1400 Kilometer von Australien und ebenso weit von Neuseeland entfernt kultiviert die neukaledonische Hauptinsel Grande Terre unbeschwerte Abgeschiedenheit. In der sie umgebenden Lagune bescheren Törns und Tauchgänge unvergessliche Erlebnisse.
Alle kaledonischen Geschichten beginnen in Nouméa. Auch Segeltörns machen da keine Ausnahme. Sie starten meist im Hafen von Moselle Bay. Dort heisst es Leinen los und ab Richtung Lagune. Mit 23’400 Quadratkilometern ist sie die grösste Lagune der Welt. Umgeben von einem 1600 Kilometer langen Korallengürtel bildet sie Riffgebilde mit einer Gesamtfläche von über 8000 Quadratkilometern. Hinter diesen eindrucksvollen Rekordzahlen verbirgt sich eine so einzigartige und wertvolle Welt, dass sie in die UNESCO-Liste aufgenommen wurde. Man sollte auf dieser grossen türkisfarbenen Wasserfläche entsprechend viel Ehrfurcht und Vorsicht walten lassen, auch deshalb, weil viele der Korallengruppen heimtückisch bis dicht an die Wasseroberfläche reichen und schon manchen Bootsrumpf aufgerissen haben. Deutlich besser voraussehbar ist hingegen der Wind. Zu 80 Prozent der Zeit weht hier wie überall im Südpazifik ein kräftiger und beständiger tropischer Südostund Ostpassat. Schade ist eigentlich nur, dass die vor 75 Millionen Jahren vom Grosskontinent Gondwana abgetrennte Insel auf die Schnapsidee gekommen ist, sich in nordwestlicher bis südöstlicher Richtung zu platzieren, sodass keine andere Wahl bleibt, als vor dem Wind unter Spi zu segeln oder sich am Wind durchschütteln zu lassen.
Im Land der Stockmen

Schöne, feinsandige Strände mit um 45 Grad geneigten Kokospalmen findet man hier noch keine. Im Hintergrund bildet die bis zu 1628 Meter hohe Gebirgskette „Chaîne Centrale“ eine filmreife Kulisse. Sie durchzieht Grande Terre von Norden nach Süden und überrascht mit unzähligen grünen Bergkämmen und Felsspitzen, an denen muskulöse Wolkentrauben hängen bleiben. Während der trockene Westen auf einen wohltuenden Schauer wartet, ist die Luvküste dem Passat stärker ausgesetzt und deshalb auch deutlich regnerischer.
Verschwenderische Unterwasserwelt

Schildkröteninvasion

Hailights

Kanaky, die Welt der Mythen
Um von einer Küste zur anderen zu gelangen, verläuft die Fahrt südlich der Belep-Inseln, wo sich die Gebirgskette noch ein letztes Mal aufbäumt, bevor sie zwischen dem blauen Wasser, der roten Erde und den grünen Arakaurien im Meer versinkt. Schon bald zeichnet sich die von unzähligen Kokospalmen gesäumte Insel Balabio am Horizont ab. Dort legte am 4. September 1774 der Seefahrer und Entdecker James Cook, der im Auftrag der Royal Society den Südkontinent finden sollte, mit seiner Resolution an. Schon am nächsten Morgen kam es unweit des Ufers in der Nähe von Balade, am Fuss der mit dichter Dschungelvegetation überwucherten Berge, zur ersten Begegnung zwischen Europäern und Kanaken. Cook, in seiner immensen Güte, schenkte Tea Booma, dem Chef der Region, zwei Hunde und einem anderen Chef zwei Schweine. Fast 250 Jahre später hat sich die Landschaft vermutlich nur unmerklich verändert, die Hunde und Schweine aber haben sich stark vermehrt. Der Wald ist noch immer sattgrün und fällt nach wie vor senkrecht zur Lagune ab. Hohe Baumfarne lassen das Blätterdach der immergrünen Arakaurien und der krummen Tamanus wie ein Überbleibsel aus der Jurazeit wirken. Hier befindet sich die Hochburg von Kanaky, einem kleinen, zwischen den steilen Bergflanken und den Brandungswellen des Riffs eingeklemmten Stück Melanesiens, in dem Mythen ein dickes Fell haben. Echsen herrschen über die Jamswurzeln, Geckos über den Taro, die Banyan-Feige ist das Tor zwischen der Welt der Lebenden und der Toten und der Hai die Verkörperung eines wohlwollenden Vorfahren. Aber das ist eine andere Geschichte.
REISE-INFOS
Anreise
Mit Air France und Air Calin mit Zwischenstopp in Tokio oder Osaka, ab 1099 €, airfrance.fr
Klima
Beste Zeit für einen Törn in Neukaledonien sind die Monate September bis November. Dann weht in der Regel der Südostpassat und sorgt für angenehmes Segeln. Von Dezember bis März können
Wirbelstürme die Region heimsuchen, besonders gross ist die Gefahr im März. Von Juni bis August ist es relativ frisch. Zum Tauchen eignen sich die Monate Oktober bis Januar.
Segeln
Für massgeschneiderte Reisen und/oder Törns: my Charter, info@mycharter.ch, mycharter.ch oder SailPro, alain@sailpro.ch, sailpro.ch
In Neukaledonien gibt es sozusagen keine Infrastrukturen fürFahrtensegler. Die Schifffahrtswege sind aber gut betonnt, die Wetterdienste MRCC Nouméa und Météo France Nouvelle Calédonie
zuverlässig und auch Seerettungsdienste sind vorhanden. Die Seekarten sind sogar in den abgelegensten Gebieten sehr präzis.
Tauchen
Rêve Bleu Calédonie: Tauchen in den „Passes“ im Norden auf der Höhe von Koumac Tel.: + 687 97 83 12, revebleucaledonie.com
Bourail Aqua Diving: Tauchen an unterschiedlichen Spots wie der Poé-Spalte, einem vom Meer überfluteten ehemaligen Flussbett, im offenen Meer oder vor der Steilwand Grand Coude de Kélé
Tel.: + 687 780 888, bourail-aqua-diving.com