Das Bestellbuch von Gunboat ist so voll, dass die Werft jetzt Grosses im Schilde führt. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Nach dem 68er, der demnächst durch den 70er ersetzt wird, und dem bisher grössten 72er mit Flybridge will sie mit dem Gunboat 80 die Herzen von Segelenthusiasten erobern. Im Frühsommer haben in La Grande Motte die ersten Testschläge stattgefunden.

Text: Emmanuel van Deth

Der Highland Flying XVIII, so der Name des ersten Modells, hegt Regatta-Ambitionen. Im September soll er am Maxi Yacht Rolex Cup im sardischen Porto Cervo an den Start gehen. Da das Gunboat 80 unbestritten einer der schnellsten, wenn nicht sogar der schnellste Fahrtenkatamaran seiner Grössenklasse ist, sind die Konkurrenten gewarnt. Gemäss den Berechnungen der VPLP-Architekten soll er unter Segeln schneller sein als der Wind, sobald dieser 6 Knoten übersteigt. Dank der Gewichtszentrierung und des 1,15 Meter über dem Wasser gelegenen Deckshauses legt er auch bei starkem Wellengang ein ausgezeichnetes Fahrverhalten an den Tag. Die Konstruktion ist ultraleicht und dank der Verwendung von vorimprägniertem Carbongewebe auf einem wabenförmigen Nomex-Kern besonders steif. Für einen optimalen Auftrieb verfügt der Kat über einziehbare, lange L-förmige Ruderblätter.
Die Am-Wind-Besegelung mit einer Fläche von rund 407 Quadratmetern ist auf einem über 30 Meter hohen Rigg aufgetakelt. Neben den herkömmlichen Crash-Boxen in Bug und Heck wurden aus Sicherheitsgründen auch wasserdichte Kisten im Heck, auf dem Kajütdach und im Deck eingebaut.

Chedal Anglays Handschrift

Über die Ausstattung wurde noch nicht viel verraten, sie soll aber mithilfe von Virtual Reality nach Luftfahrtstandards gestaltet worden sein. Chedal Anglay Design hat mit einer leicht gebogenen Linienführung und Möbeln in neutralen Farben ein luftiges Interieur in minimalistischem Stil geschaffen. Hauptwohnbereich ist der Deckssalon mit angrenzender Pantry und Barhockern, die einen Rundumblick aufs Wasser bieten. In der Wohn- und Essecke haben sechs bis acht Personen Platz. Ein separater Niedergang für mehr Privatsphäre führt zur geräumigen Eignerkabine. Die Anzahl der Gästekabinen und Nasszellen kann individuell angepasst werden. Auch ein separater Crewbereich für bis zur drei Personen ist vorhanden.

Das Achtercockpit wird mit einer dominanten Heckschürze abgeschlossen. Es ist durch grosse Schiebetüren mit dem Salon verbunden und bildet so einen geräumigen Open-Space. Der Grossschot-Traveller ist weit achterlich auf der Heckschürze befestigt und die Leinen und Fallen laufen im Bereich zwischen Traveller, den beiden hinteren Ecken des Kajütdachs und dem Bugcockpit zusammen. Die beiden Steuerstände sind nahe an den Bordwänden platziert und gewähren so eine gute Sicht nach vorne.
Ein zweites Gunboat 80 befindet sich bereits im Bau und soll im Sommer 2024 für ein Familientörnprogramm vom Stapel gehen.