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Der Bol d’Or im Wandel der Zeit

von Quentin Mayerat

1900, das Jahr der „Coupe du Tour du Lac“

Am 20. August 1900 fanden sich elf Yachten zu einer von der Société Nautique de Genève organisierten Regatta ein, die von Versoix nach Le Bouveret und wieder zurück führte. Wie Skippers Maxi Design André Guex in seinem Buch „Voiles et Carènes“ schildert, ist diese Gilles Favez Wettfahrt namens „Coupe du Tour du Lac“ die Vorfahrin der Langstreckenregatten auf den Schweizer Seen. Das Wettfahrtreglement war ziemlich ungewöhnlich. So wurde bei•spielsweise die nächtliche Ankerzeit abgezogen und auch Ruder waren erlaubt. Die Boote durften mit Hilfe von Bootshaken oder Dinghis geschleppt und sogar getreidelt werden. Von diesen Möglichkeiten machten die Transportbarken mit Lateinersegeln denn auch regelmässig Gebrauch. Nachdem vier Teams in Yvoire vorzeitig aufgegeben hatten, liefen die sieben übrig gebliebenen Boote Le Bouveret an, um dort die

Nacht zu verbringen und am nächsten Morgen um 6 Uhr früh wie•der loszusegeln. Dabei hatten sie mit extremen, genferseetypischen Bedingungen zu kämpfen. Nach ständigem Hin und Her zwischen Schwachwind und Flaute wurden sie bei der Einfahrt zum Petit-Lac von einer kräftigen Böe aus Süden überrascht.

Als erste der vier verbliebenen Yachten ging die Sarina ins Ziel. Der Zweitonner mit Godinet-Vermessung war 1893 bei Le Marchand in Le Havre gezeichnet und gebaut worden und brauchte für die Hin•und Rückfahrt knappe 21 Stunden. Obwohl sich die Teilnehmer begeistert über die „Coupe du Tour du Lac“ äusserten, wurde das Experiment nicht wiederholt.

Ein Förderverein für Yachtsegeln

1917 wurde die so genannte „Société d’Encouragement à la Navigation de Plaisance (SENP)“, ein Förderverein für Yachtsegeln gegründet. Er spielte bei der Entwicklung des Segelsports und der Genferseeregatten eine wichtige Rolle. Vor allem aber haben wir ihm den Bol d’Or zu verdanken.
Im Jahr 1918 rief der dynamische Verein die Jollenklasse der 20m2, auch „20m2 Encouragement“ genannt, ins Leben. Diese Yachten waren bald auf dem ganzen See anzutreffen und ritten jahrelang auf der Erfolgswelle. Sie nahmen bis in die 60er Jahre noch rege an Regatten teil. Auch die beiden von Henri Copponex gezeichneten, äusserst erfolgreichen Einheitsboote Moucheron und Lacustre gehen auf die Initiative des Fördervereins zurück.
1939 änderte die SENP ihren Namen in Yacht-Club de Genève (1). Als Präsident fungierte damals Dr. Pierre Bonnet, der zu Recht als Vater des Bol d’Or gilt. Zehn Jahre später schloss sich der Yacht-Club mit der Société Nautique de Genève zusammen.

