Der 36. America’s Cup findet im März 2021 in Auckland statt. Wer wird daran teilnehmen? Wie weit sind die Teams mit ihrer Vorbereitung? Was ist von den neuen Booten zu erwarten? Viele Fragezeichen, auf die wir versuchen eine Antwort zu geben.
Sechs Challenger kämpfen um das Recht, vom 6. bis 21. März 2021 im neuseeländischen Auckland den derzeitigen Inhaber der Silberkanne herauszufordern. Das im September 2017 veröffentlichte Protokoll des 36. America’s Cups kehrt zu den Grundwerten der Regatta zurück. Es gibt wieder einen Challenger of Record (Luna Rossa), der Ausscheidungsregatten (Prada Cup) organisiert, und die Nationalitätenregel wird verschärft. Ein Passus besagt, dass die Boote im Land des jeweiligen Challengers konstruiert werden müssen.
Hauptgrund für die Änderungen des Protokolls ist das Anliegen des Defenders und des Challengers of Record, für überschaubare Kosten zu sorgen. Im Klartext heisst das: Der 36. AC Cup soll günstiger werden als der letzte.
Wer nimmt teil?
Bei Ablauf der Anmeldefrist am 30. Juni 2018 hatten neben dem gesetzten Challenger of Record Luna Rossa Challenge (Max Sirena) nur zwei Syndikate die Einschreibegebühren und Bürgschaften in Höhe von zwei Millionen Dollar bezahlt. Ineos Team UK (Ben Ainslie) und American Magic (Terry Hutchinson) waren somit die ersten offiziell gemeldeten Challenger. Weitere Teams hatten Interesse bekundet, aber Geldprobleme machten ihnen einen Strichdurch die Rechnung.
Das Reglement sah jedoch die Möglichkeit einer verspäteten Anmeldung vor. Nachzügler konnten sich gegen eine Strafgebühr von einer Million Dollar bis 30. November einschreiben. Nach Ablauf dieser Verlängerungsfrist waren acht Kandidaturen eingegangen. Jetzt musste geprüft werden, ob sie die Voraussetzungen für eine Akzeptanz erfüllen. Die grosse Zahl der Bewerbungen brachte die Organisatoren in Bedrängnis, denn im Hafengelände von Wynyard Point sind nur Basen für fünf Herausforderer vorgesehen. Im Dezember gab Team New Zealand die drei Auserwählten bekannt: Malta Altus Challenge (Pascquale Cataldi), Stars and Stripes Team USA (Mike Buckley und Taylor Canfield) und Team the Netherlands (Simeon Tienpont).
Wie stark ist die Konkurrenz?
Die Erstgemeldeten sind ernstzunehmende Konkurrenten, die höchstwahrscheinlich auch über ein angemessenes Budget verfügen. Max Sirena, Terry Hutchinson und Ben Ainslie haben ihre Teams schon sehr früh rekrutiert und könnten daher auch auf die derzeit besten Elemente zählen. James Spithill hat bei Luna Rossa unterzeichnet, Dean Barker bei American Magic und Xavier Fernandez ist bei Ineos Team UK unter Vertrag.
Für die anderen dürfte die Aufgabe schwieriger werden. Der maltesische Herausforderer des italienischen Geschäftsmanns Pasquale Cataldi feiert Premiere, plant aber langfristig: Er will auch an den drei nächsten Ausgaben mit einem Team antreten. Da er über ein beschränktes Budget verfügt, will er nur ein Boot bauen. Wer darauf segeln soll, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt, Gerüchten zufolge soll aber der Brite Iain Percy als Teamchef im Gespräch sein. Im Februar hat die Schlichtungsstelle die Nationalitätenregel zugunsten von Malta Altus Challenge ausgelegt. Damit kann das Syndikat einige nicht maltesische Topsegler anheuern. Welche das angesichts der begrenzten Mittel sein werden, bleibt offen.
