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Traumdestination im Indischen Ozean

von Stephan Engler

Seychellen

TRAUMSTRAND UNTER PALMEN: BEAU VALLON BAY. ©Stephan Engler

Die Seychellen bestehen aus 115 weit verstreuten Inseln. Sie sind so vielfältig wie ihre Namen und halten unzählige Schätze bereit. Gegen ihren Charme ist weder an Land noch auf dem Wasser anzukommen. Lassen Sie sich verführen!

Die ersten, die diese paradiesischen Flecken Erde erblickten, waren arabische Seefahrer, die im 9. Jahrhundert zwischen der Ostküste Afrikas, dem Persischen Golf, Madagaskar, den Komoren und Indien Handel trieben. Erstmals erwähnt wurde das vergessene Paradies im 16. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern. Vasco da Gama entdeckte es zufällig auf der Suche nach neuen Seewegen. 1609, als die Ascension der Britischen Ostindien-Kompanie auf der Hauptinsel Mahé anlegte, machten auch die Engländer Bekanntschaft mit dem Archipel. Obwohl überlieferte Zeugnisse von einem üppigen Nahrungsangebot berichteten, das ideal gewesen wäre für einen Zwischenhalt auf dem langen Weg nach Indien, interessierten sich die Briten nur für den Ankerplatz. Die Inseln selbst blieben lange unerforscht. Für die ersten Bewohner der Insel war dieses Desinteresse ein Glücksfall. Sie wurden in der Karibik und im Pazifik verfolgt und fanden auf den idyllischen Inseln Zuflucht. Ihre Wahl fiel jedoch nicht wegen der paradiesischen Landschaft auf die heutigen Seychellen, sie war strategisch bedingt. In den dortigen Gewässern kreuzten vielem mit Gewürzen und Edelsteinen beladene Schiffe. Und die lockten Piraten an – den Briten George Taylor zum Beispiel und den Franzosen Olivier le Vasseur alias «La Buse». Er soll in der Bucht von Beau Vallon im Norden von Mahé einen unermesslichen Schatz vergraben haben. Am 19. November 1742 landete der französische Kommandant Lazare Picault. Er benannte die Insel nach seinem Vorgesetzten, dem Gouverneur der damaligen französischen Ile de France (dem heutigen Mauritius) Mahé de La Bourdonnais. Auf einer weiteren Expedition entdeckte er 1744 Frégate und deren Nachbarinseln, darunter die «Isle de Palme», das heutige Praslin. 1756 erhoben die Franzosen offiziell Anspruch auf den Archipel. Sie hissten die Flagge des Königreichs über dem zukünftigen Hafen der Hauptstadt Victoria.
Von da an beschleunigte sich die Ankunft der Siedler. Sie brachten Sklaven mit, um die Inseln zu erschliessen und zu besiedeln, Gewürze anzubauen und Holz zu schlagen. Erfasst vom revolutionären Geist ging der Kolonie jedoch bald die Luft aus. Die Briten nutzten die politische Instabilität und eroberten die Seychellen im Jahr 1811. Diesmal gelang die Landnahme und die Landwirtschaft blühte. Gewürze, Kokosöl, Reis, Baumwolle, Kakao, Maniok und Kaffee brachten der Gemeinschaft Wohlstand. 1835 schaffte die britische Kolonialverwaltung die Sklaverei ab. Die Baumwollplantagen wurden nach und nach durch Kokospalmen ersetzt, deren Anbau wesentlich weniger Arbeitskräfte erforderte. Mit der Ankunft indischer und chinesischer Händler entwickelte sich die Insel wirtschaftlich weiter. In den 1960er-Jahren wurden erste Stimmen laut, die eine Loslösung von Grossbritannien forderten. Am 29. Juni 1976 erlangten die Seychellen schliesslich ihre Unabhängigkeit.

