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Ponant Explorations – Island vom Wasser aus erleben

von Brice Lechevalier

Eine Kreuzfahrt mit einem Schiff der Ponant-Flotte verbindet Leidenschaft für die Seefahrt mit französischer Lebensart. Sie nimmt ihre Gäste mit auf eine Entdeckungsreise mit allem erdenklichen Komfort und entspannter Geselligkeit an Bord. Island, das Land der Vulkane und märchenhaften Landschaften, sorgt für einen faszinierenden Tapetenwechsel. Man fühlt sich wie aus der Zeit gefallen.

Unsere einwöchige Sommer-Kreuzfahrt auf dem Expeditionsschiff Le Bellot startete in Reykjavik und führte entlang der Westküste vom äussersten Süden über den Polarkreis bis an den nördlichsten Punkt Islands. Die Küstenreliefs und die zerklüfteten Inseln strahlen etwas Beruhigendes und zugleich Betörendes aus. Sie wurden durch Jahrtausende vulkanischer Aktivität geformt. Ihre imposante Präsenz lädt zum Nachdenken über die Kraft und Vielfalt der Natur ein und darüber, welchen Platz wir Menschen darin einnehmen. Den stürmischsten Winden Europas trotzend kamen die ersten Siedler vor über tausend Jahren aus Norwegen auf die Insel und gründeten hier das älteste Parlament der westlichen Welt. Der Kapitän der Bellot passt seinen Kurs selbstverständlich so an, dass wir die Tiefs umfahren und die Fahrt in ruhigen Bahnen verläuft.



Die isländische Hauptstadt, deren Name übersetzt «Rauchbucht» bedeutet, liegt weniger als vier Flugstunden von der Schweiz entfernt. Sie hat viel zu bieten, man sollte für ihre Besichtigung mindestens einen Tag einplanen. Quadratische, bunt gestrichene Häuser mit Spitzdächern säumen die beiden Hauptstrassen, in denen sich die meisten Geschäfte und Restaurants befinden. Wahrzeichen von Reykjavik ist die Kirche Hallgrímskirkja im Stadtzentrum. Ihre Architektur ist den Basaltsäulen der
isländischen Landschaft nachempfunden. Direkt am Wasser befindet sich ein weiteres bauliches Meisterwerk. Das Kulturzentrum Harpa besteht aus einer modernen Glasstruktur, deren Lichtspiele an Nordlichter erinnern. Es beherbergt zahlreiche Veranstaltungsräume und Freizeitangebote. Mit dem Volcano Express zum Beispiel kann man Islands Vulkansysteme virtuell überfliegen. Ein gekonnt inszeniertes, immersives und lehrreiches Erlebnis, das zwar etwas länger dauern dürfte, aber trotzdem empfehlenswert ist.


Lehrreiche Ausflüge

Ponant-Kreuzfahrten sind für ihren kulturellen und pädagogischen Mehrwert bekannt. An Bord der Bellot hält eine fachkundige Island-Referentin jeden Tag einen spannenden Vortrag und drei Reiseleiter liefern auf jedem Ausflug interessante Hintergrundinformationen. Das Angebot ist nicht verpflichtend, aber es wäre schade, darauf zu verzichten. Bei jedem Zwischenstopp wird ein abwechslungsreiches Exkursionsprogramm mit mehreren Optionen unterschiedlicher Dauer angeboten. In Island, wo man an Deck nur selten die Sonne auf Liegestühlen geniessen kann, wird es rege genutzt. Die Insel hat aber auch unglaublich viel zu erzählen. Sie ist eine der jüngsten Landmassen der Welt und Teil des Mittelozeanischen Rückens. Hier liefern sich die amerikanische und die europäische Kontinentalplatte ein Kräftemessen. Als Resultat dieser tektonischen Zerreissprobe hat die Häufigkeit von Vulkanausbrüchen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Reise zum Mittelpunkt der Erde

