Malta ist ein mediterranes Konzentrat und ein unglaublich reichhaltiger Schmelztiegel der Kulturen. Die pittoresken Inseln bergen ungeahnte Schätze. Grund genug, sich auf den faszinierenden Archipel im Herzen des Mittelmeers einzulassen.
Aus der Luft sehen die Inseln aus wie ins Meer geworfene Felsen. Ein paar Stücke Land, die in der unendlichen blauen Weite südlich von Sizilien vergessen wurden. Kurz nach der Landung dann der grosse Knall. Die wenigen Quadratkilometer Inselfläche werfen den Besuchern schonungslos über 7000 Jahre Geschichte und eine ebenso dichte wie kontrastreiche Landschaft vor die Füsse. Man begreift sehr schnell, dass ein Road Trip durch Malta und ihre kleine Schwester Gozo eine Reise in die Geschichte Europas ist.
Eine Kirche pro 1000 Einwohner
Schon seit der Vorgeschichte ist Malta vor allem ein Land der Glaubensbewegungen. Die Tempelanlagen Ggantjia – maltesisch für „Turm der Riesen“ – auf Gozo und Hagar Qim im Süden Maltas stammen aus der Jungsteinzeit. Mit ihren über 7000 Jahren gelten die beiden Ggantjia-Tempel als älteste Gebäudeanlage der Welt. Sie sind der Fruchtbarkeitsgöttin geweiht und bestehen aus bis zu zwei Meter hohen, aufeinandergestapelten Steinquadern. Obwohl die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat, sind die megalithischen Bauwerke gut erhalten. Dazwischen wachsen Rosmarinsträucher, Disteln, Johannisbrotbäume und Blumen, die ihre Blüten schon im Februar zur Schau tragen. Auch die Römer lebten vor dieser Kulisse und gestalteten sie während 850 Jahren mit. Sie hinterliessen ihre eigenen Tempel und Katakomben (die in der Kollegiatkirche St. Paul in Rabat enthalten über 400 Gräber) und führten auf der Insel den Anbau der von ihnen wie Gold verehrten Oliven ein. Malta ist aber vor allem katholisch. Die rund 460’000 Einwohner des Landes teilen sich 380 Kirchen. In jeder Stadt und jedem Dorf reissen hohe, weisse Kirchtürme jeder Grösse den Horizont auf und heben sich theatralisch vom Himmel ab. Sie setzen das Vermächtnis von Apostel Paulus fort, der die Insel nach einem Schiffbruch im Jahr 60 n. Chr. auf dem Weg nach Rom evangelisiert haben soll.
Valletta, barockes Juwel
Auf Malta führt kein Weg am Malteserorden vorbei. Die Ritter verteidigten die Insel gegen die Osmanen und konnten sich trotz der Belagerung von 1565 erfolgreich gegen die Invasoren behaupten. Nach ihrem Sieg errichteten sie die Festungsstadt Valetta und gaben Mdina als Hauptstadt auf. Mdina ist noch heute in hervorragendem Zustand und besticht durch eine unglaubliche Vielfalt an Baustilen.
Valletta mit ihren 6000 Einwohnern ist die einzige Stadt, die vollständig zum UNESCOWelterbe erklärt wurde. Sie ist an architektonischem Reichtum kaum zu übertreffen. Ihre schnurgeraden, aber nie flach verlaufenden Strassen sind schachbrettartig angeordnet. Auf einer Landzunge 50 Meter über dem Meer wacht La Valletta über zwei Naturhäfen: Marsamxett Harbour im Norden und Grand Harbour im Süden, wobei Letzterer von der Parkanlage „Upper Barrakka Gardens“ überblickt werden kann. Nehmen Sie sich mindestens einen Tag Zeit, durch die lebhaften Gassen und Strassen zu flanieren und das barocke Erbe der in vielfacher Hinsicht reichen Stadt zu erkunden. Bewundern Sie die bemalten Holzbalkone und die weissen, kunstvoll bearbeiteten Fassaden. Betreten Sie die von aussen schmucklose Kathedrale und staunen Sie beim Anblick der Opulenz und der zigtausend Details des goldverzierten Kirchenschiffs. Und gönnen Sie sich auf einem der zahlreichen Plätze oder im Caffee Cordina, dem 1837 eröffneten und damit ältesten Café der Insel, einen Kaffee.
Überschwängliche Landschaften
Wer darauf bedacht ist, ja keine Sehenswürdigkeit zu verpassen, kann beruhigt sein. Das Vorhaben ist so oder so zum Scheitern verurteilt. Ein Aufenthalt reicht nie und nimmer, um alles zu sehen. Besser, Sie lassen sich vom Zufall leiten, dann stossen Sie garantiert auf schöne Aussichten und interessante historische Stätten. Da Malta überschaubar ist, kann man sich hier zwar vergessen, aber nicht verirren.
