Es ist gar nicht so einfach die Erlaubnis zu erhalten, an Bord der streng geheimen Hightech-Yacht zu gehen. Für mich persönlich waren zwei Reisen nach Dubai nötig, bis ich es endlich geschafft hatte. Bei meinem ersten Aufenthalt im November, als sich Alinghi in seinem Winterquartier einrichtete, wurde mein Vorhaben durch Probleme bei der Befestigung des Mastes und durch Windspitzen von 40 Knoten vereitelt. Ende Januar erhielt ich nach einer Geduldsprobe endlich grünes Licht. Das Warten hatte sich gelohnt!
Nach der 40-minütigen Überführung ertönen die ersten Befehle. Eine erste Wende wird vom Knattern der Segel begleitet. Das Schiff neigt sich und nimmt Fahrt auf, Simon Daubney (Genuatrimmer) legt sich der Länge nach auf die Genua und stellt sicher, dass der Wind gut in die Segel kommt. Navigator Mike Drummond wertet die Daten des Bordcomputers aus und der Rest der Afterguard beobachtet, wie sich die SUI91 nähert. Matt Mitchell zielt mit der Laserpistole auf das andere Boot, um die Distanz zu messen, die uns trennt. Jochen ruft „5 Minuten“ – der Start rückt näher. Brad und Ed beschliessen, dass eine erneute Wende notwendig ist, und diese wird in wenigen Sekunden ausgeführt. Die acht Grinder sind bereit, auf einen Schlag einige hundert Kalorien zu verbrennen, Schweissperlen stehen auf ihrer Stirn. Der Grinder, der sich direkt vor mir befindet, bedient gleichzeitig mit seinen Füssen eine Serie grosser, im Boden eingelassener Knöpfe, um die verschiedenen hydraulischen Systeme in genauer Reihenfolge zu aktivieren, damit die anderen Grinder einsteigen können.
Auf diesem Niveau ist es die präzise Koordination einfachster Bewegungen, die den Unterscheid ausmacht. Die Blöcke ächzen und die Kabel quietschen, der Baum richtet sich auf
und fällt dann gegen Backbord. Die SUI64 krängt um 45 Grad, es ist unmöglich aufrecht zu bleiben, ohne sich festzuklammern. Um die Aerodynamik zu verbessern, arbeitet die ganze Besatzung gebückt, nur Ed, der das Steuer hält, und Brad, der sich steuerbord auf den Rumpf stützt und den Kompass im Auge behält, bleiben stehen. Die Wellen schlagen gegen den Bug und Gischt spritzt; ohrenbetäubendes Knirschen erfüllt die Luft. Drüben beim Traveller verkündet Jordi Calafat just in dem Moment, in dem wir in die Startzone vorstossen “4 Minuten” und zählt laut rückwärts. Die Auslosung vor der Regatta hat uns die gelbe Flagge und damit den Vortritt beschert. In der nächsten Regatta werden wir unter blauer Flagge starten.