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Ein Hauch Paradies in “Down Under”

von Quentin Mayerat

Die 74 Inseln des Whitsunday-Archipels liegen an der Ostküste Australiens, leicht nördlich des Wendekreises des Steinbocks, auf dem gleichen Breitengrad wie Tahiti. Das türkisblaue Meer und die konstante Brise machen den idyllischen Flecken zum idealen Urlaubsort. Sportfreaks finden hier alles, was ihr Herz begehrt. Das riesige Angebot reicht von Fallschirmspringen und Flügen im Wasserflugzeug bis hin zu Schnorcheln und Tauchen. Es kommen aber nicht nur Abenteurer auf ihre Kosten. Nirgendwo sonst kann man in einer so paradiesischen Umgebung relaxen! Geradezu perfekt ist auch das Klima. Das Quecksilber steigt auch im Sommer, d.h. von November bis April, nicht über 30° C.

Als wir auf der hügeligen Hauptstrasse nach Abel Point Marina fahren, heben sich am Horizont plötzlich Pioneer Bay und Hook Island ab. Das Bild, das sich vor unseren Augen auftut, ist so unbeschreiblich schön, dass wir nur noch einen Wunsch haben: so schnell wie möglich in See zu stechen. Mit seinen unzähligen Ankerplätzen ist der Archipel ein ideales Törnrevier. Ein Etappenhalt ist idyllischer als der andere und zwischen den verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind es nie mehr als ein bis zwei Stunden Navigation. Seemeilenfresser sind hier am falschen Ort!

Unser Törn beginnt in Abel Point, der Haupt•stadt des Archipels. Getrieben von 20 Knoten Wind segeln wir rund zehn Seemeilen in Richtung Südwest, durchqueren den Molle-Kanal und erreichen auch schon unseren ers•ten Zwischenhalt, Hamilton Island. Hier können wir ein letztes Mal von der modernen Zivilisation profitieren, bevor wir in die wilde, unberührte Natur vordringen. Für die Mutigsten stehen Wasserski-Basen, Kunst•galerien und Fallschirmspringkurse bereit. Wir lassen uns jedoch nicht aufhalten, denn es ist höchste Zeit für das grosse Abenteuer.

Wir verlassen die Insel über den Norden. Durch die Fitzalan-Passage fahren wir weiter nach Whitehaven Beach, dort, wo nur ein feiner, sandfarbener Pinselstrich das Wasser vom Himmel trennt. Die Landschaft hat etwas Einschüchterndes. Unter unseren Füssen er•streckt sich ein sechs Kilometer langer weisser Sandstrand, genau wie in der Werbung! Kein Wunder, dreht ein japanisches Team gerade einen Spot. Wir beobachten amüsiert, wie sie verzweifelt versuchen, keine Spuren im Sand zu hinterlassen. Schweren Herzens reissen wir uns von dieser Traumwelt los und kehren zur Yacht zurück.

Am nächsten Tag bringt uns eine einein•halbstündige Fahrt nach Tongue Bay, zwei wei•tere Stunden später erreichen wir Maracona, eine kleine Bucht im Süden von Hook Island. Für ein so tiefes, aber ruhiges Gewässer ist der Ankerplatz ziemlich beliebt. Er ist von dichter Vegetation umgeben, geprägt von den knorri•gen Wurzeln der Mangroven. Neben Maracona befindet sich das Nara Inlet, wo wir in einer angrenzenden Höhle Aborigines-Felsmalereien besichtigen. Die Exkursion ist eine Zeitreise, die uns an die Anfänge der Menschheit zurückversetzt. Wir lassen uns zu Träumereien hinreissen und stellen uns vor, wie es sich hier vor vielen Tausend Jahren gelebt hat. Plötzlich tauchen wie aus dem Nichts einige Ziegen auf und holen uns in die Wirklichkeit zurück. Ihre Vorliebe für unsere Kleider wird etwas zu auf•dringlich. Uns bleibt nur eins: Nichts wie weg! Ziegen sind aber auch die einzigen Feinde, vor denen man sich in diesem Paradies auf Erden in Acht nehmen muss.

