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Geneva, The Resort City :Schweiz kompakt zwischen See und Bergen

von Brice Lechevalier

Wer in Genf nur einen seriösen Finanzplatz sieht, täuscht sich: Tatsächlich ist es eine facettenreiche Stadt mit üppigem Grün, die zum Geniessen einlädt. Hier geben sich Kulturszene, Uhrmacherhandwerk, Gastronomie und Natur ein Stelldichein.

Text: Brice Lechevalier

Jeder kennt Genf. Oder genauer gesagt: Jeder meint Genf zu kennen, diese internationale Geschäftsmetropole, deren grosse Fontäne, dessen UN-Gebäude oder deren Reede rund um die Welt im Fernseher zu sehen sind, wenn wieder eine Gipfelkonferenz stattfindet. Doch wer weiss schon, dass diese Stadt weltweit an dritter Stelle steht, was die Zahl der Grünanlagen anbelangt, und ein Fünftel des Stadtgebiets aus Grünflächen besteht? Wer weiss, dass diese Stadt einen traumhaften Strand angelegt hat, die kostenlose Plage des Eaux-Vives, die zum Sprung ins Nass einlädt? Oder dass Genf mit 1410 Hektar das drittgrösste Weinanbaugebiet der Schweiz besitzt?

Stadt und Land sind harmonisch miteinander verflochten, weit erstreckt sich die einmalige Rebenlandschaft nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt zur Rechten wie zur Linken des Sees und scheint mit den Gipfeln am Horizont zu verschmelzen. Im Sommer locken Rundwege, denen Spaziergänger und Velofahrer durch mit Mohnblumen getupfte Weizenfelder, Wälder und entlang Flüsschen von Weingut zu Weingut folgen können. Im Herbst ist die Landschaft in goldene Farbtöne getaucht und wirkt wehmütig und opulent zugleich.

Am bekanntesten ist die Region Mandement am rechten Rhone-Ufer mit Dardagny und Satigny, der grössten Weinbaugemeinde der Schweiz. Aber auch die Dörfer Bernex, Lully, Confignon, Soral und Laconnex in der Region Champagne bestechen durch Charme und gute Weinkeller. Hier am linken Seeufer schmiegen sich historische Siedlungen an die Weinberge, darunter Hermance, Meinier, Jussy und Choulex.

Sterngekrönte Restaurants und junge Talente

Weil die Genfer ausgesprochen stolz auf ihre Weine sind, kann man sie auf allen Speisekarten der zahlreichen und vielseitigen Restaurants finden. Genf bekam 2021 den Titel «Stadt der Genüsse» verliehen – mit gutem Grund: Elf seiner Restaurants sind mit Michelin-Sternen ausgezeichnet und 67 Genfer Gastronomiebetriebe sind im Gault-Millau 2021 enthalten. Ein kulinarisches Highlight wird der Genfer Genussmonat vom 16. September bis zum 16. Oktober 2021 sein. Die Branche entwickelt sich unablässig weiter und bringt ständig neue junge Talente hervor. Die schier unbändige Kreativität der Köche führt zu innovativen Konzepten: Hier wird die Pizza neu erfunden, dort kann man minimalistische Gerichte auf Fischbasis goutieren. Der Multikulturalismus dieser Weltstadt ist unzweifelhaft auch in der Restaurantszene spürbar, die jedoch auch frühzeitig neue Trends aufgreift. Beispielsweise ist dieser Seestadt die Veggie Week zu verdanken, die 2017 hier ins Leben gerufen wurde und inzwischen in der gesamten Deutschschweiz beliebt ist. Zwei Wochen lang bereichern die Küchenchefs ihre Speisekarten um vegetarische Raffinessen. Genf ist überdies ein Paradies für Schokoladenliebhaber – mit dreissig Meister-Chocolatiers und dem 1826 gegründeten Traditions-Schokoladenhersteller Favarger, dessen Unternehmen eng mit der Stadtgeschichte verknüpft ist. Denn dieser Betrieb entstand aus der Liebe eines Uhrmachers zur Tochter des örtlichen Chocolatiers. Er heiratete sie und erlernte das Handwerk seines Schwiegervaters.

