Das neue Ausdauerrennen auf dem Bielersee feierte seine Premiere in der Bruthitze der zweiten Augusthälfte. Vom 17. bis 20. August waren die Zweihandteams nonstop auf J70-Jachten unterwegs und benötigten in der Uferthermik viel taktisches Feingefühl.
Texte: Marie Vuilleumier
Den See lesen und jeden kleinsten Windhauch erwischen, darum ging es an der ersten Ausgabe der 3 Nuits du Joran. Dieses Spiel 60 Stunden lang durchzuhalten zehrte an der Substanz. Wind
wollte bei den hohen Temperaturen nicht so richtig aufkommen und die dreizehn Zweierteams kamen auf ihren J70 nur langsam voran. Dennoch erreichten alle das Ziel. Lua und Emanuel
Müller passierten die Linie als Erste, 53 Minuten später folgten Victor Casas und Romain Defferard aus Genf, dahinter David Biedermann und Max Haenssler aus La Neuveville.
Obwohl er der Regatta den Namen gab, blies der Joran an den drei Tagen nur wenige Stunden. Dabei hatten die Organisatoren des Club Bordée de Tribord von La Neuveville fest mit dem kalten
Fallwind gerechnet. Sie wollten zum 70-JahrJubiläum des Segelclubs eine ganz besondere Regatta veranstalten und hofften natürlich auf gutes Wetter und genügend Wind. Der blieb zwar deutlich unter den Erwartungen, dennoch zog die Wettfahrtleitung eine positive Bilanz. Man hätte sich sicherlich mehr Wind gewünscht, aber er reichte aus und bescherte den Teams und Organisatoren mit dem Start bei Bise und dem Joran am Samstagmorgen zwei tolle Höhepunkte.
Spiel mit der Thermik
«Es war bis zum Schluss eng, denn gegen Ende gab es kaum Wind», sagte Emanuel Müller im Ziel. «Neben der Bise und einem kurzen Aufbäumen des Joran hatten wir es vor allem mit schwacher Thermik und lokalen Effekten zu tun. Dadurch wurde das Rennen sehr taktisch. Man musste schauen, wo die Sonne auf den Felsen traf, um herauszufinden, wo man den besten Wind erwischt.»
Victor Casas zeigte sich mit seinem Rennen sehr zufrieden, denn er konnte sich mit seinem Vorschoter stets in der Spitzengruppe halten. «Aber Manu und Lua waren einfach stärker, man konnte sehen, wie gut sie ihren See kennen», meinte der Genfer anerkennend. «Am Anfang konnten wir ihn noch nicht so gut lesen, aber wir haben im Lauf der Regatta dazugelernt und sind zunehmend konstanter geworden.»
Auf keinen Fall den Mut verlieren
Die Nerven der Teilnehmenden wurden in den Flautenphasen auf eine harte Probe gestellt. Victor Casas kann das nur bestätigen: «Mental war es schwierig, wenn stundenlag nichts vorwärtsging. Da musste man konzentriert bleiben.» Sie hätten sogar Winde entdeckt, die ihnen vorher noch nie begegnet seien, lacht Emanuel Müller, «den mysteriösen Südwind zum Beispiel, der nachts manchmal aufkommt.»Nach dem Erfolg dieser Premiere möchte die Wettfahrtleitung die 3 Nuits du Joran im Zweijahresrhythmus fortführen. Für 2025 ist auf jeden Fall bereits eine zweite Ausgabe geplant.