Wir setzen über zum Butterfly Beach im Norden von Hook Island, einem der Highlights unserer Reise. Hier ist das Wasser so kristall•klar, dass es fast unwirklich erscheint. Es gibt den Blick frei auf einen von unzähligen Muscheln und Schnecken übersäten Meeres•grund. Die Fischschwärme veranlassen uns, hier für die Nacht zu ankern. Das Essen schwimmt uns fast auf den Teller. Wir schnorcheln in den Korallen, klettern in den umliegenden Fels•wänden und schwimmen im durchsichtigen Wasser. Damit auch genug auf den Tisch kommt, verbringen wir viel Zeit mit Muschel•sammeln. Die Aktion erweist sich jedoch als ziemlich mühselig, denn die Weichtiere haften mit einer unglaublichen Kraft an den Felsen. Mehr als einmal flutscht uns das Tier ins Wasser, nachdem es uns mit viel Mühe gelungen war, es mit dem Messer zu lösen. Unser Durchhalte•vermögen macht sich jedoch bezahlt. Wir gön•nen uns eine Gourmet-Mahlzeit mit Meeres•früchten, frischem Fisch und einem köstlichen Weisswein von der australischen Westküste. Kein Restaurant der Welt könnte uns ein solches Festmahl bieten, ganz zu schweigen von der atemberaubenden Kulisse: eine Terrasse mit 360°-Panoramablick, Sonnenuntergang und Privatpool rund um die Yacht!

Der Archipel birgt eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften; sie ändern sich von einer Bucht zur nächsten. Dattel- und Kokospalmen sucht man hier vergebens, schliesslich sind wir nicht in der Karibik. Hier wachsen einhei•mische Pflanzen. In Whitehaven besteht die Vegetation weitgehend aus Akazien. Sie sind aus dem lokalen Ökosystem nicht wegzuden•ken, unter anderem, weil ihre Wurzeln den Dünen Halt geben. Anderswo, wie beispiels-Heute steht ein luftiges Erlebnis an. Wir können es allen Archipel-Besuchern wärmstens empfehlen! Wir haben ein Wasserflugzeug gechartert und wollen damit das Great Barrier Reaf überfliegen. Es lan•det haarscharf neben unserem Segelboot und wir setzen im Dinghi über. Die geringe Grösse des Flugzeugs flösst uns nicht unbedingt Vertrauen ein, doch wir stellen schon bald fest, dass es keinen Turbulenzen unter•worfen ist und dass auch das Start- und Landemanöver eher amüsant als eindrücklich ist. Obwohl wir die Umgebung bereits kennen, bietet sich uns ein unvorstellbares Bild. Wir trauen unseren Augen kaum. Wenn es ein achtes Weltwunder gäbe, dann hätte es genau die geschwungene Form dieses Archipels. Sanft, aber bestimmt bahnt sich das beigefarbe•ne Riff durch das türkisblaue Meer. Das 2000 Kilometer lange Riff von Cape York bis zu Fraser Island, das rund 300’000 Quadratkilometer des australischen Kontinents bedeckt, ist fast vollständig sichtbar. Ein Flug weise in der Gegend um Tongue Bay, mutet die sanft geschwungene Hügellandschaft tropisch an. Die meisten Inseln sind mit einem dichten Pflanzenteppich überwachsen. Einzige Ausnahme ist Pentecost; die Insel wurde vor langer Zeit für den Schiffsbau entforstet. über das Great Barrier Reaf gehört eindeutig zu den Dingen, die man im Leben einmal getan haben sollte. Unser Wasserflugzeug landet im Innern des kreisförmigen Hardy Reff. Es hat einen Umfang von rund vierzig Kilometern und das Wasser steht häufig
einen Meter höher als ausserhalb des Riffs, da es aus diesem natürlichen Brunnen nicht abfliessen kann. Ausgerüstet mit unseren Schnorcheln tauchen wir unter der Führung eines Guide auf der Aussenseite des Riffs. Vor uns tut sich eine faszinierende Unterwasser•welt auf. Korallen in allen Formen und Farben umschwärmt von Hunderten verschiedener Fischarten scheinen um die Wette zu buhlen. Was und die Natur hier bietet, lässt sich kaum beschreiben, alle Worte der Welt würden nicht ausreichen, um die wahre Schönheit auch nur annähernd widerzugeben. Gegen Abend bringt uns das Flugzeug wieder zu unserer Yacht zurück. Wie betäubt von den Erlebnissen des Tages sitzen wir mehrere Stunden benommen an Bord. Nur langsam dringt die Realität wie•der zu uns durch.

Leider gehen auch die schönsten Dinge einmal zu Ende. In Airlie Beach hat uns die Zivilisation wieder. Wir nutzen den letzten Zwischenstopp, um einen landestypischen Abend zu verbrin•gen. Der tagsüber so beschauliche, ruhige Ort verwandelt sich bei Einbruch der Nacht in eine beliebte Nightlife-Hochburg, in der das Leben nur so pulsiert. Wie so oft in Australien begin•nen wir unsere Tour im Hog’s Café, bevor wir in die Karaoke-Bar am Ende der Hauptstrasse wechseln. Danach feiern wir bis in die frühen Morgenstunden im Nightclub. Leider kann sich niemand von uns an den Namen des Clubs erinnern, dazu war der Abend, zu feucht•fröhlich!

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