Ankunft auf den Seychellen

Vom internationalen Flughafen aus fliegen viele
Besucherinnen und Besucher weiter auf eine der zahlreichen Inseln der Seychellen. Die bekanntesten und beliebtesten sind Praslin und La Digue. Man kann aber auch auf Mahé bleiben, die Hauptinsel hat viel zu bieten und an
Gästezimmern zu attraktiven Preisen mangelt es ebenfalls nicht. Die Hauptstadt Victoria in unmittelbarer Nähe des Flughafens ist mit dem britischen Uhrturm, der Kathedrale und dem State House eher überschaubar, versprüht aber viel tropischen Charme. Man spürt ihn vor allem auf dem Markt, dem belebtesten Ort der Insel. Hier werden alle möglichen Waren feilgeboten: Chilimischungen, Zimtstangen und fangfrische Fische in allen Grössen. Die Einheimischen sind aufgeschlossen und lassen sich gern auf einen Schwatz ein. Wer englisch, französisch oder kreolisch spricht, kommt schnell mit ihnen ins Gespräch. Fortbewegen kann man sich auf der 27 x 7 Kilometer grossen Insel entweder mit öffentlichen Bussen, die auf einem gut ausgebauten Netz verkehren, oder mit einem Mietwagen. Auf den Seychellen wird – den Briten sei Dank – links gefahren. Fast überall beträgt die Höchstgeschwindigkeit 40 km/h. Auf einigen Bergpassagen wie in der Nähe des 906 Meter hohen Morne Seychellois ist aber sogar das zu schnell. Die Einheimischen lassen sich selbst im Verkehr nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Hektisch wird es nur, wenn die für die schmalen Strassen viel zu breiten Busse auftauchen. Ihre Fahrer führen sich auf wie Könige. Mit ihnen sucht man besser nicht die Konfrontation, man würde den Kürzeren ziehen. Platz machen ist die bessere Strategie.

WAHRZEICHEN DER SEYCHELLEN: GESCHLIFFENE GRANITFELSEN. ©Stephan Engler

Von Norden nach Süden

Im Süden von Victoria wird der Verkehr dünner und die Bebauung lichter. Am Ende der Flughafenpiste reiht sich ein Traumstrand an den nächsten. Doch bevor man sich ins kristallklare Wasser stürzt, sollte man der Domaine de Val des Près einen Besuch abstatten. Rund um den prachtvollen Kolonialbau Gran Kaz aus dem Jahr 1870 gruppieren sich bunte Hütten, in denen einheimische Kunsthandwerker ihre Produkte verkaufen. Allein das originalgetreu erhaltene Haupthaus mit seiner imposanten Veranda und den Parkettböden ist einen Besuch wert. Es zeigt anschaulich die Lebensweise einer längst vergangenen Zeit. Nach diesem Intermezzo geht es direkt weiter zum grössten Strand von Mahé, der treffend benannten Anse Royale. Ein Postkartenmotiv mit herrlich weissem Sand und malerischen Kokospalmen. In der Nähe, in Richtung «Les Cannelles», führt eine schmale Strasse zum Jardin du Roi. Hier empfängt Sie eine blühende Natur und viele Vögel. Im «Garten des Königs» wächst eine eindrückliche Anzahl exotischer Pflanzen und Heilkräuter wie Vanille, Wasseräpfel, Flammenbäume, Kakaobäume, Lavender Bells, Currybäume, Erdbeer-Guaven, Kaffern-Limetten, Zitronengras und viele mehr. Der Familienbetrieb setzt das Werk von Pierre Poivre fort, der 1766 als Intendant der Ile de France und der Ile de Bourbon amtete. Er wollte mit der Einführung neuer Pflanzenarten einen Teil zur wirtschaftlichen Entwicklung der Insel beitragen. Unbestrittener Star der Seychellen ist jedoch die berühmte Coco de Mer, die Seychellennuss oder Meeresko-kosnuss. Trotz ihres deutschen Namens handelt es sich nicht um eine Nuss, sondern um den Samen der Seychellenpalme. Das bisher grösste gefundene Exemplar wog 42 Kilogramm! Das Wahrzeichen der Seychellen ziert sogar die Fünf-Rupien-Münze. Auch die Tierwelt geizt nicht mit Superlativen. Die Riesenschildkröten kennt jeder. Weniger bekannt, aber ebenso eindrücklich sind die früchtefressenden Flughunde, die grössten Fledermäuse der Welt. Oder die Palmendiebe, mit einer Beinspannweite von bis zu einem Meter die grössten Landkrebse unseres Planeten. Dass auf den doch eher kleinen Inseln so gigantische Lebewesen beheimatet sind, mag paradox erscheinen. Auch im türkisfarbenen Wasser tummeln sich neben unzähligen Fischarten Tiere von beeindruckender Grösse, allen voran Walhaie, Mantarochen und Meeresschildkröten. Auf dem letzten Abschnitt der Küstenstrasse locken die Anse Bougain-ville und die naturbelassene Anse Forbans. Sie sind nicht zuletzt deshalb
einen Stopp wert, weil man hier gut mit den einheimischen Fischern ins Gespräch kommen kann.

