Im Moorings-Stützpunkt von Palma de Mallorca können seit letztem Sommer Motorkatamarane gechartert werden. Eine willkommene Gelegenheit zum Inselhüpfen in den faszinierenden Balearen.
Die Balearen sind ein beliebtes Törnrevier und der wichtigste „Hub“ der Segelcharterfirmen am Mittelmeer. Letzten Herbst hat die Moorings- Basis in Palma ihr Angebot um drei Motorkatamarane ausgebaut, darunter befindet sich auch ein brandneuer 434 PC. Solche Kraftmaschinen sind wie gemacht für die Balearen. Sie können in dem grosszügigen Revier ihr ganzes Potenzial ausschöpfen und bei voller Power mit bis zu 20 Knoten übers Wasser flitzen. Willkommene Nebenwirkung: Die Fahrtzeit zwischen den drei Hauptinseln verringert sich erheblich. In Bezug auf die Routenwahl hält der Archipel ein breites Angebot bereit. Für uns darf es der 175 Seemeilen lange Mallorca-Rundtörn sein. Mit zwei 260-PS-Yanmar-Motoren zeigt sich der Katamaran recht sparsam. Bei 10 bis 11 Knoten Fahrtgeschwindigkeit braucht er nur gerade 30 Liter pro Stunde. Am Ende der Woche haben wir 630 Euro für 540 Liter Diesel ausgegeben.
Wir brechen am späten Nachmittag auf und peilen unseren ersten Zwischenstopp, den westlich gelegenen Hafen von Andratx an. Anfangs geht es wie so oft etwas hektisch zu. Die Nervosität legt sich aber bald. Relativ schnell haben sich alle Bordmitglieder mit dem Katamaran vertraut gemacht
Meer und Berge
Wir fahren mit 12 Knoten der zerklüfteten Küste entlang. Leider verschandeln immer wieder hässliche Bauten die an sich so idyllische Umgebung. Nur 15 Seemeilen von Palma entfernt liegt Port d’Andratx, der schönste Ort der ganzen Südwestküste. Zwar ist auch aus diesem einstigen Fischerdorf ein beliebter Badeort geworden, die angrenzende Landschaft macht diese Entwicklung aber wett. Wir vertäuen den Katamaran an einer der 120 gebührenpflichtigen, direkt hinter dem Wellenbrecher verstreuten Ankerbojen. Mit dem Dinghi fahren wir in den betriebsamen und sehr touristischen Hafen. Am nächsten Morgen nehmen wir Kurs auf Sa Dragonera. Die je nach Perspektive klingen- oder drachenförmige Felseninsel trennt nur ein schmaler Kanal vom mallorquinischen Ufer. Ab hier zeigt sich die Küste zunehmend rauer und die Landschaft gebirgiger. Auf den 25 Seemeilen bis nach Port de Sóller übernimmt die Natur das Zepter und die Felsküste gewährt nur noch wenige Schönwetter-Ankermöglichkeiten. Von Zeit zu Zeit klebt mitten in einem Pinienwald ein kleines Dorf an der Felswand. Das Ufer stets in Sichtweite ziehen wir weiter bis zur Foradada- Halbinsel, wo die wohl schönste Ankerbucht der Nordwestküste auf uns wartet. Schon von Weitem ist die Einfahrt zu sehen. Ein Restaurant thront über der Bucht. Im Sommer werden hier für Gastlieger Bojen angebracht, wir aber ankern in 6 bis 8 Metern Tiefe auf Steinboden. Die Ankunft in Port de Sóller bei Sonnenuntergang ist ein einprägendes Erlebnis. Wir können uns an dem grossartigen und nur wenig verbauten Panorama kaum sattsehen. Von der Marina gehen wir über Fischernetze ins Stadtzentrum, wo wir die ausgelassene Stimmung der Tapas-Bars geniessen. Tags darauf steht eine 60 Seemeilen lange Fahrt entlang der Ostküste der Insel nach Porto Cristo auf dem Programm. Weiter nördlich vermittelt die Küste ein ähnliches Bild wie südlich von Port de Sóller: Der gebirgige Landstrich hat nur wenig Ankerplätze zu bieten und auch die eignen sich nur tagsüber. Wir halbieren die Route und gehen in einer Felsbucht direkt hinter dem Cap de Formentor vor Anker.