Rund um die Uhr

Die Stadt verdankt ihre Entwicklung zur Hochburg der «Haute Horlogerie» der strengen Lehre Calvins. Der Reformator ächtete Schmuck, doch Uhrmacherei war erlaubt. Folglich richteten sich mehr und mehr Werkstätten in den obersten Gebäudeetagen ein, um möglichst lange bei Tageslicht arbeiten zu können. Noch heute sind sie in der Rue des Etuves im Viertel Saint-Gervais zu sehen. Der Geschichte der Uhrenfabrikation begegnet man auf Schritt und Tritt, und wer der Watch Tour folgt, kann sie auf einem Spaziergang erkunden. Sie führt unter anderem zur Blumenuhr, deren Zifferblatt aus über 6500 Blumen besteht und deren Sekundenzeiger 2,5 Meter lang ist – ein Weltrekord. Auch der Inselturm oder Tour d l’Île mit seinen drei Zifferblättern für die einst unterschiedlichen Zeiten von Paris, Bern und Genf liegt auf der Route ebenso wie das unverzichtbare Patek-Philippe-Museum, in dem die fünfhundertjährige Geschichte der Uhr erlebbar wird. Am 22. und 23. Oktober 2021 findet in Plan-les-Ouates, wo die grossen Namen der Uhrenindustrie angesiedelt sind, die erste Ausgabe von «Autour du temps» statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung öffnen rund 30 renommierte Uhrenhersteller der Öffentlichkeit ihre Pforten. Für diejenigen, die selbst davon träumen, Uhrmacher zu werden – zumindest für einen Tag – bieten die Initium-Werkstätten einen Workshop an, bei dem man seine eigene Armbanduhr mit persönlicher Note kreieren kann.

Kultur- und Sportstadt

Das reiche kulturelle Erbe von Genf wird in seinen Museen lebendig, insbesondere im MAMCO, dem grössten Museum für moderne und zeitgenössische Kunst der Schweiz. Es liegt im Bäderviertel, dem Quartier des Bains, das für seine Kunstgalerien bekannt ist. Ein weiterer Superlativ: das Naturhistorische Museum, das mit 8000m2 Ausstellungsfläche das grösste im Land ist. Noch ein Publikumsmagnet ist das Grosse Theater von Genf, das 2020 die Auszeichnung «Best Opera House» erhielt. Wasser spielt dank See und zwei Flüssen im Leben der Genfer eine zentrale Rolle. Im Viertel La Jonction mündet die Arve in die Rhone – ein farbenprächtiges Schauspiel wie aus dem Bilderbuch. An sportlichen Aktivitäten ist alles geboten, vom schlichten Baden über Rafting, Wakeboarding, Segeln, Wind- und Kitesurfen bis hin zum Stand-up-Paddling, das gerade überaus hoch im Kurs steht. Dank vieler Uferpromenaden sowie Wander- und Velowegen können Besucher aktiv in das Genfer Leben eintauchen und auf Entdeckungsreise gehen. Jeden Sommer bietet sich die Gelegenheit, eine Kombination aus Geschichte, Kultur und Sport auszuprobieren: Urban Golf, ein kostenloses Vergnügen auf vier Kilometern ab dem Parc des Bastions. Der Parcours führt an insgesamt acht symbolträchtige Orte, darunter die Promenade de la Treille, der Englische Garten und das Monument Brunswick.

Und dann? Nichts wie hin zum neuen Strand Eaux-Vives gegenüber dem gleichnamigen Park mitten im Stadtzentrum! Mit seinen Grünflächen, dem herrlichen Ausblick auf die Wasserfontäne und dem Sand- und Kiesstrand (bei freiem Eintritt) führt Eaux-Vives die Liste der angesagtesten Orte in der Stadt an. Genf ganz cool!

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