Die Anonimo European Championship war das diesjährige Highlight bei den F16. Der veranstaltende Club Voile Libre Morges sorgte für eine rundum gelungene Organisation. 42 Teams aus neun Nationen kämpften vier Tage lang um Titel und Ehren. Gewonnen hat schliesslich ein Duo aus Frankreich.
Nach der Meisterschaft (16.–21.7.) machten die Teilnehmer ihrer Begeisterung auf der Facebook-Seite der Anonimo European F16 Championship Luft. „Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft und die minuziöse Organisation – Congratulations to the F16 organization and Voile Libre Morges with the great event in Switzerland – Bravo à toute l‘équipe de l‘organisation, magnifique championnat“, war dort zu lesen. Die überschwänglichen Kommentare überschlugen sich geradezu an Dankesbezeugungen und Superlativen. Adressat dieser Lobeshymnen war der kleine, im Sportkatamaransegeln äusserst aktive Club Voile Libre Morges (VLM). Er überbot mit der Organisation dieser Europameisterschaft auf Seiten der Teilnehmer und der Partner sämtliche Erwartungen. „Das Spektrum der Segler umfasste alle Altersklassen, der jüngste war 10, der älteste 75 Jahre alt. Als wäre eine grosse Familie zusammengekommen“, äusserte sich der Mediensprecher François Longchamp über die Meisterschaft. Hinter der EM stecke aber sehr viel mehr Arbeit. „Die Organisation eines solchen Anlasses nimmt mehr als ein Jahr in Anspruch. Wir verfügen über eine gute Infrastruktur, aber die Koordination war aufwendig und die Partnersuche langatmig. Wir mussten viele Motorboote für die Sicherheit und die Wettfahrtleitung auftreiben. Zum Glück haben uns die benachbarten Clubs geholfen. Ich glaube, was die Regatteure am meisten beeindruckt hat, war unsere Fähigkeit, mit einer einzigen Rampe 42 Boote in nur zwanzig Minuten einzuwassern.“ Dass eine solche Mammutorganisation nicht selbstverständlich ist, weiss auch Emmanuel Le Chapelier, der das Siegerboot steuerte. „Wahrscheinlich hat noch nie ein so kleiner Club wie der VLM eine EM dieser Grösse auf die Beine gestellt“, sagte er bewundernd. „Die Betreuung stand jener der grossen Clubs aber in nichts nach. Alles war perfekt und die Stimmung die ganze Woche fantastisch.“
Weltklassefeld
Die internationale Beteiligung von Teams aus Frankreich, Belgien, Schweden, Österreich, Deutschland, Spanien, Australien, der Niederlande und 13 Schweizer Mannschaften sorgten für ein hochkarätiges Feld. Alle Augen waren aber auf Emmanuel Le Chapelier und Eric Le Bouëdec aus Frankreich gerichtet. Die Vize-Weltmeister von 2016 und Europameister von 2015 galten als haushohe Favoriten. Als weiterer Siegesanwärter wurde der Belgier Alec Bagué gehandelt. Der Weltund Europameister war mit seinem neuen Vorschoter Stijn van Daele am Start. Jack Felsenthal und Shaun Connor, die frischgebackenen Weltmeister der Viper-Klasse, waren aus Down Under angereist, um ihr Glück auf dem Genfersee zu versuchen. Bei den Schweizern visierten die beiden aktiven F16-Segler Andreas und Andrea Lutz und die Paarung Guillaume Rol/Alexix Mégevand einen Podestplatz an. „Ich schätze, dass rund 20 Prozent der Flotte unter die ersten drei fahren können“, meinte Emmanuel Le Chapelier. „Wir waren im Januar in Australien an der WM der Viper-Boote. Dort wurde auf einem hohen Level gesegelt. Ich finde es bewundernswert, dass gleich zwei Teams von so weit angereist sind.“
Andreas Lutz, Sechster im Gesamtklassement und somit bester Schweizer, äusserte sich ebenfalls begeistert über die Qualität der Flotte. „Das Niveau war wirklich sehr hoch“, sagte der St. Galler. „Viele junge Segler streben eine Profikarriere an. Sie werden gecoacht und segeln das ganze Jahr mehrmals pro Woche. Wir hatten uns einen Podestplatz zum Ziel gesetzt und der war auch durchaus in Reichweite. Die Entscheidung war eng und es fehlte nicht viel. Wir haben uns mit Alexis und Guillaume, die sehr gut segeln und mehr trainieren als wir, einen intensiven Zweikampf geliefert. Sie haben uns bis ans Limit gefordert.“
Gute Revierkenntnis gefragt
Mit der Unterstützung von rund fünfzig Helfern hat die Wettfahrtleitung das Beste aus dem zuweilen etwas launischen Wind herausgeholt. Von Montag bis Freitag konnten zwölf Läufe gewertet werden, Sonntag war ein Trainingstag. Insgesamt herrschte eher schwacher bis mittelstarker Wind. Am Mittwoch liess Äolus dann aber seine Muskeln spielen und blies mit bis zu 25 Knoten. „Ich bin mit gemischten Gefühlen an den Start gegangen“, sagte Emmanuel Le Chapelier, der zuvor noch nie auf dem Genfersee gesegelt war. „Es war meine Feuertaufe und Seen können hinterhältig sein. Ich war jedoch angenehm überrascht. Wie erwartet drehte der Wind stark und es war strategisches Denken gefragt.“ Voile Libre Morges kann stolz auf die Organisation dieser EM sein. „Der internationale Klassenverband der F16 hatte Interesse am Genfersee angemeldet, da die Schweiz über eine der grössten Flotten verfügt. Bei unserem Präsidenten Jean-François Fischer ist die Anfrage auf offene Ohren gestossen und er hat Nägel mit Köpfen gemacht“, erzählt François Longchamp und fügt hinzu: „Unsere Erfahrung mit anderen Regatten, an denen jeweils rund fünfzig Katamarane teilgenommen haben, war ein grosser Vorteil. So konnten wir die Erwartungen der internationalen Spitzenteams erfüllen. Auch unser Titelsponsor hat uns sein Vertrauen geschenkt, obwohl er sonst eher Grossanlässe wie die GC32- Tour unterstützt. Ich glaube, er war sehr zufrieden, dass er bei diesem Publikum werben konnte. Und dank der Grosszügigkeit der Sponsoren haben die Teilnehmer an der Preisverleihung noch nie einen so grossen Gabentisch gesehen.“
Rangliste
1 Emmanuel Le Chapelier/Eric le Bouëdec FRA
2 Thomas Proust/Eric Proust FRA
3 Alec Bagué/ Stijn van Daele BEL
4 Morgan Good/Morgan Wirtz BEL
5 Pierre Boulbin/Rose Dorange FRA
6 Andreas Lutz/Andrea Lutz SUI
7 Guillaume Rol/Alexis Mégevand SUI
8 Kim-Anne Le Formal/Gaspard Cosse FRA
9 Jack Felsenthal/Shaun Connor AUS
10 Robin Mineur/Sander Mineur NED