Allein auf weiter Flur
zehn Seemeilen weit weg sind. Am späten Nachmittag laufen wir im Hafen von Porto Cristo ein. Er liegt in einem Meeresarm und ist definitiv einen Umweg wert. In der malerischen Stadt wimmelt es von hübschen Restaurants. Ausserdem ist Porto Cristo von mehreren Calas mit türkisfarbenem Wasser umgeben, wie wir sie aus den Reiseprospekten über die Balearen kennen. Drei Seemeilen südlich von Porto Cristo werfen wir in der Cala Magraner den Anker. Sie ist genau das, was Fahrtensegler in Mallorca suchen: eine unverbaute Bucht mit Sandstrand, kupferfarbenen, von Höhen durchsetzten Klippen und drei bis fünf Meter tiefem Sandgrund. Am gleichen Abend ziehen wir weiter nach Port de Cala Figuera. Der kleine Fischerhafen gilt als der ursprünglichste auf ganz Mallorca. An seinem einzigen Steg ist Platz für höchstens zwölf Boote. An diesem Tag haben wir ihn ganz für uns allein. Wir liegen direkt neben den Fischerbooten, die hier nachts ihren Fang abladen. Eines unserer letzten Ziele ist der Cabrera-Archipel, wo wir über die Internetseite des Nationalparks eine der 50 Ankerbojen reserviert haben. Vor Ort verstehen wir sofort, warum die Fahrtensegler so von Cabrera schwärmen. Die Bucht in Form eines Amphitheaters ist eine Oase der Ruhe. Die Ankerbojen sind über die gesamte Zone verteilt, sodass garantiert keine Beengtheit aufkommt und man sich ungestört fühlt. Mit dem Beiboot fahren wir bis zur Siedlung Cabrera, wo Sanitäranlagen, ein kleines Fremdenverkehrsbüro und das einzige Bar-Restaurant von Cabrera (das „Cantina“) zu finden sind. Trotzdem gibt es hier einiges zu tun. Man kann bis zu den Überresten eines Festungsturms hinaufsteigen, das Inselmuseum besichtigen, eine Wanderung unternehmen oder mit dem Dinghi die legendäre Höhle Cova Blava erkunden. Am nächsten Morgen heisst es schon wieder zurück nach Palma. Noch 28 Seemeilen, dann ist der Törn zu Ende. Aber schon jetzt steht fest: Wir kommen nächstes Jahr wieder in die Balearen. Diesmal nach Menorca.
REISE-INFOS
Charter
Für massgeschneiderte Reisen und/oder Törns: my charter, info@mycharter.ch, mycharter.ch
SailPro, alain@sailpro,ch, sailpro.ch
moorings.de
Liegeplätze
Die meisten Marinas werden privat betrieben. In der Hochsaison kostet ein Gästeplatz für einen Katamaran von der Grösse eines 434 PC über 220 Euro pro Nacht. Am besten reservieren Sie Ihren Platz im Voraus in einem der öffentlichen, preiswerten und gut gelegenen Häfen des Verbunds Ports IP. Dort müssen Sie keine Vorkasse leisten und bezahlen faire Preise (oftmals ein Drittel der sonst üblichen Gebühren). Sehr zu empfehlen sind die Ports IP in Puerto de Andraitx und in der Cala Figuera. Im Falle einer Stornierung zeigen sich die Häfen des Verbunds kulant, was mehr Flexibilität zulässt. portsib.es
Restaurant
Unser Geheimtipp: Sa Foradada nahe der gleichnamigen Cala an der Westküste aufgrund ihrer köstlichen Küche und ihrer wunderbaren Lage. Vom Meer aus oder in einem halbstündigen Fussmarsch erreichbar. saforadada.com