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Kambodscha: Im Land der Khmer

von Quentin Mayerat

Kambodscha entwickelt sich rasend schnell weiter. Trotzdem hat das Reich der Buddhisten seine jahrtausendalte Kultur beibehalten und ist nach wie vor ein unglaublich faszinierendes Reiseziel.

mer1825ed-191500-Experiential-Discovery-HighWer die ursprüngliche Heimat der Khmer entdecken will, muss in den wilden Nordwesten des Landes, in die Provinz Mondulkiri. Dort, an der Grenze zu Vietnam, wartet für viele eine der schönsten Begegnungen ihres Lebens. Sie können mit den majestätischen Elefanten der Wälder Kambodschas auf Tuchfühlung gehen. Sen Monorom ist aus Phnom Penh mit dem Tages- oder Nachtbus erreichbar. In der Provinzhauptstadt bieten mehrere Ökotourismus- Anbieter Exkursionen in den Dschungel an, die von lokalen Guides aus den umliegenden Dörfern geführt werden. Das Angebot ist gross und reicht von eintägigen Trekkings bis hin zu längeren, massgeschneiderten Reisen.
Die Elefanten leben wenige Kilometer von Sen Monorom entfernt. Sie sind die Nähe zu den Dorfbewohnern gewöhnt und daher zutraulich. Der Guide verteilt Zuckerrohr und Bananen, die an die liebenswerten Giganten verfüttert werden dürfen. Das Beste aber kommt erst noch: In einem Wasserloch im Wald kann man sogar mit den Dickhäutern baden. Sie als Reitoder Zirkustiere zu missbrauchen ist hingegen strengstens untersagt. Das Wohlergehen der Tiere und der Umweltschutz haben oberste Priorität. Gerade auch deshalb, weil dieser strenge Ethikkodex so gewissenhaft eingehalten wird, konnte sich zwischen den Dorfbewohnern und den Elefanten eine so spezielle Beziehung entwickeln.
Die idyllische Umgebung eignet sich auch hervorragend für Wanderungen. Durch den noch immer intakten Wald geht es zu eindrücklichen Wasserfällen, die in der dichten Vegetation tosend in die Tiefe stürzen. Am Mittag isst man mit einer einheimischen Familie traditionelle Speisen. Wenn nur die Zeit in dem schönen Khmer- Dschungel nicht so schnell verstreichen würde!

Angkor, das achte Weltwunder

mer1825ex-155625-Exterior-HighUm die Götter zu beschwichtigen, brauchte es weltliche Genies. Sie haben der Menschheit die wunderbare Region Angkor beschert. Sie war vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des Königreichs der Khmer und umfasst mehrere Tempelanlagen. Angkor Wat, die bekannteste und eindrücklichste von ihnen, wurde im 12. Jahrhundert auf Geheiss von König Suryavarman II. in Sandstein gehauen und 1992 von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Sie wird auch gerne als achtes Weltwunder bezeichnet und jedes Jahr von Millionen Touristen besucht. Die „hydraulische“ Stadt ist ein Wunderwerk menschlicher Baukunst. Nach dem Niedergang von Angkor wurden die Tempel sich selbst überlassen. Die Natur übernahm wieder das Zepter und überwucherte die Anlagen. Nach mehreren Jahrhunderten und etlichen Monsunen stehen sie immer noch. Heute erinnern die restaurierten Zeugen eindrücklicher als je zuvor an die verlorene Zivilisation. Frühaufsteher können Angkor Wat in seinem schönsten Licht sehen. Nie ist sein Anblick so atemberaubend wie bei Sonnenaufgang, wenn die Bonzen hierher zum Gebet kommen.

Auch die von gewaltigen Würgefeigen überwucherte Tempelanlage To Prohm und der Komplex von Bayon mit den 216 Buddha-Gesichtern sind sehr beliebt und sollten möglichst früh besichtigt werden. Da sich Angkor über 400 Quadratkilometer erstreckt, muss man wohl oder übel eine Wahl treffen, alles kann man unmöglich sehen.
Nach so vielen Eindrücken kommt die Erholung wie gerufen. Das nächstgelegene Fünfsternehotel Le Méridien bietet sich da natürlich an. Es verbindet die königliche Khmer-Kultur mit westlicher Raffinesse. In den Suiten, in denen Modernes geschmackvoll auf den typischen Angkor- Stil trifft, lässt es sich wunderbar relaxen. Auch in der Küche werden die beiden Kulturen gemischt. Chefkoch Nicolas Rouleau kombiniert die Stärken Kambodschas und des Abendlands zu köstlichen Kreationen. Erholen kann man sich zudem im Spa, das mit einem World Luxury Spa Award ausgezeichnet wurde, oder während einer Jeep-Tour durch die Umgebung.

Phnom Penh im Aufbruch

_DSC0219Phnom Penh ist eine asiatische Metropole, wie sie im Buch steht: hektisch, laut und verschmutzt. Trotz allem lohnt sich ein Aufenthalt in der Khmer-Hauptstadt. Sie widerspiegelt realitätsgetreu die Gegenwart und Zukunft Kambodschas: ein energisches, brodelndes Land, das sich rasant verändert, aber seine wohlwollende Art und seine einmalige Lebensart behalten hat.
Das beste Fortbewegungsmittel ist und bleibt das Tuk-Tuk. Es ist günstiger als ein Taxi, vor allem aber ist man mittendrin in einem anarchischen und doch irgendwie harmonischen Verkehrschaos. Die Hauptstadt birgt eine Unmenge Schätze, allen voran den Königspalast. Er ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Sitz des Königs und umfasst den Wat Preah Keo, besser bekannt als Silberpagode, deren Fussboden mit über 5000 glitzernden Silberfliesen bedeckt ist. Weitere Highlights sind der Thronsaal, der Chan-Chaya-Pavillon und der Pavillon Napoleon III. Bei einer Führung erfährt man viel Interessantes über den Palast, Guides können direkt am Eingang gebucht werden.
Unweit des Palastes befindet sich das 1962 im Stil von Angkor Wat errichtete lotusförmige Unabhängigkeitsdenkmal. Es symbolisiert den Stolz der Khmer, dem französischen Protektorat ein Ende gesetzt zu haben, und ihre Traditionsverbundenheit. Nachts ist das Denkmal beleuchtet und seine Wirkung entsprechend stärker.
Im Gefängnismuseum S21 werden die Gräueltaten der roten Khmer in Erinnerung gerufen – ein Ort des Gedenkens, der unter die Haut geht. Einen Spaziergang entlang des Mekong und des Tonle Sap kann man gut mit einem Besuch in einem der zahlreichen Restaurants verbinden. Das Angebot reicht von traditioneller Khmer-Küche bis hin zu klassischen westlichen Gerichten. Sehr zu empfehlen ist das kambodschanische Nationalgericht Lok Lak.
_DSC0897Vor der Abreise drängt sich ein Besuch in der Markthalle Pshar Thmey auf. Das Art-Deco-Gebäude in Form einer gigantischen gelben Halle wurde von den Franzosen errichtet und ist das geschäftige Zentrum der Stadt. Etwas einfacher, aber nicht weniger spannend gestaltet sich der labyrinthartige russische Markt mit seinen vielen kleinen Ständen.
Bei einem Aufenthalt lernt man nur einen winzigen Bruchteil der ungemein vielschichtigen und reichhaltigen Kultur und Natur Kambodschas kennen. Ein Grund mehr, so bald wie möglich zurückzukehren.

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