Island diente auch Jules Verne als Inspiration. Seine Erzählung beginnt mit dem Abstieg in einen Vulkan auf der Halbinsel Snæfellsnes, einer kompakten Version der Vielfalt Islands. Der Snæfellsjökull-Nationalpark an der westlichen Spitze der Halbinsel beheimatet einen grossen Teil der heimischen Fauna und Flora. Hier brüten die Küstenseeschwalben. Sie sind Rekordhalter im Langstreckenfliegen: Jedes Jahr pendeln sie zweimal zwischen den Erdpolen hin und her und legen dabei insgesamt rund 70 000 Kilometer zurück. Papageientaucher und Robben bekommt man ebenfalls zu Gesicht und mit etwas Glück taucht sogar ein Wal auf. Die isländische Natur ist wie ein Rohdiamant: ungeschliffen und voller Überraschungen. Unzählige Lavaströme durchziehen die Insel. Keiner ist wie der andere, sie unterscheiden sich in Form und Farbe je nach Abkühlgeschwindigkeit und Oxidation. Manche sind mit Moos bewachsen, von dem es über 500 Arten gibt. Die ganze Insel ist eine einzige schroffe, meist dunkle und doch erstaunlich vielfältige Landschaft. Manchmal steigt sie steil an, manchmal verdichtet sie sich zu einem Vulkankegel. Dazwischen entleeren sich nach offiziellen Angaben über 10 000 Wasserfälle. In Wirklichkeit sollen es noch viel mehr sein. Bei einer geführten Tour kann man auf den Westmännerinseln den seit 50 Jahren inaktiven Vulkan Eldfell besteigen. Der Aufstieg ist konditionell nicht sonderlich anspruchsvoll. Dank der Erklärungen der Guides und eigener Beobachtungen kann man nachvollziehen, wie und weshalb der Vulkan den Charakter der Inselbewohner geprägt hat. Noch heute umgeben Lavaströme in Form erstarrter Felsen weite Teile des kleinen Fischerhafens Heimaey. Nach dem Ausbruch von 1973 lieferten sie den Bewohnern 15 Jahre lang Energie. Da Fischerei und Tourismus die Haupteinnahmequellen Islands sind, wird alles getan, um die beiden Wirtschaftszweige zu erhalten. Im Kampf gegen die Elemente ist in der isländischen Bevölkerung eine natürliche Solidarität entstanden, die Besucherinnen und Besucher als herzliche Gastfreundschaft erleben.

AUF DIESER JÜNGSTEN LANDMASSE DER WELT LIEFERN SICH DIE KONTINENTALPLATTEN EIN KRÄFTEMESSEN.
DADURCH ENTSTEHEN DRAMATISCHE UND UNGLAUBLICH VIELFÄLTIGE LANDSCHAFTEN.

Der geheimnisvolle Stern von Akureyri

Island hat nicht nur Jules Verne inspiriert, sondern dient auch als Kulisse für das Tim-und-Struppi-Album Der geheimnisvolle Stern. Ein Teil der Geschichte spielt in Akureyri, der grössten Stadt im Norden des Landes. In der traditionellen Architektur sind noch immer Einflüsse aus der Zeit zu erkennen, als Island unter dänischer Herrschaft stand. Akureyri liegt am Ende eines langen Fjords und ist Ausgangspunkt für mehrere Sehenswürdigkeiten. Eine davon ist eines der grössten Skigebiete des Landes. Für Schweizerinnen und Schweizer dürfte es weniger interessant ist. Der internationale Flughafen bietet aber eine gute Verbindung nach Zürich und es mangelt auch sonst nicht an lohenswerten Orten.
In weniger als einer Stunde Autofahrt, vorbei an Seen und Kratern, erreicht man ein geothermisches Gebiet in Ockerfarben. Es sieht aus wie eine Mondlandschaft und riecht stark nach Schwefel. Stege führen über brodelnde Flächen, markierte Wege verhindern Fehltritte. Einige rötlich schimmernde Hügel darf man aber auf eigene Gefahr besteigen. Eine halbe Stunde entfernt hat ein See den Kampf gegen einen Lavastrom verloren. Die glühende Masse hat das Becken vereinnahmt und in ein vulkanisches Labyrinth verwandelt. Hier sollen im Sommer die 13 sagenhaften Weihnachtstrolle leben. Sie steigen im Advent von den Bergen hinab und werden nach alter Tradition jedes Jahr gefeiert. Bevor es auf die Bellot zurückgeht, wartet ein letzter, ebenso radikaler Szenenwechsel: Der Godafoss-Wasserfall zeigt eindrucksvoll, wie sehr Wasser und Lava alles, was ihnen im Weg steht, verschlingen, und dem Land ihren Willen aufzwingen. Der Name Godafoss – «Wasserfälle der Götter» – geht auf das Jahr 1000 zurück, als das isländische Parlament beschloss, das Land hinter dem Christentum zu vereinen. Um ein Exempel zu statuieren, soll der damalige Stammesführer die nordischen Götterstatuen in den Wasserfall geworfen haben. Den Heiden war es aber weiterhin erlaubt, die nordischen Götter im Privaten zu verehren.

