Die Planung neuer Hafenanlagen gleicht immer mehr einem Spiessrutenlauf durch Ämter und Behörden, der manchmal erst mit einem Entscheid vor Bundesgericht endet. Nur wer einen langen Atem hat und mit einem umfassenden Konzept den Mehrwert für die Öffentlichkeit und die Umwelt belegen kann, hat eine Chance auf Erfolg.
Bootsplätze sind schon seit Jahrzehnten ein rares Gut. Zum chronischen Mangel kommt ein Trend, den man auf allen Schweizer Seen beobachten kann: Segelschiffe und Motorboote werden immer grösser. Entsprechend gefragt sind breitere Bootsplätze. Die vermeintlich einfachste Lösung, um diese Boote im Hafen zu beherbergen, wäre ein Ausbau. Dies ist aber vielerorts ein Ding der Unmöglichkeit. „Schlicht nicht bewilligungsfähig“, sagt zum Beispiel Erwin Willen, Geschäftsführer der Bootshafen AG Luzern. „Die Interessen von Seglern und Motorbootfahrern stehen jenen der Naturschutzorganisationen diametral entgegen und diese sind konsequent gegen jeglichen Ausbau.“ Willen ist ein gebranntes Kind. Er verweist auf das ursprüngliche Sanierungsprojekt des Segelhafens Tribschenhorn Luzern, das unter anderem eine Erweiterung des Hafens um rund 20 Prozent vorsah. Nach Einsprachen landete der Fall letztlich vor dem Bundesgericht, das in seinem Entscheid den Naturschützern Recht gab und festhielt: Eine Erweiterung in einer „ökologisch wertvollen Flachwasserzone“ hätte die Vernichtung von Ufervegetation zur Folge. Immerhin funktionierte die Sanierung des Hafens im zweiten Anlauf, auch weil die Bootshafen AG beim revidierten, fünf Millionen teuren Projekt auf Verdichtung statt Erweiterung setzte: Ein zusätzlicher Steg schuf so vor knapp drei Jahren 80 teilweise etwas breitere Bootsplätze. Die Liste verhinderter oder redimensionierter Projekte ist fast endlos. Nur wenige haben es im ersten Anlauf geschafft, meist nur solche mit einem umfassenden Konzept für die Gestaltung des ganzen Uferbereichs. Musterbeispiel in der Zentralschweiz ist die Marina in Buochs am Vierwaldstättersee, die vor vier Jahren in Betrieb genommen wurde. Über 20 Millionen Franken investierte die Genossenkorporation Buochs in Hafenplätze, Bootshäuser und Räumlichkeiten für die örtlichen Wassersportclubs. Ein grosser Teil der Aussenmole ist für die Öffentlichkeit zugänglich und das Gelände am See ist heute ein beliebter Treffpunkt.
Projekt Marina Tiefenbrunnen Zürich
Vielleicht würde ein so gewaltiger Eingriff in die Uferlandschaft heute schon nicht mehr toleriert. Eine Realisierungschance hat nur noch, wer mit einem durchdachten Gesamtkonzept wirtschaftlich vorbildliche und ökologisch nachhaltige Projekte anstrebt und viel Geduld aufbringt – so wie bei der Planung der Marina Tiefenbrunnen in Zürich. Bereits 2009 hatten Stadt und Kanton Zürich ein Leitbild und eine Strategie für die Entwicklung des unteren Seebeckens entwickelt. Als Teil davon soll der kleine öffentliche Park beim Bahnhof Tiefenbrunnen zu einem attraktiven Ort mit einer neuen Hafenanlage und zu einem Raum für Erholung werden. Mit der 2016 erarbeiteten Machbarkeitsstudie konnte aufgezeigt werden, dass durch den Neubau der Marina ein deutlicher Mehrwert für die Öffentlichkeit geschaffen wird. Die Stadt Zürich, der Zürcher Yacht Club, der Segel Club Zürich, die Firma KIBAG und die Mobiliar schlossen sich zu daraufhin zu einer einfachen Gesellschaft zusammen und veranlassten einen Projektwettbewerb. Das Layout der Hafenanlage war bereits vorgegeben, es ging um die Gestaltung des landseitigen Bereichs der Marina mit Wassersportzentrum, öffentlichem Restaurant sowie einer überbreiten öffentlichen Mole mit einer Buvette als Aussenstation. 15 Teams wurden zur Teilnahme eingeladen, im vergangenen Sommer hat die Jury entschieden.