1939: der erste Bol d’Or

In der Vorkriegszeit organisierte die SENP jedes Jahr „Les douze heures“, eine Regatta, bei der die Konkurrenten zwölf Stunden lang drei Wendemarken rundeten. So allmählich verloren die Teilnehmer das Interesse an diesem Rennformat. Es musste eine neue Idee her. Dr. Pierre Bonnet und ein paar Freunde schlugen vor, eine einzige Wendemarke in Le Bouveret zu setzen und sorgten dafür, dass ihr Club bei der Organisation kräftig mithalf. Der Sieger aller Klassen in effektiver Zeit sollte für ein Jahr lang einen Wanderpokal mit nach Hause nehmen dürfen, dessen Form und Beschaffenheit der Regatta auch den Namen gaben: Bol d’Or, die goldene Schüssel. Am 22. Juli 1939 ging er das erste Mal über die Bühne.
Schon bald hatte sich der Bol d’Or zur berühmtesten Genfersee•regatta gemausert. Seine besonderen Merkmale haben zweifellos entscheidend zu seinem Ruf beigetragen. Die Strecke ohne Zwischenstopps Genf-Le Bouveret-Genf hat etwas Faszinierendes, vielleicht gerade, weil sie sich so simpel anhört. Seit der Gründung des Bol d’Or wurde abgesehen von zwei Rennen unter deutscher Besatzung an der Strecke nicht das Geringste geändert. Damals hatte das Verbot, die französische Küste anzusteuern, die Organisatoren dazu veranlasst, auf Schweizer Seite zusätzliche Wendemarken zu setzen, wobei sich die letzte Tonne vor Montreux befand.
Im Reglement war ausserdem festgehalten, dass jeder Konkurrent, der die Regatta in fünf Jahren dreimal gewinnt, den Pokal behalten darf. Ein oft gehegter Traum, den lange Zeit niemand in die Tat umset•zen konnte. 1963 gelang der 8m-Yacht Marie-José (H. Juillard, Coppet) mit Henri Copponex am Steuer das schier Unmögliche: Mit ihrem dritten Sieg in Folge riss sie den Pokal endgültig an sich. Damit büsste der presti•geträchtige Pokal, der bisher als unerreich•bar gegolten hatte, zwar etwas von seinem Mythos ein, von einem Ende der Regatta konnte jedoch keine Rede sein, denn die goldene Schüssel wurde unverzüglich durch eine neue ersetzt.

Die Dominanz der internationalen R-Klassen

Die anlässlich zweier Kongresse in London im Jahr 1906 entwickelte „International Rule“, eine allgemeingültige Vermessungs•formel für Rennyachten, trat am 1. Januar 1907 in Kraft. Die Société Nautique de Genève stand dieser Formel jedoch eher skeptisch gegenüber. Zu Recht, denn die erste Version enthielt tatsächlich schwerwie•gende Mängel, die dann aber im Lauf der Änderungen von 1919, 1923, 1927 und 1933 behoben oder verringert wurden. Die Zurückhaltung der Genfer, bei denen sich die Formel erst ab 1927 durchzusetzen begann, zahlte sich aus.

Ab 1927 war die Erfolgsstory der 6mR-Klasse dann aber nicht mehr aufzuhalten. 1939 gehörte die zahlenmässig starke Genfer Flotte bereits zu den erfolgreichsten Europas. Damals waren die 6m-Yachten übrigens grösser als die meisten anderen Yachten. Am ersten Bol d’Or rangierten denn auch alle sieben 6mR unter den ersten zwölf von insgesamt
26 Teilnehmerbooten, vier davon auf den ersten vier Plätzen.

Die Vorherrschaft der internationalen R-Klassenboote hielt lange an. Dreissig Jahre lang fuhren sie mit einer einzigen Ausnahme auf den obersten Podestplatz. 1946 hiess die Gewinnerin Zanzibar (G. Reuge, Sainte-Croix). Bei dem Dreitonner der 1901 von der Société Nautique de Genève geänderten Godinet-Vermessung handelte es sich um die ehemalige Colgate, die von De Catus gezeichnet und 1905 bei Pouly in Bellerive gebaut wurde.
Zum Vergleich: Ein solcher Dreitonner besitzt in etwa die gleiche Wasserlinie wie eine 6mR, ist jedoch deutlich leichter und hat mehr Segelfläche. Bei Schwachwind zahlt sich das aus. Hätten diese Yachten zahlreicher und häufiger am Bol d’Or teilgenommen, hätte die Siegerliste wahrscheinlich anders ausgesehen. Doch die Zeit, als die Dreitonner sich hinter der Startlinie drängten, gehörte schon längst der Vergangenheit an.

