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5 Tage an Bord

von Quentin Mayerat

Samstag, 2. August, 11.30 Uhr, Cercle de la Voile de Vidy

Das Briefing ist gerade zu Ende und die Anspannung der Teams deutlich zu spüren. In knapp zwei Stunden fällt der Startschuss zum „Genferseemarathon“, einer fünftätigen, auf Surprise gesegelten Zweihandregatta ohne Hilfe von aussen.

14 Uhr: Start

Wir haben uns für einen risikofreien Start in der Mitte der Linie entschieden, denn den ersten Kampf, den wir gewinnen wollen, ist der gegen unsere Ungestümheit. Zu oft schon ist uns unsere Haudegen-Art bei dieser Regatta zum Verhängnis geworden.

1. Tag, 17 Uhr

Unser Kurs auf Schweizer Seite scheint direkt in eine Flaute zu führen. Die von uns kontrollierten Teams machen einen grossen Bogen um das Flautenloch. Es wird höchste Zeit, dass wir unsere konservative Strategie einhalten und uns der Gruppe anschliessen. Ohne uns dessen bewusst zu sein, distanzieren wir mit unserer Wende gut zwanzig Konkurrenten, darunter sogar einige heisse Siegesanwärter. Die 5 Jours du Léman können wirklich grausam sein!

2. Tag, 2 Uhr

In der Seemitte müht sich eine Meute verbissener Regatteure damit ab, den besten Kurs zu erwischen. In unserem Windschatten liegen Tee room les Régates, Teo Jakob und CER1 Implenia. Nur knapp dahinter folgt Mayer Opticiens. Niemand verschenkt auch nur einen Meter. Patrick versucht derweil etwas zu schlafen, was in der ersten Nacht gar nicht so einfach ist. Das Bootsinnere verstärkt die Geräusche von aussen um ein Vielfaches. Sich da zu auszuruhen setzt eine gewisse Gewöhnung voraus.

2. Tag, 20 Uhr

Unglaublich, wie viele verschiedene und widersprüchliche Gefühle man bei einer solchen Regatta empfindet. Jetzt gerade habe ich ein dringendes Bedürfnis zu schreien. Die bald 18 Stunden dauernde Erfolgslosigkeit bringt mich fast zum Verzweifeln. Nachdem wir bei aufkommendem Westwind vor Evian abgehängt wur14 den, haben wir vor Saint-Gingolph eingeparkt und müssen jetzt tatenlos zusehen, wie die Verfolger auf der anderen Seite an uns vorbei ziehen. Wir erreichen Le Bouveret an 17. Posi tion und haben nur noch einen Wunsch: überall sonst, nur nicht hier sein!

2. Tag, 21 Uhr

Ein Sonnenuntergang, wie ihn keiner der im Musée d’Orsay ausgehängten Impressionisten je zu träumen gewagt hätte, hebt unsere Stimmung. Plötzlich macht Segeln wieder Freude. Hochmotiviert nehmen wir die zweite Regattahälfte in Angriff. Es wird Zeit, dass wir wieder Oberhand gewinnen.

3. Tag, 11 Uhr

Die Verfolgergruppe ist endgültig hinter dem Horizont verschwunden. Immer mehr Teams stossen zur Spitze vor. Es ist ein Tag zum Feiern. Patrick, der sich an Bord um die Ver pflegung kümmert, bereitet eine doppelte Portion chinesische Nudeln zu. An den 5 Jours du Léman machen schon kleine Dinge Freude.

5. Tag, 14 Uhr

Die Ziellinie ist offen, jetzt müssen wir sie nur noch erreichen. Das aufziehende Gewitter hat den letzten Windhauch erstickt. Wir stecken in der bei Seglern berüchtigten Bucht von St. Sulpice in einem Flautenloch fest. Dahinter verstärken die Konkurrenten ihren Druck. Es wird immer schwieriger, sie zu kontrollieren. Unsere Nerven sind zum Zerreissen gespannt. Jetzt werden wir sie sicher nicht mehr vorbeiziehen lassen! Sie liegen nur noch 100 Meter hinter uns, nach fünf Tagen auf dem Wasser eine Lappalie.

5. Tag, 15.21 Uhr

Wir kreuzen die Linie an zweiter Position, 40 Minuten hinter den Siegern. Unser Verfolgertrio aus Teo Jakob, WPMC Skysweeper und Mayer Opticiens segelt nur gerade 10 Minuten nach uns ins Ziel. Das war knapp!

5. Tag, 16.30 Uhr

Alte Seebären, junge Greenhorns, glückliche Gewinner und Pechvögel finden sich vor dem Yacht Club de Vidy ein, um zusammen ein Bier zu trinken und die kameradschaftliche Atmosphäre, die nur bei Regatten mit kleinen Teams möglich ist, zu geniessen.

Vollständige Rangliste unter: http://5jours.logifleet.ch

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