Kaum ist der Ballungsraum im Osten der Insel durchquert, führen kurvenreiche Strassen durch Felder, Reben und wilde Parzellen, die von Steinmauern begrenzt und mit Kaktusfeigen überwuchert sind. Am Strassenrand wachsen zudem ganzjährig blühende Orangen-, Zitronen- und Johannisbrotbäume. Dahinter zieht die Landschaft vorbei und offenbart ihre kontrastreiche Schönheit. Immer wieder erscheint hinter einem Hügel oder einer Kurve eine Stadt oder das Meer – nie weit, stets tief, wild und strahlend. Das trifft besonders auf das ländliche Gozo (14×7 km) zu, wo grüne Hügel den Horizont verbergen, nur um ihn anschliessend besser zu entblössen. Aber auch Malta (30×14 km) geizt nicht mit Reizen. Unzählige Strände und Klippen warten nur darauf, entdeckt zu werden. Besonders empfehlenswert sind die Dingli Cliffs im Westen von Malta und das einstige blaue Fenster im Westen von Gozo.
Gaumenfreuden
Malta bietet aber nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für den Gaumen. Als würdige Vertreterin der mediterranen Kultur ist die Küche Maltas sehr fischreich. Meist werden sie gegrillt serviert. Weitere Spezialitäten sind Kapern und Oliven sowie das Nationalgericht Kaninchen, das mit den unterschiedlichsten Saucen zubereitet wird. Typische maltesische Küche gibt’s im empfehlenswerten Restaurant Diar il-Bniet in Dingli. Seine Feinkost, die nahrhaften Traditionsgerichte, das lange geschmorte Fleisch (mindestens 30 Minuten Wartezeit) und die „Torta tal-Qargha Hamra“ – eine mit Kürbis, Reis, Thon, Kapern und Oliven zubereitete Torte – sind ein Gedicht. Unbedingt probieren sollten Sie auch die Pastizzi. Die mit Ricotta, Erbsen, Spinat oder Poulet gefüllten Blätterteigtaschen stillen den kleinen Hunger zwischendurch. Sie werden in den Pastizerrie (Bäckereien) und in den Cafés für ein paar Rappen verkauft und warm gegessen.
Nehmen sie sich die Zeit, die Köstlichkeiten in aller Ruhe zu geniessen, sich zurückzulehnen und die vielen Tausend Jahre Geschichte zu verdauen. Die Denkmäler warten bestimmt noch ein paar Minuten länger.
Reise-Infos
Anreise
Ganzjährig tägliche Flüge mit AirMalta ab Zürich, ab März auch ab Genf
Beste Reisezeit
Besonders empfehlenswert ist der Frühling. Dann sind die Landschaften noch grün und es ist angenehm warm. Von Juni bis September ist Malta trocken.
Sehenswürdigkeiten
Valetta ist allein schon wegen der engen Gassen und der vielen, dicht aufeinanderfolgenden Sehenswürdigkeiten einen Besuch wert. Die Kathedrale ist beeindruckend und die Parkanlage „Upper Barrakka Gardens“ bietet eine schöne Aussicht auf den Grand Harbour. Mdina, die frühere weisse Hauptstadt Maltas, scheint sich seit 600 Jahren nicht verändert zu haben. Ebenfalls sehenswert sind die Klippen von Dingli, das frühere blaue Fenster von Gozo und die Basilika Ta’Pinu in Gozo.
Kulinarisches
Fangfrische Fische; „Tortas“, mit Gemüse und Reis gefüllte Kuchen; „Fenek“ (Kaninchen), oft in Sauce gekocht; Pastizzi, mit Ricotta, Erbsen oder Spinat gefüllte Teigtaschen. Die Rot- und Weissweine aus mehreren Rebsorten, von Syrah bis Chardonnay, stammen überwiegend aus Gozo. Das Nationalbier heisst Cisk. Unbedingt probieren: Bajtra (Likör aus Feigenkaktus) und Harruba (Likör aus Johannisbrot).
Freizeitaktivitäten
Unzählige Wege und Rundstrecken laden zu Wanderungen ein, die sich angesichts der umwerfenden Landschaften gut improvisieren lassen. Eine gute Möglichkeit, die Insel zu erkunden und interessante Sehenswürdigkeiten oder Orte zu besichtigen, sind die Hop-on/Hop-off-Busse. Sie bieten drei verschiedene Strecken an, auf denen die Reisenden jederzeit ein- und aussteigen können. citysightseeing.com. Bootsfahrten zur blauen Grotte im Südwesten von Malta kosten 8 Euro. In Gozo produziert und verkauft der Hof Ta’Mena regionale Produkte, von Wein über Olivenöl bis hin zu Käse, Wurst und einer köstlichen Tomatenpaste. Auch Weinverkostungen werden angeboten. Infos unter tamena-gozo.com
Steckbrief
430’000 Einwohner Landeswährung ist der Euro. Englisches Erbe: Es herrscht Linksverkehr. Mediterraner Einfluss: Jeder fährt, wie er will. Landessprachen sind Maltesisch und Englisch. Die Fahrt von Malta nach Gozo dauert mit der Fähre rund 25 Minuten. Zeitzone: Mitteleuropa Unabhängig seit 1964, EU-Mitglied seit 2004