10 Jahre gibt es Ladycat dieses Jahr. Zu diesem runden Geburtstag machte sich der Rennstall von Dona Bertarelli gleich selbst ein Geschenk: Er gewann die D35 Trophy 2016 in überlegener Manier. Der von Xavier Revil gesteuerte schwarz-goldene Katamaran fuhr einen ungefährdeten Saisonsieg nach Hause.
Eigentlich sollte man den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Ladycat powered by Spindrift racing stand aber eigentlich schon vor dem letzten Anlass der D35 Trophy, dem Grand Prix der SNG im Oktober, als Sieger fest. Nach vier ersten und drei zweiten Plätzen an den sieben vorangegangenen Events hatte das Team seine Schäfchen so gut wie im Trockenen. In der Gesamtwertung wies es acht Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten auf. Nur ein frühes Ausscheiden und ein Sieg von Alinghi hätte ihm den Titelgewinn noch nehmen können. Zu diesem sehr unwahrscheinlichen Szenario kam es aber erwartungsgemäss nicht. Die Männer in Schwarz beendeten den Schlussevent auf dem 2. Platz und machten somit alles klar.
Von Ladycat zu Spindrift
„Heute vor rund zehn Jahren hat das Ladycat- Abenteuer seinen Anfang genommen. Das Team hat mir zu diesem Jubiläum ein wunderbares Geschenk gemacht“, sagte Dona Bertarelli, die Inhaberin des Spindrift-Rennstalls. Sie war speziell angereist, um der siegreichen Crew nach dem letzten Lauf zu gratulieren und sparte nicht mit Lob: „Xavier Revil hat bemerkenswerte Arbeit geleistet und ich freue mich für alle. Wir haben die Bol d’Or und jetzt die Meisterschaft gewonnen. Als nächstes möchte ich den Pokal der Bol d’Or Mirabaud endgültig nach Hause nehmen. Dafür bleiben uns noch zwei Jahre.“ Ein durchaus realistisches Ziel für das starke Team, das sich im Lauf der Jahre fortlaufend professionalisiert hat. Angefangen hatte alles mit einem reinen Frauenteam unter der seglerischen Leitung von Karine Fauconnier. Dank eines kontinuierlichen Prozesses wurde die Struktur zu einem professionellen Rennstall ausgebaut, der heute an mehreren internationalen Regattatouren teilnimmt und einige der besten Segler der Welt in den eigenen Reihen zählt. Mit der Integration in Spindrift ist Ladycat Teil einer Gesamtstrategie geworden. Diese Entwicklung hat sich bezahlt gemacht, wie der diesjährige Sieg bei den D35 beweist.
Alinghi neu organisiert
Mit zwei Siegen und drei Podestplätzen klassierte sich Alinghi auf dem 2. Platz der D35 Trophy. Dem erfahrenen Team ist es nicht gelungen, Spindrift auf seiner Siegesfahrt zu stoppen. Ernesto Bertarelli war etwas enttäuscht über das Abschneiden, hatte dafür aber eine plausible Erklärung: „Wir hatten einen schwierigen Saisonstart, denn wir mussten grosse Änderungen im Team vornehmen, da Pierre-Yves Jorand, mit dem ich schon seit zwanzig Jahren segle, nicht dabei sein konnte. Für ihn ist Arnaud Psarofaghis nachgerückt. Er leistet hervorragende Arbeit, aber die Crew musste sich zuerst darauf einstimmen und sich an die neue Zusammensetzung gewöhnen. Diese Akklimatisierungsphase hat sich unweigerlich auf unsere Ergebnisse ausgewirkt. Der zweite Platz ist sicher ein gutes Resultat, aber eigentlich begnügen wir uns nur mit einem Sieg.“ Schaut man sich Alinghis diesjährige Platzierungen an, so fällt tatsächlich auf, dass das Team erst nach der Königsregatta des Genfersees ihr ganzes Potenzial abrufen konnte und zuvor ziemlich inkonstant war.