Beispiele für das grosse Geschwindigkeitspotenzial der internationalen R-Yachten gibt es zur Genüge. 1958 waren bei 32 gewerteten Teilnehmern die ersten zwölf Plätze alle von 6mR-Booten belegt. Viele konnten ihren Sieg im darauf folgenden Jahr sogar verteidigen und sich somit ernste Hoffnungen auf den definitiven Pokalgewinn machen.

1949 und 1950 gewann die 8mR Glana (H.Guisan, St. Sulpice). Das nächste Mal gelang ihr das Kunststück leider erst 1955; damit verpasste sie den definitiven Gewinn der goldenen Schüssel nur knapp. Unter ihrem neuen Namen Marie-José (H. Juillard, Coppet) gelang ihr 1961, 62 und 63 der Hattrick und sie durfte den Pokal doch noch behalten. Ihre Siegesserie war allerdings noch nicht beendet. Umgetauft in Le Tigre (Daenger, Rochat, Vallicary, Vaney, Genf) war sie ihrer Konkurrenz auch 1968 und 69 eine Nasenlänge voraus. In den Jahren zuvor (1964 und 65) war Diane (6mR, F. Jecker, Ouchy) als erste ins Ziel gesegelt.In dieser schier endlosen Erfolgsliste der R-Yachten hatte sich ein Boot speziell hervorgetan:die 6mR Ylliam IX (A. Firmenich, Genf), die 1954 nach Plänen von Stephen in Corsier-Port konstruiert wurde. Am denkwürdigen,von Starkwind geprägten Bol d’Or von 1956 zeigte sie, dass eine solide, richtig getakelte und gut getrimmte 6mR in den Händen eines Skippers und einer Crew mit der nötigen Erfahrung bei internationalen, anspruchsvollen Regatten durchaus gewinnen kann.

Louis Noverraz, der mit der Windverteilung im Genferseebecken bestens vertraut war, rundete die Strecke in nur 11:04:57h und unterbot somit den sechs Jahre zuvor von der 8m-Yacht Glana aufgestellten Rekord um ganze fünf Stunden. Diese Bestmarke blieb lange Zeit bestehen. Gefährdet wurde sie erst mit dem Aufkommen der Multis und dem damit einhergehenden Rüstungswettkampf. 1982 gelang dem Trimaran Altaïr X mit 8:40:01h dann eine neue Bestzeit.

Die Ylliam IX erzielte noch drei weitere Siege: 1958 und 1960 unter neuem Namen (Valvins) und mit neuem Besitzer (J. Zuberer, Genf) und 1966 das letzte Mal unter dem Namen Sylphe (J. Auberson und E. Christeler, Genf).

Mit dem Sieg der 8mR Le Tigre (D. Metzger, Genf) im Jahr 1969 ging die Erfolgsserie der internationalen R-Yachten und somit ein legendäres Kapitel der Geschichte des Bol d’Or zu Ende.

Bei idealen Bedingungen sind die R-Yachten jedoch auch weiterhin zu herausragenden Leistungen fähig. 1997, bei Südwestwind und bewegtem See, rundete Philippe Durr am Steuer der 8mR Lafayette die Wendemarke in Le Bouveret an 62. Position. Dann nutzte er die ausgezeichneten Kreuzeigenschaften seines schweren Bootes und fuhr nach knapp dreizehn Stunden als Zwölfter ins Ziel.

Die grossen Einrümpfer

Margot (A.Tengblad, Lausanne), die Siegerin von 1970, ist eine nach der gleichen schwedischen Vermessungsformel gebaute 75m2-Yacht wie die auf dem Genfersee heimischen 30m2-Boote, nur in etwas grösserer Ausführung. Sie wurde 1914 in Schweden gebaut und bei ihrer Ankunft auf dem Genfersee mit einem metallenen Rigg und einer toppgetakelten Genua ausgerüstet. Ihre lange Wasserlinie verlieh ihr ein interessantes
Speedpotenzial, das schon bald bei mehreren Genferseeregatten zum Tragen kam. Höhepunkt war natürlich der Sieg des Bol d’Or im Jahr 1970.

