internationalen Lage und die Transportkosten haben uns dann aber veranlasst, die Produktion ganz nach Frankreich zu verlagern», erzählt Yves Ginoux. Das Gute daran: Die Herstellung wird dadurch nicht teurer.

Zwei Versionen

Derzeit sind zwei Modelle geplant: eine Club und eine One Design. Die Basisversion richtet sich vor allem an Clubs. Ihr verhältnismässig günstiger Preis soll es ihnen ermöglichen, mehrere Boote zu kaufen. Die eigentliche One-Design-Version kommt mit einem Carbonmast, einem Elektronikpaket, einem Navigationsund einem Küchenmodul sowie mit Ballast daher. Sie soll an Klassenregatten oder Regatten nach IRC-Rating zweihand oder im grösseren Team zum Einsatz kommen. «Bisher wurde vor allem das OneDesign-Modell reserviert», verrät Yves Ginoux.
«Die Entscheidungsprozesse in den Clubs sind langwierig, weshalb bisher vor allem Privatleute bestellt haben.»

Gut durchdachtes Gesamtpaket

Bis der Regattakalender steht, werden vermutlich fünf Boote am Spi-Ouest France an den Start gehen. Zudem ist eine Tour de France à la Voile im Format der Jahre vor 2014 geplant, das heisst mit langen Überführungsetappen nach Belgien oder England und einer Studentenund Amateurwertung. Ein Partner sei bereits gefunden, freut sich Yves Ginoux. «2023 werden wir eine Demoversion organisieren, zu der wir ein Dutzend Teams erwarten. Dunkerque hat Interesse als Starthafen angemeldet. Die Tour wird nur eine gute Woche dauern und in einem einzigen Gewässer, entweder im Ärmelkanal, auf dem Atlantik oder auf dem Mittelmeer stattfinden. Das Revier soll aber jedes Jahr gewechselt werden.» An der Transat Cap-Martinique im Mai 2024 werden die Class 30 One Design zudem eine eigene Kategorie bilden.
Es haben sich laut Yves Ginoux auch schon mehrere Schweizer gemeldet. Um wen es sich handelt, verrät er nicht. Mit ihren perfekt auf unsere Seen zugeschnittenen Merkmalen könnte die Class 30 One Design hierzulande durchaus zum neuen Liebling werden.