Die Türkei ist wunderschön, geprägt von endlosen Ebenen und unterschiedlichsten Landschaften. Beunruhigend, verführerisch, verlockend und verunsichernd: Die „Wiege der Zivilisation“, das historische Bindeglied zwischen dem Abend- und dem Morgenland, weckt widersprüchliche Gefühle. Eine Region macht da allerdings eine Ausnahme, sie lässt unsere Herzen höher schlagen. Die Rede ist von der Türkis-Küste, die dem Land seinen Namen gegeben hat. Sie ist genauso faszinierend und überwältigend schön wie die gleichnamigen Edelsteine. Ihre Landschaften ändern die Farben unter dem wechselnden Licht und schenken uns jeden Tag neue Bilder. Die Türkis-Küste ist ein Traumziel, ganz besonders für Segler. Begleitet von Delfinschwärmen gleiten die Boote übers türkisfarbene Wasser, bevor sie an einem der unzähligen Ankerplätze festmachen. Einer davon ist Fethiye, das ehemalige Telmessos. Es beherbergte in der Antike ein Heiligtum und eine Orakel-Schule und ist eine kleine, angenehme Stadt mit vielen Restaurants, Cafés und Geschäften geblieben. Sein Markt ist unbestritten der malerischste an der ganzen Küste. Am Hafen werden in einem einladenden Labyrinth aus verwinkelten Gassen herrlich duftende Gewürze, bunte Stoffe und edel verarbeitete Teppiche feilgeboten. Einen Besuch sind auch die Strände von Calis und die der Insel Sövalye (Ritterinsel) wert. Wer schon immer von einem Paradies unter Palmen geträumt hat, findet sein Glück in der berühmten blauen Lagune von Olü Deniz, dem beliebtesten Postkartenmotiv der Türkei. Wie ein feines Seidentuch zieht sich die fast unwirkliche, goldgelbe Sandzunge durch die Bucht, bevor sie sanft im kristallklaren Wasser verschwindet.
Im Südwesten liegt hinter dem Kap Yali verborgen der Hafen von Kalkan. Weisse Häuser am Berghang über dem Fischerhafen dominieren das Bild. Ganz in der Nähe ragt die griechische Insel Kastellorizo aus dem Wasser. Sie wurde durch den Film „Mediterraneo“ von Regisseur Gabriele Salvatores weltberühmt. Zwei Seemeilen trennen uns von Kas, dem Nizza der lykischen Küste. Kas ist vor allem für sein fünf Meter hohes lykisches Grab bekannt. Es wurde auf dem antiken Antiphellos erbaut, von dem noch immer einige Felsgräber und die lykischen Sarkophage zeugen. Kas ist nicht nur ein hübsches Fischerdorf mit einer reizvollen Bucht, sondern in erster Linie ein Gebiet von immensem archäologischem Interesse. Während die Männer ihre Fischernetze flicken, warten die Caiques auf die Touristen. Ein Caique ist ein traditioneller, aus der Ägäis stammender Holzschoner, der bereits im 9. Jahrhundert für die Fischerei, den Warenund den Passagiertransport eingesetzt wurde. In Griechenland und in der Türkei wird er noch heute auf herkömmliche Art gebaut.
Essen wie Gott… in der Türkei
An Volksfesten tragen die Frauen von Kas mit Goldstücken gesäumte Trachten und edlen Schmuck. Spazieren Sie durch die Gassen, wenn sie sich allmählich mit verführerischen Düften füllen, versuchen Sie die köstlichen Kuchen und trinken Sie den würzigen Tee. Am Abend werden in den alten Steinhäusern orientalische Speisen serviert, am häufigsten sind Meze, die berühmten Vorspeisen, und Fisch (Balik). Die türkische Küche baut ganz auf Früchten, Gemüse, Salat, Fisch und Gewürzen auf. Morgens nehmen die Türken ein nahrhaftes Frühstück zu sich. Dazu gehören Çay (Tee), Ekmek (Weissbrot), Beyaz Peynir (Schaffrischkäse), Tereyagi (Butter), Zeytin (Oliven), Simit (gesalzenes Focaccio mit Sesamsamen), Bal (Honig), Reçel (Konfitüre) und Sucuk (Wurst) oder Pastirma (würzige Dauerwurst). Die übrigen Mahlzeiten bestehen aus drei Gängen. Traditionell gehören dazu: Börek (Blätterteig mit Käse- oder Hackfleischfüllung), Dolma (Weinblätter mit Reiz), Pilav (gewürzter Reis mit Rosinen und Pinienkernen), Döner Kebap (Lammfleisch am Spiess), Manti (mit Hackfleisch, Joghurt, Knoblauch und Paprika gefüllte Teigtaschen), Sis Kebap (Lammfleischspiess), Çig Köfte (kleine Rohfleischkugeln mit Paprika) und türkische Pizza (feiner Blätterteig mit Lammfleisch- oder Käsebelag). An Gemüse und Salaten fehlt es nie, die Saucen werden meist mit Knoblauch und Joghurt angerührt. Türkisches Gebäck ist eine einzige süsse Versuchung!
