Eine Regatta zwischen America’s Cuppern und Hochseestars gibt es nicht alle Tage, sie ist sogar höchst selten. Umso mehr durften sich die Seh- und Seeleute auf den Grand Prix Beau-Rivage Palace (15. –17. September) freuen. Für ihre achte Ausgabe setzte die Lausanner Veranstaltung auf altbewährte Tradition. Wie gewohnt wurde der Topevent in zwei Teile unterteilt. Auf die vorletzte Etappe der Challenge Julius Bär folgten Freundschaftsregatten zwischen den geladenen Segel-Koryphäen. Sie wurden erstmals unter der „Trophée Marco Landolt“ zusammengefasst. Man wollte damit den Bankier, Segler und Eigner des gleichnamigen Hotels ehren. Marco Landolt, Vater der Happycalopse, starb am 1. November 2005. „Uns schien der Pokal besser geeignet als ein Denkmal. Er ist weniger starr und entspricht daher eher Marcos Wesen“, erklärt Philippe Cardis. Um diese Dynamik zu fördern, hat der Organisator mehrere Segelgrössen eingeladen. Die anfängliche Idee bestand darin, die Afterguards des America’s Cups in die Waadtländer Hauptstadt zu holen. Der Amerikaner Ed Baird (Alinghi), der zweifache Olympiasieger Ben Ainslie aus England (Emirates Team New Zealand), der Däne Jes Gram-Hansen (Mascalzone Latino-Capitalia Team) und der Südafrikaner Ian Ainslie (Team Shosholoza) sind der Einladung gefolgt. Christian „Blumi“ Scherrer, das „schweizerischste“ Teammitglied von +39 Challenge, begleitete seinen englischen Skipper Andrew Simpson. Die meisten der Match-Race-Asse segelten zum ersten Mal auf einem Multi. „What’s this?“, entfuhr es Ed Baird und Ben Ainslie beim Anblick des Hydraulikhebels für das Grosssegel. Es blieben noch einige Löcher, die mit Hochseeseglern „gestopft“ werden mussten. Der Veranstalter liess sich nicht lumpen und sorgte für ein Schwindel erregendes Staraufgebot. Die Zuschauermassen auf dem Quai d’Ouchy trauten ihren Augen kaum! Unser Nationalheld Stève Ravussin vertrat zusammen mit Franck Cammas, Pascal Bidégorry und Karine Fauconnier die ORMA-Klasse der Open 60’, während sich die beiden ständigen Crewmitglieder der Challenge Julius Bär Loïck Peyron und Alain Gautier in den Dienst der Gäste stellten. Bei zögerlichen Winden wurden acht Läufe ausgetragen. Emirates Team New Zealand hatte die Gelegenheit auf Alinghi zu segeln und Karine Fauconnier konnte ihren ehemaligen Konkurrenten Alain Gautier herumkommandieren, was ihr sichtlich Spass machte. Die Rennleitung vom Cercle de la Voile de Vidy mit Präsident William Moody verzichtete zugunsten von mehreren kleinen Rundstrecken auf lange Bananenkurse. Umso wichtiger wurden der Start und die richtige Kurswahl. „Man musste komplett links segeln. Die anderen haben es nicht sofort gesehen. Das habe ich ausgenutzt!“ lachte Pascal Bidégorry. Der baskische Steuermann des Trimarans Banque Populaire gewann drei Läufe. Gleich viele Läufe verbuchte Franck Cammas. Obwohl er sich unglaublich schnell an die Genfersee-Racer gewöhnt hatte, verpasste der frisch erkorene Sieger des Multicup 60 den Sieg nur knapp. Für eine Überraschung sorgte Ben Ainslie: Er landete auf dem dritten Platz und verdrängte somit Stève Ravussin vom Podest. Der nimmt es ihm aber nicht übel. Er sei auf dem besten See, auf den besten Schiffen und vor dem besten Publikum der Welt gesegelt, freute sich der Lokalmatador. Am Freitag fanden sich 500 Gäste im Beau-Rivage Palace zum Galaabend ein. Dabei wurde mit einer Versteigerung Geld zugunsten des gemeinnützigen Vereins „Smiling Children“ gesammelt.
Ein nervtötender Sonntag
Am Sonntag war der Himmel wolkenverhangen, endloser Regen prasselte auf die Segler und ihre Yachten. „Kleiner Regen bezwingt grossen Wind“, schimpfte der Master Serie Bertrand Favre am Sonntag Morgen. Ein schwacher Westwind rettete schliesslich den ersten Lauf, aus dem Cadence (Demole) als Sieger hervorging. Im zweiten Lauf, der am späten Nachmittag bei sturmartigen Bedingungen mit Böen zwischen 11 bis 13 Knoten ausgetragen wurde, erwies sich Foncia als schnellste Yacht. Sie bescherte Alain Gautier seinen ersten Grand Prix Sieg ihm Rahmen der Challenge. „Wir sind überglücklich! Dieser Sieg ist das Ergebnis regelmässiger Fortschritte in vielen Bereichen“, freute sich der französische Skipper. Pierre-Yves Jorand beglückwünschte den Sieger: „Der Grand Prix war nervenaufreibend und taktisch schwierig. Foncia hat sich den Sieg verdient.“ Dabei machte der Alinghi-Skipper gute Mine zum bösen Spiel. Er wurde zusammen mit Julius Bär wegen Frühstarts disqualifiziert und setzte damit mit grosser Wahrscheinlichkeit den Saisonsieg in den Sand. Ein erster Antrag auf Wiedergutmachung wurde zurückgewiesen. Dagegen legte Chris Rast im Namen von Alinghi bei Swiss Sailing Rekurs ein. Da keine neuen Fakten vorliegen, hat die Rekurskommission von Swiss Sailing die Einsprache abgewiesen. Somit startete das schwarz-rote Boot am Open Cadillac de Versoix mit fünf Punkten Rückstand auf Okalys.