Der Vorjahressieger Team Tilt konnte nicht an seine Erfolgssträhne anknüpfen und musste sich mit dem dritten Schlussrang begnügen. Sébastien Schneiter war dennoch sehr zufrieden, denn das Genfer Team strebt nicht in erster Linie den Sieg an. Ihm geht es hauptsächlich darum, junge Segler auszubilden. Da mehrere Mitglieder der Genfer Talentschmiede an den Olympischen Spielen und an der GC32 Racing Tour engagiert waren, musste Team Tilt viele Änderungen verkraften. Es liess sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen und legte eine eindrückliche Anpassungsfähigkeit an den Tag. Angesichts dieser Steigerungskurve sollten sich seine Gegner – auch am Youth America’s Cup 2017 – besser warm anziehen.
Hart umkämpftes Mittelfeld
Swisscom und Mobimo segelten mit je zwei Top-3-Platzierungen auf den 4. und 5. Schlussrang. Sie kämpften wie die Löwen, um den Anschluss an das Führungstrio nicht zu verlieren. Christian Wahl hatte man im vorderen Feld erwartet. Tatsächlich verbesserte er sich mit Mobimo gegenüber 2015 ein weiteres Mal und verpasste den vierten Platz nur um einen winzigen Punkt. Swisscom hingegen gelang mit dem fünften Rang ein kleines Wunder. Julien Monnier hatte das Team erst Anfang Jahr übernommen. Mit der Unterstützung von Matthieu Souben Junior als Steuermann und Daniel Souben Senior als Coach trieb der junge Skipper und Segelmacher bei North Sails sein teilweise aus heimischen Regatteuren bestehendes Team zu Höchstleistungen an. Monniers Bilanz: „Wir freuen uns über den vierten Platz, obwohl wir in der Saisonhalbzeit ganz nah an einem Podestplatz waren. Unser Ergebnis entspricht dem realistischen Ziel, das wir uns zu Saisonbeginn gesteckt hatten. Nach der Sommerpause hatten wir eine kurze Durststrecke, wahrscheinlich waren wir einfach zu müde. Team Tilt hat den dritten Platz redlich verdient, aber wir werden natürlich nächstes Jahr noch mehr Druck machen.“
Bertrand Demole war mit dem Saisonergebnis von Ylliam – Comptoir Immobilier ebenfalls zufrieden. Die Crew wurde fünf Punkte hinter Mobimo Sechste. „Wir sind von Grand Prix zu Grand Prix besser geworden. Unsere Platzierungen an den grossen Regatten beeinträchtigten das Gesamtergebnis etwas, aber alles in allem kann sich unsere Leistung sehen lassen. Wir werden immer konstanter“, so sein Fazit.
Ohne Rücksicht auf Verluste
Nicht nur die ersten sechs Plätze waren hart umkämpft, auch in den hinteren Reihen war eine regelrechte Schlacht entbrannt. Die vier Letzten lieferten sich bis zum Schluss ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das zugunsten von Realteam ausging. Es belegte dank eines Podestplatzes punktgleich mit Zen Too den sechsten Rang. Das Schlusslicht bildeten die verständlicherweise enttäuschten Teams Okalys und Racing Django. „Wir konnten nie wirklich mithalten und waren zu langsam. Es war unsere bisher schlechteste Saison“, meinte Nicolas Grange ernüchtert, fügte dann aber augenzwinkernd hinzu: „Vielleicht lag es ja daran, dass es unsere 13. Saison ist und uns die Zahl kein Glück gebracht hat.“ Jan Eckert, dem die letztplatzierte Racing Django gehört und der sie auch selbst steuerte, erlebte mit einem Podestplatz einen willkommenen Lichtblick. Er habe an den Regatten schwierige, aber auch viele schöne Momente erlebt, sagte der Zürcher. Dennoch habe er das Gefühl, dass sie für das Geleistete schlecht belohnt wurden. „Ich würde nicht sagen, dass uns die Möglichkeiten gefehlt haben, aber es wollte einfach nicht klappen. Jeder Fehler rächt sich und die Teams liegen wirklich sehr eng beieinander.“
Kurz zusammengefasst sah die D35 Trophy 2016 wie folgt aus: Zwischen dem Ersten und dem Letzten lagen nach den acht Events 45 Punkte. Jedes der zehn teilnehmenden Boote schaffte es mindestens einmal aufs Podest. In den einzelnen Läufen verbuchten neun mindestens einen Sieg und alle mehrere zweite Plätze. Die Events allerdings machten ausschliesslich die drei Führenden unter sich aus. Diese Bilanz zeigt, dass die D35 noch immer topfit sind und die Flotte internationales Niveau hat.