Der nächste grosse Einrümpfer, der in die Geschichte des Bol d’Or einging, war die Toucan. Sie entstand nach einer Idee von Louis Noverraz und nach Plänen von André Fragnière und Pierre Noverraz. Das erste dieser Einheitsboote wurde in der Werft René Luthi in Crans für Marcel Stern konstruiert und auf den Namen Toucan XI getauft. Der Stapellauf fand 1971, am Vortag des Bol d’Or statt und die letzten Beschlagsarbeiten wurden auf dem Weg von Port Noir zum Start durchgeführt! Philippe Durr sorgte dann für ein kleines Wunder, denn er steuerte die Toucan XI direkt zum Sieg, und das mit fast zwei Stunden Vorsprung auf die zweitplatzierte 6mR St-Yves (R. Gillon, Ouchy)!

Dieser Sieg war nur der Anfang einer langen Erfolgsgeschichte. Bereits im folgenden Jahr belegten fünf der sechs gestarteten Toucans die ersten fünf Plätze. Sechste wurde die 8mR Le Tigre, gefolgt von der 75m2 Margot. Bis ins Jahr 1978 monopolisierten die Toucans die obersten Podestplätze. Ihre Dominanz verdankten die Einheitsboote wie bereits die R-Yachten im Wesentlichen der langen Wasserlinie.

1973 stellte die Toucan Sanssoucis (R. Luthi, Crans) einen Rekord auf. Sie schoss sensationelle 6:20:24h vor der Toucan Fortune Carrée (G. von Kaenel, Nyon) ins Ziel und erreichte damit den grössten jemals ersegelten Abstand auf den Zweitplatzierten.

In der Folge setzten sich noch längere Einrümpfer, wie die Améthystes, Tiolus und Macareux in Szene. Zoé, eine von J. Grobéty gezeichneter und bei Amiguet in St. Gingolph konstruierter Améthyste, tat sich ganz besonders hervor. Mit F. Isabella aus La Tour-de-Peilz am Steuer gewann sie den Bol d’Or 1979 vor dem Trimaran Oiseau-Roc (P. Muskens, Genf) und den Bol d’Or von 1981 vor dem Trimaran Holy-Smoke (A. Schiess), der extra aus der Deutschschweiz angereist war. Diese Siege haben deshalb eine so grosse Bedeutung, weil sie die letzten Einrümpfersiege waren. Seither wird die Szene des Bol d’Or von den Mehrrümpfern dominiert. Mit dem Ende der Vorherrschaft der Einrumpfboote war ein weiteres Kapitel der Renngeschichte abgeschlossen.

Höhenflug der Multis
Die dritte Ära wurde mit den Siegen der Trimarane Altaïr IX und Altaïr X (Ph. Stern, Genf) von 1980 und 82 eingeläutet. Jetzt hielt auch der alte Rekord nicht mehr stand, er wurde fast jährlich unterboten. 1982 stellte Altaïr X die von Louis Noverraz an Bord der Ylliam IX erzielte Bestzeit mit über zwei Stunden in den Schatten. Philippe Stern konnte den Rekord mit dem Katamaran Altaïr XI gleich zweimal brechen (1985 und 86). Dank seinem
Sieg von 1984 durfte er den Pokal zudem endgültig behalten.

Ein Rekord jagte den anderen. Die Bestmarke von 1986 wurde 1989 vom Katamaran Le Matin (P. Leuenberg, G.Gautier, E. Kessi, Morges) unterboten. Vier Jahre später war der Trimaran Ylliam (P.-Y. Firmenich, Genf) erneut schneller. Doch auch seine Bestzeit währte nur kurze Zeit. 1994 segelte der Trimaran Triga (Leuenberg, Gautier, Kessi) in 5:01:51h seiner Konkurrenz davon. Damals wehte eine noch stärkere Bise als 1956, dem Rekordjahr der Ylliam IX. Der Rekord steht noch heute. Nachdem der inzwischen weltberühmte Ernesto Bertarelli auf seinem Trimaran Alinghi sowohl 1997 als auch 2000 und 2001 den Bol d’Or für sich entschieden hatte, durfte er als dritter Yachtman in der Geschichte des Rennens den Pokal endgültig behalten. Er gewann auch in den Jahren 2002 und 2003. Vier Siege in Folge, das war bisher noch niemandem gelungen!

