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Die Gartenstadt Montreal

von Bernard Pichon

Kanada

In einer aktuellen Studie über urbane Landwirtschaft, bewirtschaftete Gemüsegärten und Lehrgärten verweist die grösste Stadt Quebecs New York, Paris und Brüssel auf die Plätze.

Filmfans kennen den Mont Royal – den beliebtesten Stadtpark in Montreal – unter anderem als im Schnee versinkenden Schauplatz des Katastrophenfilms «The Day After Tomorrow» (2004). Aber auch die Regisseure der Serie Stargate SG-1 und andere Filmproduzenten haben hier ihre Kameras aufgestellt. Mit gutem Grund, denn die 280 Hektar grosse Hügellandschaft bildet mit ihren Wäldern, Wiesen, Teichen und Bächen eine sehr fotogene Kulisse. Dort sind über 700 Gefässpflanzenarten sowie Ahorne, Birken, Eichen und Nadelbäume beheimatet. Veilchen, Löwenzähne und Margeriten säumen das Ufer des Sees Lac des Castors. Zahlreiche Vogelarten wie der Kardinal, der Blauhäher und das Rotkehlchen fühlen sich wohl an diesem Ort. «Ich habe hier sogar Schneeschuhhasen, Rotfüchse sowie Waschbären gesehen – und Amphibien wie den Grünfrosch und den Zweistreifensalamander», sagt Robert, ein Tierfotograf aus Quebec. Ausserdem bietet sich von der Anhöhe aus ein atemberaubender Blick auf Montreal.

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Das Mile End

In dem zu Füssen des Mont Royal gelegenen Künstlerviertel wimmelt es von Vintage-Boutiquen, trendigen Cafés und kulinarischen Köstlichkeiten. Laubbäume und ganze Beete mit Kapuzinerkresse sowie Stauden säumen die oft engen Strassen. Die Stadt legt grossen Wert auf diese Grünflächen und will sie vergrössern. Während der Pandemie wurden hierfür neue Flächen freigegeben, in denen Pestizide und Fungizide tabu sind. Im Norden der Stadt haben Umweltschutz und Nachhaltigkeit Priorität. Im Januar beauftragte der Stadtbezirk die Nonprofit-Organisation «Ville en vert» mit der Durchführung seines Ökoquartier-Programms. Die Umweltorganisation arbeitet zusammen mit der Bevölkerung und Wirtschaft an nachhaltigen ökologischen Veränderungen – unter anderem durch die Begrünung von Dächern in Montreal. Und die in der Stadt ansässigen Lufa Farms haben sich den nachhaltigen Vor-Ort-Anbau von Nahrungs- mitteln auf die Fahnen geschrieben. Das Unternehmen entstand 2009 aus einer Bürgerinitiative, die sich daran störte, dass in den Geschäften nur Importobst und -gemüse aus Kalifornien zu finden war. In einem 3000 Quadratmeter grossen Dachgewächshaus, das in einem Industriegebiet erbaut wurde, wachsen seitdem Salat, Tomaten, Auberginen, Paprika und andere Frühgemüse. Die Lebensmittel werden direkt an Privatpersonen verkauft – und Reste an Einrichtungen gespendet, um Verschwendung zu vermeiden. Sehenswert ist auch der Frédéric-Back-Park, eines der ehrgeizigsten Umweltsanierungsprojekte Nordamerikas. Hier ist auf einer ehemaligen Mülldeponie eine 160 Hektar grosse Grünfläche entstanden, unter
der 40 Millionen Tonnen stabilisierte Abfälle durch natürliche Prozesse zersetzt werden.

Museen voller Leben

Der Umbau des ehemaligen Velodroms liegt Jahrzehnte zurück, ist aber noch immer beispielhaft. Aus der überdachten Radrennbahn, die 1976 für die Olympischen Sommerspiele erbaut worden war, entstand im Zuge einer 37 Mio. US-Dollar teuren Renovierung der Biodome von Montreal. In dieser Mischung aus Zoo und Aquarium interagieren die Tiere «normal» mit ihren nachgebildeten Biotopen (einem tropischen Feuchtgebiet, dem Mischwald in Quebec, der Polarregion usw.). Das benachbarte, kürzlich wiedereröffnete Insectarium setzt derweil zu Unrecht vernachlässigte Insektenarten kunstvoll in Szene. Der Bereich mit den lebenden Schmetterlingen ähnelt dem Schweizer Papiliorama.
Der Botanische Garten wirkt wie ein Garten Eden. Mit seinen Themenbereichen, seinen Gewächshäusern und seinen Art-Déco-Pavillons ist er ein echtes Schmuckstück. Die Einrichtung beherbergt Tausende Pflanzensorten und organisiert Lehrausstellungen. Am Abend verwandelt eine Licht- und Tonproduktion den Botanischen Garten in ein grosses Traumtheater. Besonders eindrücklich ist der chinesische Pavillon. Das Licht seiner traditionellen Laternen spiegelt sich in einem zauberhaften Teich.

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Ein legendärer Fluss

Nicht unerwähnt bleiben darf die Lebensader Montreals. Viel zu lange diente der Sankt-Lorenz-Strom den lokalen Gemeinden und Industriebetrieben als Müllhalde. Die Bemühungen zu seinem Schutz scheinen Früchte zu tragen: Die Wasserqualität oberhalb von Montreal und unterhalb von Trois-Rivières hat sich im Laufe der Jahre verbessert, sodass immer mehr Strände zum Baden freigegeben werden. Dort lassen sich mittlerweile sogar Wale, Robben und Belugas beobachten.

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