Faszinierende Unterwasserwelt
Langsam tauchen wir ab. Der erste Eindruck ist ernüchternd. Wo sind die bunten Gorgonien geblieben, die sonst überall die italienischen und französischen Meeresgründe besiedeln? Nachdem die erste Enttäuschung verflogen ist, schauen wir etwas genauer hin und entdecken nach und nach die Schätze der Unterwasserwelt. Es haben sich sogar einige Fische aus dem Roten Meer in diesen Gewässern akklimatisiert. Daneben wimmelt es von Schwämmen, Schraubensabellen und Seelilien. Besondere Erwähnung verdient der Tauchspot „Flying Fish“, wo es uns vergönnt ist, grosse Fische zu beobachten, die das ganze Jahr hier leben. Wer besonders viel Glück hat, kann sogar Thunfische ausmachen, wenn sie sich scheinbar behäbig der Felswand nähern. In 60 Metern Tiefe modert ein italienisches Flugzeugwrack, ein Marchetti SM.79 vor sich hin. Es ist allerdings erfahrenen Tauchern vorbehalten.
Treppen ins Meer
Die reizvollste Insel vor der Türkis-Küste heisst Kekova. Sie ist von steilen Felsen oder mit üppigem Grün bewachsenen Ufern umrahmt. Kekova ist ein geschichtsträchtiger Naturpark von einmaliger Schönheit. Ein Weg führt hinauf zum Schloss, das einen herrlichen Panoramablick auf die Umgebung bietet. Durch die tektonische Aktivität in der Region des Taurusgebirges versanken die Halbinsel Kekova und die Küstenstadt Simena im Wasser, während sich der Kontinent unter das Mittelmeer schob. Noch immer sind am Ufer Überreste der versunkenen Stadt zu erkennen, zu denen in den Fels gehauene Treppenstufen hinabführen. Auch in der Bucht von Tersane liegt eine versunkene Stadt. Sie ist sogar noch grösser als Kekova, allerdings ist sie nur vom Boot aus zu sehen. Wir machen die Leinen am Anlegesteg von Andriake los und geniessen den Blick auf das Ruinenlabyrinth der versunkenen Stadt Sualti Sehir, die unter unserem Kiel vorbeizieht. Weiter geht unsere Fahrt der Küste entlang bis zum Dorf Kale (dem antiken Simena). Ein Geheimtipp! Umgeben von den Ruinen der Altstadt thront das mittelalterliche Schloss auf einem sanft geschwungenen Hügel. In westlicher Richtung ragt weit draussen im Meer ein Sarkophag aus dem Wasser. Hinter der Demre-Bucht liegt die lykische Ruinenstätte Myra mit ihren in die Felswände eingearbeiteten Kammergräbern und der Kirche des Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer.
Türkis-Törn
Ein Törn entlang der türkischen Türkis-Küste ist ein einmaliges Erlebnis und sicherlich die beste Art, überwältigende und naturbelassene Gebiete zu erkunden. Hier findet der Besucher alles, was sein Herz begehrt: Ausfahrten im Caique, ein angenehmes Klima, günstige Segelbedingungen, geschützte Ankerplätze, wilde Landschaften, historische Kulturstätten, eine ausgezeichnete Küche und gastfreundliche Bewohner. Diese Schönheiten kombiniert mit einem entspannenden Segeltörn machen die blaue Reise zum Traumurlaub.