Das Preisgericht sprach sich einstimmig für das Projekt von WALDRAP GmbH, Zürich und von Pechmann Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich aus. In ihrem Antrag zur Weiterbearbeitung schreibt die Jury: „Die Anlage funktioniert für den Segelsport einwandfrei und trotzdem kommt der öffentliche Charakter der Anlage klar zum Ausdruck. Das einfache statische System lässt vergleichsweise niedrige Erstellungskosten sowie gute Werte bezüglich des geforderten Minergie-P-ECO Standards erwarten.“ Es sollte also kein Prestigeobjekt für betuchte Bootsbesitzer werden, gefragt waren vielmehr eine schlichte Ausführung, Zweckmässigkeit, ein optimaler öffentlicher Zugang und gute ökologische Werte.
Realisierung noch nicht gesichert
Basierend auf dem Wettbewerbsresultat wird nun ein raumplanerisches Verfahren, inklusive der Erarbeitung eines Gestaltungsplans, durchgeführt. Nach diesen Vorarbeiten wird der Stadtrat den Gestaltungsplan, die Beteiligung der Stadt an der Trägerschaft und den Baurechtsvertrag für die Marina Tiefenbrunnen dem Gemeinderat der Stadt Zürich zur Beratung und Entscheidung vorlegen. Die Beratung im Parlament wird voraussichtlich ab 2020 stattfinden.
Der Weg ist noch lang und die Realisierung noch nicht gesichert. „Das Risiko ist uns allen bewusst“, sagt Norbert Müller vom Projektleitungsstab des Zürcher Stadtrats. „Wir sind nicht gegen Einsprachen von Umweltverbänden gefeit, haben aber auf ökologischer Seite doch einige Pluspunkte zu verzeichnen. Es handelt sich um ein bereits verbautes Ufer und wir schaffen nicht mehr Bootsplätze, es werden sogar 100 Bojenplätze aufgehoben.“ Ob das reicht, um mögliche Einsprecher zu beruhigen, wird sich zeigen, immerhin sollte es aber gelingen, die Bevölkerung der Stadt Zürich vom Mehrwert der neuen Marina im Gebiet Tiefenbrunnen zu überzeugen, denn sie erhält einen tollen Begegnungsplatz direkt am See. Alles unter Dach Gut geschützt vor Wind und Wetter, keine Bootsplachen, schmutzigen Fender und Festmacher, jederzeit zum Auslaufen bereit und vor den Blicken der Naturschützer verborgen: Die Firma Hochmuth Stansstad sorgte mit dem innovativen Bau des Port de Sugiez bereits vor 20 Jahren für Schlagzeilen. Auf einer ausgebaggerten Landparzelle am Broyekanal wurde eine „Tiefgarage“ für 100 Motorboote erstellt, bei der von aussen nur die Einfahrt sichtbar ist. Auf der Überdachung gibt es nicht nur Platz für Parkplätze, da stehen heute auch Wohnhäuser. Leider eignet sich die unkonventionelle Lösung nur für Motorboote. Skippers Motor widmet der einzigartigen Marina zu ihrem runden Geburtstag in seiner nächsten Ausgabe einen ausführlichen Artikel.
Alles unter Dach
Gut geschützt vor Wind und Wetter, keine Bootsplachen, schmutzigen Fender und Festmacher, jederzeit zum Auslaufen bereit und vor den Blicken der Naturschützer verborgen: Die Firma Hochmuth Stansstad sorgte mit dem innovativen Bau des Port de Sugiez bereits vor 20 Jahren für Schlagzeilen. Auf einer ausgebaggerten Landparzelle am Broyekanal wurde eine „Tiefgarage“ für 100 Motorboote erstellt, bei der von aussen nur die Einfahrt sichtbar ist. Auf der Überdachung gibt es nicht nur Platz für Parkplätze, da stehen heute auch Wohnhäuser. Leider eignet sich die unkonventionelle Lösung nur für Motorboote. Skippers Motor widmet der einzigartigen Marina zu ihrem runden Geburtstag in seiner nächsten Ausgabe einen ausführlichen Artikel.