Ab an die Westküste

Über das Dorf Quatre Bornes und den gleichnamigen Weg gelangt man auf die andere Seite der Insel. Dort wartet mit der Anse Takamaka der Inbegriff eines tropischen Strandes mit feinstem Sand, kristallklarem Wasser und sanft geschwungenen Palmen. Manche halten die Strände dieser Region für die schönsten von ganz Mahé. Etwas weiter nördlich erreicht man die ausladende Baie Lazare, in der sich angezogen vom einzigartigen Farbzauber der Gegend eine grosse Künstlergemeinschaft niedergelassen hat. Auch die flache Anse de la Mouche lädt zum Träumen ein. Fliegenbucht, ein seltsamer Name für einen so wunderbaren Ort. Am schönsten ist die Bucht am späten Nachmittag, wenn die letzten Sonnenstrahlen die Wolken im Meer spiegeln. Entlang der Küstenstrasse Richtung Norden kann man sich gut verpflegen. Überall am Strassenrand bieten kleine Restaurants oder Foodtrucks lokale Gerichte zum Mitnehmen an. Currys sind fast immer dabei. Unbedingt probieren sollte man das Cari Coco, ein Eintopf, bei dem Fleisch oder Fisch lange in einer Sauce aus Gewürzen und Kokosmilch geschmort wird. Sparen Sie sich die Mühe, im Internet nach Bewertungen zu suchen, um herauszufinden, ob Sie an der richtigen Adresse sind. Zählen Sie einfach die Einheimischen, die auf ihr Essen warten. Je länger die Schlange, desto besser. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist im Übrigen unschlagbar. Tipp für kleine Esser: Lieber eine halbe Portion bestellen, die reicht garantiert. Auf dem Weg nach Norden lohnen unzählige weitere Strände, wie die wenig besuchte Anse Louis, die wir auf Empfehlung eines Einheimischen aufgesucht haben. Witzig sind die vielen fantasievollen Namen, mit denen die Orte benannt wurden: Sans Soucis (sorgenlos), Mon Plaisir (mein Vergnügen), Montagne Toupie (Kreiselberg) oder Pointe l’Escalier (Treppenspitze). In der Nähe des Familienstrands La Plaine im Nationalpark Port Launay ist für Busse und Autos Endstation. Hier gleicht das Meer einem Aquarium. Schon nach wenigen Schritten ins Wasser wird man von bunten Fischen umringt.

Die gebirgige Mitte

Gegenüber der Île Thérèse beginnt die Strasse nach Victoria. Sie führt an der Tea Factory auf dem Berg Morne Blanc vorbei. Von dort geniesst man einen unvergleichlichen Panoramablick auf die Täler im Westen. Der Weg dorthin ist allerdings sehr kurvenreich und stellenweise etwas eng. Besonders heikel sind die tiefen Rinnen an der Strassenseite, durch die das Regenwasser abfliesst. Oben angekommen sollte man sich einen heissen Tee gönnen, denn die Temperaturen sind deutlich tiefer als an der Küste. Bevor es zurück zum Ausgangspunkt geht, ist ein kleiner Abstecher zur Baie Beau Vallon angesagt. Von den Stränden aus eröffnen sich traumhafte Landschaften. Leider sind sie oft nur für Hotelgäste zugänglich. Nach der Umrundung von Mahé sind wir uns einig: Der Süden der Insel hat uns allen am besten gefallen. Die wunderschönen Sandstrände und die wilde Natur, in die ein paar bunte Häuser eingebettet sind, garantieren Ruhe und viel tropisches Lokalkolorit.

Praktische Infos

Beste Reisezeit. Die Seychellen können grundsätzlich das ganze Jahr bereist werden. Es herrscht zu jeder Jahreszeit ein angenehmes Klima mit Durchschnittstemperaturen zwischen 24 und 32 °C. Die besten Bade-, Schnorchel- und Tauchbedingungen trifft man imApril, Mai, Oktober und November an. Dann kann das Wasser bis 29 °C warm werden und die Sicht über 30 Meter betragen. Von Dezember bis im Februar regnet es meist etwas mehr als in den anderen Monaten.

Anreise. Mehrere Fluggesellschaften fliegen die Seychellen aus Zürich und Genf an: Emirates, Air Seychelles, Turkish Airlines, Edelweiss Air, Qatar Airways, Ethiopian Airlines, Etihad Airways.

Segeln. Von April bis Oktober weht ein etwas stärkerer Südostwind (10 bis 20 Knoten), ideal zum Segeln. In dieser Zeit ist die Luft trockener und es ist weniger heiss.

Veranstaltung Ende Oktober. Das Kreol-Festival ist das grösste und wichtigste Fest der Seychellen. An dieser farbenfrohen Veranstaltung feiert die ganze Bevölkerung ausgelassen ihre Kultur. Hier kann man die Inselbewohner hautnah erleben, lokale Spezialitäten wie Poulet-Curry oder Tintenfisch in Kokosmilch kosten und in einer fröhlichen Stimmung zur allgegenwärtigen kreolischen Musik tanzen.

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fabienne@voile-evasion.ch

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