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68. Rund Um Bodensee : Zweimal Yachtclub Arbon

von Quentin Mayerat

Sammy Smits und Albert Schiess landen mit ihren Katamaranen Green Horny und Holy Smoke einen Schweizer Doppelsieg. Die 68. Rund Um Bodensee warweitgehend von Flaute geprägt. Nur ein kurzes Gewitter in der Abenddämmerung brachte für kurze Zeit den ersehnten Wind.

Als Punkt 19.30 UhAbend-2r vor dem Lindauer Hafen der Startschuss zur 68. Rund Um erfolgte, passierte vorerst gar nichts. Die 300 Boote – teils liebevoll restaurierte Klassiker, teils etwas in die Jahre gekommene Fahrtenjachten, aber auch schnelle Racer auf ein oder zwei Rümpfen – blieben mit hängenden Segeln aufgereiht an der Startlinie stecken. Es gab keinen Hauch Wind. Segler können diesem Szenario kaum etwas Positives abgewinnen, die zahlreichen Besucher auf den Zuschauerschiffen der weissen Bodenseeflotte hatten aber für einmal Gelegenheit, die schnellen Katamarane und ihre Crews für längere Zeit aus der Nähe zu beobachten. In den beiden vorangegangenen Nächten hatten schwere Gewitter mit Sturmböen Bäume entwurzelt und sogar das Lindauer Segelclubgebäude beschädigt. Die Segler waren deshalb von etwas zwiespältigen Gefühlen geplagt. Man steht zwar nicht gerne schon beim Start in der Flaute, aber der Blick über den See Richtung Schweizer Ufer sorgte doch für Stirnrunzeln. Über Rorschacherberg zogen dicke Wolken auf. „Aus dieser Grosswetterlage mit der flachen Druckverteilung ist kein Wind zu erwarten, es kann aber in der feuchtlabilen Luft jederzeit zu Gewittern kommen“, hatte Regattaleiter Hans Joachim Holz anlässlich der Pressekonferenz vor der Regatta erklärt. Er sollte Recht bekommen.

Suche nach Wind

Nach gut einer Stunde Parkzeit am Start gab es dann tatsächlich ein kurzes, kleines Gewitter, aber mit Wind um 5 Beaufort war das auch für Amateursegler gut zu bewältigen. Ausserdem sorgte es dafür, dass die Segler auf ihrem 100 Kilometer langen Kurs doch wenigstens auf einem kleinen Teil der Strecke gut vorwärts kamen. Angeführt vom Vorjahressieger Fritz Trippolt auf Skinfit hatten die schnellen Katamarane schon davor etwas Fahrt aufgenommen. Der Österreicher war letztes Jahr erstmals mit der Décision 35 angetreten und hatte die Platzhirsche vom Bodensee in die Schranken verwiesen. Erster Verfolger von Skinfit war der SL 33 Orange Utan von Ralph Schatz mit dem Schweizer Skipper Tom Rüegge.schiess Mit Florian Trüb und Guillaume Rigot hatte Schatz zwei Mitglieder des TILT Youth America’s Cup Teams an Bord geholt. Nach dem verpassten Sieg wegen Materialschäden im letzten Jahr wollte er unbedingt gewinnen. Orange Utan hatte nach der ersten Boje in Romanshorn zwar etwas an Terrain verloren, auf der schwierigen Suche nach Wind im Überlinger Becken rückten die Katamarane aber wieder zusammen. Auf dem Rückweg von der Wendeboje in Überlingen lösten sich die beiden Favoriten vom Feld und bauten bis vor Langenargen einen respektablen Vorsprung auf.Kaum einer zweifelte daran, dass die beiden den Sieg unter sich ausmachen würden. Doch es kam anders. Das Spitzenduo, zu dem sich später auch noch Holy Smoke von Albert Schiess gesellte, fuhr in eine Flaute und blieb stundenlang am Nordufer vor Nonnenhorn hängen. Tom Rüegge kann diesen Frust nicht so schnell vergessen: „Es war schon sehr mühsam. Wir hatten mit Südwind gerechnet, aber er stellte sich einfach nicht ein und nachts konnte niemand sehen, wann und woher Wind kam. Irgendwann sahen wir dann auf dem See draussen ein Licht, das ziemlich schnell vorbeifuhr. Wir wussten sofort: Das war’s, der wird gewinnen.“

ÜberraschungssiegerRüegge-1

Was Rüegge gesehen hatte, waren die Topplichter von Sammy Smits‘ Green Horny. Sein Ventilo M2 hatte zeitweise über 20 Kilometer zurückgelegen. Smits, sein Steuermann Marcel Simon, Urs Gonzenbach auf dem Vorschiff und Ueli Näf an der Genua hatten einen Kurs mehr zur Seemitte gewählt und dort frischen Wind bekommen. Sie zogen mit 14 Knoten Fahrt an ihren festsitzenden Konkurrenten vorbei und kreuzten schliesslich um 2.27 Uhr nach knapp sieben Stunden Fahrt als Erste die Ziellinie in Lindau. Sammy Smits war erst letztes Jahr von einer Libera auf den Katamaran gewechselt und konnte sein Glück kaum fassen: „Wir segeln nicht mit Messern zwischen den Zähnen, es soll uns einfach Spass machen und wir hatten eine ganz lockere Stimmung an Bord. Es gab auch keinen Plan, wir haben einfach immer Druck gesucht und hatten keine Ahnung, wo sich die Konkurrenz befand. Wir schreckten erst auf, als wir vor Lindau so viele Motorboote im Schlepptau hatten. Als man uns zurief, wir seien in Führung, konnten wir das zuerst gar nicht glauben.“ Die Freude wurde noch grösser, als sieben Minuten später ihre Clubkollegen als Zweite ins Ziel kamen und so für einen Doppelsieg des Yachtclubs Arbon sorgten. Albert Schiess hatte sich mit Holy Smoke als erster aus dem Flautenloch befreit. Der bald 70-Jährige sorgt mit seinem modifizierten 30-jährigen Katamaran immer wieder für Überraschungen. „Wir haben bei konstantem Wind keine Chance gegen die schnellen neuen Kats aber wenn es schwierig wird, machen wir ein paar geschickte Schläge und holen wieder auf“, erklärte Schiess seinen Erfolg. Für die frustrierte Crew des Orange Utan reichte es immerhin zum dritten Platz, noch vor Titelverteidiger Trippolt, der das Rennen lange angeführt hatte. Weit mehr Geduld brauchten die Teilnehmer auf den Fahrtenjachten. Erst im Lauf des Samstags brachte ein Schönwetter-Westwind das grosse Feld nach Lindau. Bis weit in den Nachmittag hinein kamen die Schiffe ins Ziel. 217 der gut 300 gestarteten Boote konnten klassiert werden.

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