Dem niederländischen Herausforderer steht der ehemalige Cupsieger (mit Oracle) Simeon Tienpont vor. Er hat im Team AkzoNobel am letzten Volvo Ocean Race mehrfach sein Können bewiesen. Ebenfalls mit von der Partie sind der renommierte Designer Dirk Kramer und das ehemalige Alinghi- und AkzoNobel- Mitglied Peter van Niekerk. Als Skipperin wird Carolijn Brouwer gehandelt. Die dreifache Olympiaseglerin und Volvo-Ocean-Teilnehmerin wäre die erste Steuerfrau am America’s Cup. Wie die Malteser wollen auch die Niederländer nur eine AC75 bauen, konstruieren daneben aber ein zwölf Meter langes Testboot. Team the Netherlands besitzt echtes Potenzial, von einem ernstzunehmenden Siegesanwärter zu sprechen, wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings vermessen.
Stars and Stripes Team USA wurde von den Match Racern Mike Buckley und Taylor Canfield ins Leben gerufen und wird vom erfahrenen Justin Shaffer geleitet. Chef des Design Teams ist JB Braun. „Wir wollen den Cup mit einem rein amerikanischen Team gewinnen“, lautet die klare Ansage der Gründer. Dazu haben sie von den Neuseeländern ein Design-Paket erworben und mit dem Bootsbau im Winter 2018/19 begonnen. Für das nötige Geld sorgen Sponsorenbeiträge verschiedener amerikanischer Unternehmen.
Wie sehen die Boote aus?
Gesegelt wird diese Kampagne auf AC75. Jedes Team darf zwei Boote bauen, einige begnügen sich aus Kostengründen jedoch mit einem. Die innovativen Monohulls mit Neigefoils sollen bereits ab 8 bis 10 Knoten Wind fliegen und schneller sein als die AC50-Mehrrümpfer.
Bei einer Länge von 20,6 Metern ohne Bugspriet und einer Breite von 4,8 Metern wiegen sie 7500 Kilo. Die Besatzung besteht aus elf Mann plus einem Gast. Anstelle eines festen Flügelsegels kommt ein Soft Wing – ein doppelwandiges Tuchsegel – zu Einsatz.
Eine grosse Herausforderung stellt das „Foiling Cant System“, kurz FCS, dar. Mit diesem System werden die Foils auf Position gebracht. Aufgrund der aufwendigen Entwicklungsarbeit werden alle Boote mit der gleichen Mechanik ausgestattet. Die Foilerjachten beruhen auf dem Prinzip, dass alles, was im Wasser ist, batteriebetrieben sein darf, und alles, was in der Luft ist, mit Muskelkraft bedient werden muss. Die Foilerparameter dürfen nicht elektronisch gesteuert werden, was anhand von ausgetüftelten Kontrollsystemen überprüft wird.
Insgesamt sollen fünf America’s Cup World Series stattfinden, die erste im Oktober 2019 in Sardinien. Dort wird sich auch zeigen, ob das Konzept den Qualitätsansprüchen genügt. Angesichts der hochkarätigen Beteiligung der weltbesten Segler und Designer und der erheblichen Budgets scheint es allerdings höchst unwahrscheinlich, dass der 36. America’s Cup seinen Status als angesehenste und meistumkämpfte Segelregatta der Welt verliert.
Schlüsseltermine des 36. America’s Cups
- 31. März 2019: erlaubtes Einwassern des ersten Boots
- Zweite Hälfte 2019: zwei America’s Cup World Series (die erste findet im Oktober in Cagliari statt)
- 1. Februar 2020: erlaubtes Einwassern des zweiten Boots
- 2020: drei America’s Cup World Series
- 10. bis 20. Dezember 2020: America’s Cup Christmas Race
- Januar und Februar 2021: Prada Cup Challenger Selection Series
- 6. bis 21. März 2021: America’s Cup Match