5 Jours du Léman 2025
Bei der diesjährigen 33. Ausgabe der 5 Jours du Léman hatten die Teilnehmer mit wechselhaften, teils stürmischen Bedingungen zu kämpfen. Die Sieger Jean-Pascal Chatagny und Loïc Preitner legten auf der Twist Again mehr als 950 Kilometer zurück und verpassten damit den Rekord von 1000 Kilometern aus dem Jahr 2015 nur knapp.
Die 5 Jours du Léman vom 20. bis 25. Juli übertrafen einmal mehr alle Erwartungen. Starke Winde, wilde Gleitfahrten, Regen, Gewitter, Schläge hart am Wind und dazwischen sogar etwas Sonne machten die 33. Ausgabe zu einem denkwürdigen Anlass. Wer nach den fordernden fünf Tagen das Ziel erreichte, war erschöpft, aber um eine Erfahrung reicher. Selbst diejenigen, die unterwegs schworen «Nie wieder!», planten im Ziel schon das nächste Mal.



Stürmischer Auftakt
Meteorologe Philippe Jeanneret, der an der Regatta seit über 20 Jahren den Wetterfrosch spielt, hatte beim Briefing vorgewarnt: «Es wird lebhaft,ihr werdet nicht oft Gelegenheit haben, eure Kleidung zu trocknen. Nutzt dazu die ruhigeren Stunden in der Mitte der Woche. Vorher und nachher könnte es schwierig werden.» Am Sonntag, dem 20. Juli, fiel um punkt 14 Uhr bei leichten 5 bis 6 Knoten der Startschuss. Zeit für Vorgeplänkel blieb keine, schon bei Einbruch der Dunkelheit nahm die Flotte Fahrt auf. CER – Ville de Genève 1 mit Victor Casas und Romain Defferrard setzte sich sofort an die Spitze, musste sie später kurz an Fou du Vent abgeben und eroberte sie bereits am frühen Abend in Genf zurück. Ab da gaben die beiden als Führende ein hohes Tempo vor. In der ersten Nacht schob ein kräftiger Wind das Feld an. Der grösste Teil der Flotte brauchte von Genf bis zur Boje der Alten Rhone nur gerade sieben Stunden. Doch wer unter Spi gleitet, muss irgendwann hart am Wind gegen die Wellen stampfen. Bereits am frühen Montagmorgen hatten die Ersten eine Runde absolviert. Das kommt an den 5 Jours eher selten vor. In der zweiten Runde ging es im gleichen Tempo weiter. Die Boote wurden auf eine harte Probe gestellt und die Segelnden nicht geschont. Am Montagnachmittag gab das erste Team erschöpft auf. Die rasanten ersten 24 Stunden hatten Caroline Cartier und Marc Pollian auf Jawa an ihre Grenzen gebracht.
Reihenweise Ausfälle
Die zweite kräftezehrende Nacht forderte weiteren Tribut: Cust 4 – École de régate de Lausanne, Luc Voile 2 und Last but not least erklärten Forfait. Mittlerweile war die Flotte auf 17 Boote geschrumpft. «Wir haben uns selbst gehörige Angst eingejagt», erzählt Romain Bonnotte, Skipper der Last but not least. «Wir sind in die Wellen eingetaucht und fast gekentert. Dieser Schreckensmoment hat uns zur Vernunft gebracht. Wir waren viel zu müde, um noch klare Entscheidungen zu treffen. Es wäre fahrlässig gewesen, so weiterzumachen.» Auch La Rivale 3 entging knapp einer Katastrophe: «Hélène fiel bei einer Wende über Bord», berichtet Esteban Fischelin, den offenbar selbst ein so dramatischer Zwischenfall nicht aus der Ruhe bringt. «Sie rutschte quer über das Boot und fiel ins Wasser. Ich brauchte zwei Anläufe, um sie an Bord zu holen.» Hélène Lasserre Bovard selbst scheint ebenfalls nicht traumatisiert zu sein.
