Auf dem Segelrevier rund um Porquerolles hat die Sun Odyssey 349 ihre ganze Klasse gezeigt. Der Cruiser macht auch auf Seen eine tolle Figur.
Kein Zweifel: Der Mistral ist im Anmarsch. Vor dem Hafen bilden sich bereits Schaumkronen. Unsere Testfahrt verspricht sportlich zu werden, umso mehr, als das Boot selbst a priori nicht besonders sportlich ist.
Die Sun Odyssey erwartet uns in Hyères, brav mit dem Heck zum Steg vertäut. Sie wurde gerade erst von der Werft ausgeliefert, ist also brandneu, aber alles andere als regattatauglich. Ihr Bimini, ihr Verdeck, der feste Propeller und die komplette Ausrüstung sind aufs Cruisen ausgerichtet. Die Sun Odyssey 349 ist die Nachfolgerin der 33i. Im Vergleich zum Vorgängermodell fällt als erstes das für ein 35-Fuss-Boot ungewohnt breite Cockpit auf. Dieser Trend ist derzeit auf vielen schweren Fahrtenbooten aus dem Segment der 33- bis 55-Füsser zu beobachten. Auch der negative Deckssprung, die beiden Steuerstände und die herunterklappbare Heckplattform treffen den Nerv der Zeit. Alles in allem eine lobenswerte Entwicklung!
Einfaches Handling kombiniert mit guten Segeleigenschaften
Rund um die Iles d’Or bläst der angekündigte Mistral mit 25 Knoten. Für unseren langen Raumschotschlag nach Porquerolles haben wir alle Segel gesetzt. Entsprechend schnell springt die Sun Odyssey an und erreicht rasch ein Durchschnittstempo von 8 Knoten mit Spitzen von bis zu 9 Knoten. Überraschenderweise behalten unsere Steuermänner – sogar die unerfahrensten – die Kontrolle über das Boot, obwohl es eindeutig übertucht ist. Die 349er giert und krängt, schiesst aber nicht in den Wind und legt sich nicht zur Seite. Die doppelten Ruderblätter leisten hervorragende Arbeit! Dadurch, dass sie tief genug und exzentrisch angebracht sind, halten sie das Boot auf Kurs. Unser Modell ist mit einem langen Festkiel ausgestattet, es wird aber auch ein Kurzkieler mit Schwenkkiel angeboten.
Die See wird rauer und wir rollen die Genua etwas ein, um das Rigg zu entlasten. Da auf einen Achterstag verzichtet wurde, verfügt das Boot über ein stark spannendes Zwei-Saling-Rigg. Diese Anordnung hat den Vorteil, dass ein Gaffelgrosssegel in Performance-Ausführung und ein gut abdeckendes Bimini im Achterbereich Platz haben. Am Wind mit zwei Reffs und etwas stärker eingerollter Genua zeigt das Speedometer noch 6 Knoten an.
„Die 349er“, erklärt Hervé Piveteau, der die Produktentwicklung für Sun Odyssey und Sun Fast leitet, „wurde so konzipiert, dass sie eigentlich von jedem gesegelt werden kann.“ Tatsächlich ist das Handling höchst einfach, dafür sorgen auch die Fallen und Leinen auf dem Roof und die Schoten in Griffnähe des Steuermannes. Der 3D-Holepunkt der Fock wurde den Racern abgekupfert und die Rundkausch wird durch die Spannung der Grossschot in der Luft gehalten. Eine einfache und elegante Lösung, die bestens funktioniert.
Zweckmässige Ausstattung
Neben der Funktionalität wurde auch viel Wert auf Komfort gelegt. Der Cockpittisch bietet mit seinen 95 x 100 Zentimetern (einschliesslich der beiden Tischklappen) reichlich Platz für einen Aperitif oder ein Essen. In der L-förmigen Pantry ist genügend Stauraum vorhanden und im Salon wurde im Vergleich zur Sun Odyssey 33i ein zweites Bullauge hinzugefügt. Die Küche, die Spinde und die Tische verfügen alle über Waschbords. Zum Festhalten sind ausreichend Handläufe und Griffe vorhanden. Dadurch kann man sich an Bord gut bewegen, auch wenn das Boot stark krängt. Mit dem Hocker am Kartentisch lässt sich bei Bedarf die Sitzbank verlängern. Für einen bequemen Zugang zum Motor wird der Niedergang mit seinen drei geraden Stufen einfach nach vorne gekippt. Sun Odyssey bietet die 349er in einer Zwei- oder Dreikabinenversion mit Kleiderschrank, Truhen und Spinden an.
Die seetüchtige und elegante Sun Odyssey 349 wurde bereits 300 Mal verkauft und ist somit der aktuelle Bestseller unter den Kabinencruisern.
Segeln in Hyères
Hyères an der Côte d’Azur ist ein weltweit bekannter Segelspot. Er ist aus der Schweiz relativ schnell zu erreichen und zudem ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für einen Mittelmeertörn. Die Halbinsel Giens im Westen und die Iles d’Or im Süden schützen das windsichere Revier vor Wellengang. Nur ein starker Mistral oder ein böenartiger Ostwind können Navigationspläne unter Umständen vereiteln. Kein anderer Ort in Frankreich bietet so viele Sonnenstunden – 3000 im Jahr – und eine so hohe durchschnittliche Wassertemperatur (16 °C). Allein schon Porquerolles ist eine Reise wert. Den einladenden Hafen, das nahezu autofreie Dorf, die vielen Feinschmecker-Adressen und die tropisch anmutenden Strände und Buchten muss man gesehen haben. Geniessen Sie das türkisblaue und kristallklare Wasser an den verschiedenen Ankerplätzen. Im Juli und August wird von einem Besuch abgeraten, dann ist die Insel überlaufen. Besser sind Mai, Juni oder September.