In seinem Buch “Voiles et carènes” von 1946 schilderte André Guex die nächtlichen Winde, die vom Land in Richtung See blasen, wie folgt: “Nehmen wir an, dass sich die Winde für einmal nicht launisch zeigen.

An dem Tag, an dem die Schiffsarchitekten ein bei schwacher Brise schnelles Boot entwerfen, das in der Lage ist, den See in einer Nacht zu umrunden, wird dieser Racer in ein paar Hundert Metern Abstand raumschots der Küste entlang fahren können, ohne Kurswechsel, ohne, dass die Crew in die Schoten greifen muss, mit zwei Planken im Wasser und wie in einem Traum!”
Dieser Racer, wie ihn sich André Guex erträumt hatte, existiert heute tatsächlich. Genau genommen gibt es ihn sogar in verschiedenen Versionen. Sie kämpfen heute um den Bol de Vermeil.

Der Bol de Vermeil

Durch die stark mediatisierten Bestleistungen der eindrücklichen Mehrrümpfer ab 1982 gerieten die immer noch ganz ansehnlichen Resultate der besten Einrümpfer etwas in den Hintergrund. Zwar fuhren die leistungsstarken Einheiten, wie die von Bruce Farr entworfenen
DF design und OPNI, immer noch vorne mit, der erste Platz des Gesamtklassements blieb ihnen jedoch verwehrt. Um die Vielseitigkeit zu erhalten, beschlossen die Veranstalter des Bol d’Or im Jahr 1996 den Bol de Vermeil für den schnellsten Einrümpfer auszusetzen. Wie beim Bol d’Or winkt auch bei diesem Pokal nach drei Siegen in fünf Jahren der definitive Gewinn. Mit drei Siegen bei den ersten drei Ausgaben holte sich die von Star-Weltmeister Benamati gesteuerte italienische Libera Raffica (C. Pasotti) die feuervergoldete Schüssel gleich im ersten Anlauf. Dieser ziemlich extreme Bootstyp, der je nach Wetter über zehn Besatzungsmitglieder im Trapez erfordert, wurde ursprünglich für die Centomiglia auf dem Gardasee entwickelt. Seine Speedeigenschaften hatten es jedoch einigen thurgauischen Seglern vom Bodensee angetan. Sie reisten mit ihrer Libera BMS (W. Sauter) an den Genfersee und holten sich auch prompt den Bol de Vermeil (1999).

Zu den anderen Siegesanwärtern bei den Einrümpfern zählt die Relance (P. Desplands), Gewinnerin von 2000. Eigentlich handelt es sich bei dieser Yacht um Zoé III, die in den Händen von F. Isabella bereits mehrere beachtliche Resultate ersegeln konnte. Auch Taillevent II (N. und P. Engel, Pully), Siegerin von 2001 und 2003, gehört zu den ernst zu nehmenden Kandidaten.

Tilt (Schneiter, Firmenich), die Gewinnerin des Bol de Vermeil von 2002, ist eine Psaros 40. Diese Bootsklasse wurde in jüngster Vergangenheit in der Werft Psarofaghis gegründet und besitzt interessante Eigenschaften, wie einen Schwenkkiel und Ballaste. Syz & Co (J. Psarofaghis), das Sistership von Tilt, belegte im selben Jahr den dritten und 2003 hinter Taillevent II und vor Tilt sogar den zweiten Platz. Dass es bei den schnellsten Einrümpfern spannend zu und her geht und Kopf-an-Kopfrennen an der Tagesordnung sind, ist nichts Neues.