«Ich hatte keine Angst» sagte sie später, «ich sah, dass das Boot sofort stoppte und habe mir nicht ausgemalt, wie es ohne mich weiterfährt. Was ich am eigenen Leib erfahren habe, ist das Gewicht des nassen Ölzeugs, das mich nach unten zog. Doch dann blies sich meine Rettungsweste auf und ich schaffte es beim zweiten Versuch an Bord. Wir haben trotz dieses Missgeschicks nie daran gedacht aufzugeben.»



Durchhalten statt überpacen
In der ersten Nacht waren Loris Von Siebenthal und Jérôme Plojoux mit ihrer Fou du Vent der Flotte abgeschlagen hinterhergesegelt. Nach 30 Stunden änderten sie ihre Strategie. «Wir haben gemerkt, dass wir dieses Tempo unmöglich durchhalten», verriet Jérôme Plojoux. «So konnten wir uns zwischendurch nicht erholen. Also haben wir unsere Taktik geändert, uns selbst gebremst und sind kontrollierter gesegelt.» Das hat sich ausgezahlt. Binnen 24 Stunden arbeitete sich das Duo vom 11. Platz in die Spitzengruppe vor. Am Dienstagnachmittag warf eine Havarie die führendeCER – Ville de Genève 1 zurück. Sie musste einen grossen Teil des Feldes vorbeiziehen lassen, um den Schaden an den Wanten zu reparieren. CER – Ville de Genève 2 übernahm die Spitze, dicht gefolgt von Twist Again und GFA Caraïbes. Gegen Mitte des Rennens, als die Müdigkeit an Konzentration und Nerven zerrte, mussten die Teams den Kopf nochmals bei der Sache haben, um richtig auf die anspruchsvollen Windwechsel zu reagieren. Den erfahrenen Crews gelang das recht gut, weniger ortskundige Teilnehmende wie die Martinikaner Tristan Marmousez und Erwan Renoult von GFA Caraïbes fielen zurück. «Wir sind gut gesegelt und haben ein gutes Tempo gehalten, aber man muss den See kennen, um bei schwierigen Bedingungen den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren.»
Harter Kampf
Am Mittwochmittag übernahmen Jean-Pascal Chatagny und Loïc Preitner auf Twist Again das Kommando. CER – Ville de Genève 1, das sichn zurückgekämpft hatte, sowie CER – Ville de Genève 2, Fou du Vent und Du Léman à l’Océan – Pro Yachting starteten nacheinander Angriffe auf die Erstplatzierten. Die liessen sich durch die geballte Offensive nicht einschüchtern, schliesslich bringen sie es gemeinsam auf fast 40 Teilnahmen. Nach 120 Stunden gingen sie als Sieger ins Ziel, vor CER – Ville de Genève 2 und Fou du Vent. Arnaud Machado, der zusammen mit Lorine Robert segelte, war über den vierten Platz verständlicherweise etwas enttäuscht, äusserte sich dennoch begeistert über die Erfahrung mit gemischter Crew: «Wir kannten uns vorher nicht, aber seit diesem Rennen bin ich ein Fan von gemischten Teams. Wir haben uns perfekt ergänzt. Dass wir Dinge anders empfinden, bringt viel.» Seine Co-Skipperin stimmte ihm zu, auch sie schwärmte von dem improvisierten Duo. Sie hätten zusammen gut funktioniert, lobte Loïc Preitner, der an seiner 22. Teilnahme erstmals ganz oben auf dem Podest stand. Sein Erfolgsrezept: «Schlafen, wann immer es geht, um anzugreifen, wenn es nötig ist. Manchmal musste ich Jean-Pascal zum Ausruhen zwingen. Es hat sich gelohnt.» Die Sieger legten in 120 Stunden, 7 Minuten und 18 Sekunden 950,87 Kilometer zurück. Sie umrundeten den Genfersee sechsmal, segelten einmal von Vidy zur Tour Carrée und zurück, einmal von Vidy nach Promenthoux und zurück und absolvierten drei Runden auf der Schlussstrecke vor Vidy. Den Rundenrekord holte CER – Ville de Genève 1 in der zweiten Runde mit 13 Stunden, 37 Minuten und 40 Sekunden.