Die Verwerfungen des Golden Circle

Höhepunkt dieser Island-Kreuzfahrt ist der Ausflug zur Trilogie des Golden Circle. Sie führt an den Ort, an dem sich einst das Parlament versammelte. Die aussergewöhnliche geologische Stätte ist durch tektonische Plattenverschiebungen entstanden.
Sie besteht aus einem dramatischen Schluchtental, durch das sich mehrere kilometerlange Risse ziehen. Das Areal war gross genug, um die gesamte damalige Bevölkerung aufzunehmen. Ein Fluss versorgte Menschen und Tiere mit Wasser und eine 40 Meter hohe Felswand bot die ideale Bühne, von der aus die Redner gut hör- und sichtbar zur Menge sprechen konnten. Heute zeigt der Golden Circle auf spektakuläre Weise die Trennung des amerikanischen und europäischen Kontinents auf dem Mittelatlantischen Rücken. Jedes Jahr driften die Kontinentalplatten mehrere Zentimeter auseinander. Die Verwerfungen liessen grandiose Naturschauspiele entstehen. Dazu gehört natürlich der zweistufige Gullfoss-Wasserfall, dessen gewaltige Wassermassen scheinbar von der Erde verschluckt werden. Ein weiteres Naturspektakel in diesem geothermischen Gebiet ist der Namensgeber aller Springquellen. In Geysir spritzen gleich mehrere alle sechs bis sieben Minuten warmes Wasser 20 bis 30 Meter hoch in die Luft. Die unglaubliche Vielfalt und wilde Kraft der isländischen Natur sorgen immer wieder für Staunen.

Fünf-Sterne-Service

Ponant-Kreuzfahrten bieten aber nicht nur fantastische Exkursionen, sondern verwöhnen die Gäste auf allen Decks mit einem zuvorkommenden Service und guter Küche. Mit nahezu einem Besatzungsmitglied pro Gast ist der Service an Bord schlicht herausragend. Stets freundliche Mitarbeitende erledigen ihre Arbeit mit viel Herzblut und sorgen so für beste Stimmung. Die französische Lebensart, auf die sich die zu einem französischen Luxuskonzern gehörende Reederei beruft, zieht ein internationales Publikum an, das genau dieses Wohlfühlambiente sucht. Eine besondere Rolle spielt dabei die Kulinarik. Eine 30-köpfige Küchenbrigade unter der Aufsicht von Alain Ducasse und der gut bestückte Weinkeller, den die Sommelière der Bellot mit grosser Leidenschaft betreut, zeugen vom hohen Stellenwert der Gastronomie. Selbst der Kapitän lässt es sich nicht nehmen, seinen Teil zur Gastfreundschaft beizutragen. Er empfängt Gäste auf der Brücke, ergreift bei Cocktailempfängen gut gelaunt das Mikrofon, um die Crew vorzustellen und fordert uns auf, ihn «Kapitän FX» statt François-Xavier Avril zu nennen. Am letzten Tag verabschiedet er sich persönlich von jedem Gast. Ponant bietet Hunderte Kreuzfahrten rund um den Globus an, bei denen Reisende mit höchstem Komfort und einem abwechslungsreichen Programm unseren faszinierenden Planeten erkunden können.

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