Der spezielle Segelclub ohne See mitten in den Bergen unterstützt Leistungssportler auf dem herausfordernden Weg an die Weltspitze. Er verfügt über die notwendige Erfahrung und das internationale Netzwerk, Nachwuchstalente aktiv in den Profisport zu begleiten.
Text : Walter Rudin
Es ist genau 25 Jahre her, dass der ehemalige König von Griechenland einige seiner Freunde mit einer sonderbaren Idee überraschte: «Lasst uns einen globalen Club gründen, weg vom Wasser, ganz anders als lokale Segelclubs.» Das Virus, mit dem der Schirmherr des Clubs 1998 seine zehn Gründungsmitglieder ansteckte, hat sich mittlerweile auf über 400 Seglerinnen und Segler aus gut 20 Nationen übertragen und sie zu Mitgliedern des Gstaad Yacht Clubs gemacht.
Der Gstaad Yacht Club ist in jeder Hinsicht speziell. Seine Heimregatta führt er im grossen Hallenbad des Kurorts durch, für den nötigen Wind sorgen drei Generatoren und gesegelt wird im Match-Race-Modus mit ferngesteuerten Modelljachten. Ski Yachting nennt sich dieser Anlass, zu dem auch ein Skirennen gehört und Partnerclubs aus ganz Europa anreisen.
International setzt sich der Club während den Voiles de Saint-Tropez als Initiant der Centenary Trophy in Szene. Bei dieser Klassikerregatta dürfen nur Oldtimer-Jachten mitsegeln, die mindestens 100 Jahre alt sind. Die Trophy selbst ist ein Originalpokal aus dem Jahr 1911, der bei der ersten Austragung somit genau hundertjährig war. Zum zehnjährigen Jubiläum ist letztes Jahr ein sehenswerter Dokumentarfilm entstanden, der die Schönheit und Eleganz der wunderbaren alten Jachten widerspiegelt, die an der Regatta teilgenommen haben.
GYC Racing Team
Von grossem Wert für die Schweizer Segelnation ist das Engagement des Clubs als Unterstützer ambitionierter Athletinnen und Athleten. Zu seinem GYC Racing Team gehörten schon Aushängeschilder des Schweizer Segelsports wie Nils Theuninck, Nathalie Brugger oder Mateo Sanz Lanz.
Die meisten Schweizer Segelclubs betreiben engagierte Juniorenförderung, aber nur wenige haben die notwendige Erfahrung und das Netzwerk, den Nachwuchs auf dem intensiven, herausfordernden Weg zur internationalen Elite zielführend zu unterstützen und zu begleiten.
Wer olympische Ambitionen hegt, wagt einen gewaltigen Sprung in eine neue Liga. Juniorinnen und Junioren werden von ihren Eltern, dem clubeigenen Coach oder dem Coach des Swiss Sailing Teams (SST) unterstützt. Das reicht aber noch nicht für ein nachhaltiges Bestehen in der Elite. Hier setzt der GYC an. Die jungen, leistungsorientierten Sportlerinnen und Sportler sollen neben Coach und SST weiteren Support von einem Club erhalten, der über Betreuungspersonen mit entsprechender Olympiaerfahrung verfügt und auch die Kompetenz mitbringt, sich beim SST für die Athletinnen und Athleten stark zu machen und ihre Interessen zu vertreten.
Schlüssel zum Erfolg
Der GYC sorgt also für weit mehr als für finanzielle Unterstützung. Er wirbt mit seinen Aktivitäten auch wirksam für sein Racing Team, was wiederum für ein erfolgreiches Sponsoring wichtig ist. Es steckt aber noch viel mehr hinter dem Engagement des Gstaader Clubs. Joshua Richner, der mit seinem Partner Nilo Schaerer auf dem 49er unterwegs ist, meint: «Ich profitiere in erster Linie von der jahrzehntelangen Erfahrung, die der Club im olympischen Segelsport gesammelt hat. Das hat mir bereits in diversen Punkten meiner Karriere geholfen und wird es hoffentlich auch in Zukunft tun. Der GYC bietet mir ein internationales Netzwerk an segelbegeisterten Personen, das man so wahrscheinlich nirgendwo in der Schweiz findet.»
Wie gut diese Unterstützung ankommt und welchen Stellenwert sie hat, zeigt sich auch bei der jungen Spiezerin Anja von Allmen. Die ILCA4-Welt- und Europameisterin (U18) und zweimalige ILCA6-Vizeweltmeisterin (U19) wird seit 2016 vom GYC unterstützt. Bei der Lancierung ihrer Olympiakampagne wurde der in diesen Bereichen unerfahrenen Athletin geholfen, ihre Kampagne professionell aufzugleisen, kritisch zu evaluieren und Entscheide zu treffen. Wie das konkret ablief, erklärt die angehende Olympionikin an folgendem Beispiel: «In einem Gespräch realisierte der langjährige GYC-Commodore, Olympionike und OlympiaCoach Peter Erzberger, dass es für den Start in der Elite-Kategorie für mich wichtig war, einmal mit einer Frau zu diskutieren. Peter organisierte innert Wochenfrist ein Treffen mit Nathalie Brugger. Ich hatte die Möglichkeit, eine Weltklasseseglerin mit reicher Erfahrung alles zu fragen, was ich wissen wollte. Dieses Gespräch hatte für mich in dieser schwierigen Phase eine enorme Bedeutung.» Anjas Erfolge der letzten Monate zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg ist und sich an die Weltspitze herantastet. Die Kommunikation zwischen dem GYC, den Vertretern von SST sowie ihrem Coach Mikael Lundh funktioniere sehr gut. Das gebe ihr Vertrauen und Sicherheit, meint sie dazu.
Gelungene Jubiläumsfeier
Vor zwei Wochen zelebrierte der GYC seinen runden Geburtstag. Der feierliche Rahmen bot Gelegenheit, auf die 25-jährige Geschichte zurückblicken. Auch für die Zukunft scheint der Club in den Bergen ohne See gut gerüstet: Von Mitgliederschwund ist er kaum betroffen und sein Racing Team bleibt auf Erfolgskurs. Vielleicht werden die grossen Anstrengungen in der Unterstützung von Spitzenathletinnen und -athleten ja einmal mit einer von der Schweizer Segelcommunity schon so lange ersehnten olympischen Medaille belohnt.