Kleine Yachten mit guten Resultaten

Betrachtet man die Siegerboote des Bol d’Or näher, wird deutlich, wie wichtig eine lange Wasserlinie ist. Trotzdem haben auch kleinere Boote durchaus erstaunliche Resultate erzielt. Es ist deshalb nur richtig, dass wir auch ihnen die gebührende Ehre erweisen.

1946 wendete in Le Bouveret der Lacustre Fleur-Bleue (R. Thorens, Genf) mit seinem geschickten Besitzer am Steuer an zweiter Stelle und wurde schlussendlich Vierter. Farfadet IV (Ch.-Ed. Muller, Genf), ein anderer Lacustre, erzielte vier Jahre später das gleiche Resultat. Als die Bise im Jahr 1956 etliche Boote vorzeitig aus dem Rennen warf (nur neun von 26 wurden gewertet), kreuzte der Lacustre Satanic (P. Bonjour, Ouchy) die Ziellinie als Siebter. 1959 legte der Hocco Aiguevive (P. Balsiger, Mies) die Strecke Le Bouveret-Genf als schnellster zurück, 1967 landete er auf dem vierten Schlussrang. Wie einige andere Yachten der gleichen Klasse segelte auch die Aiguevive bereits mit einer toppgetakelten Genua aus Nylon, um bei Leichtwind schneller voranzukommen. Die 5.5m Valvins (J. Zuberer, Genf) und Alphée (C. Bigar, Genf) beendeten das Rennen 1956 bzw. 1965 als Zweite. Die Run (P. Noverraz, Genf), eine weitere 5.5m mit toppgetakelter Genua, belegte 1970 den dritten Rang, während die Trias Nelson (R. Weber, Ouchy) 1972 als
Sechste und somit vor dem schlechtplatziertesten Toucan die
Ziellinie kreuzte.

Trotz ihrer kurzen, durch die Vermessungsregel begrenzten Wasserlinie erreichten die 6.5m oft bemerkenswerte Rangierungen. Auch wenn jeweils nur die Yachten genannt werden, die unter die ersten Sechs gefahren sind, kommt eine beachtliche Liste zusammen. 1953, als die 6.5m erstmals am Bol d’Or zugelassen waren, segelte die Aramis (K. Hostettler, Morges) auf den fünften Rang, genau wie die Tonnerre-de-Zeus (N.Charmillot, Ouchy) im Jahr 1960. Nausicaa (A. Mercier, Ouchy) gelang 1962 der hervorragende zweite Platz, nachdem sie sich mit der 8mR Marie-José während der gesamten Rückfahrt ein hartes Rennen geliefert hatte. Dieselbe Nausicaa fuhr 1957 die schnellste Zeit von Le Bouveret nach Genf. Djinn (P. Genillard, Ouchy) ersegelte sich 1963 den sechsten Platz, während Nicolas (A. Marti, Morges) und Aramis (M. Baridon, Clarens) 1967 Dritte, beziehungsweise Sechste wurde. Die beste Platzierung erzielte Folamour (D. Genton, Ouchy) mit ihrem zweiten Schlussrang von insgesamt 76 gewerteten Booten im Jahr 1970, nur drei Minuten hinter der imposanten 75m2 Margot. 1971 kamen die Nausicaa und die Nicolas (E-Christen, Cully) als Dritte, beziehungsweise Vierte ins Ziel.

Pierre Mercier, der das Steuer der Nausicaa von seinem 1984 gestorbenen Vater übernommen hat, ist dem Bol d’Or treu geblieben und erzielt noch immer beachtliche Resultate. 2002 belegte er den ausgezeichneten 117. Schlussrang. Nicolas (A. Hostettler, Ouchy) überstand den Sturm von 2003 ohne Schaden und wurde 198ste von 310. 2002 klassierte sie sich 118te.

Eine Erfolgsstory

1939 nahmen 26 Yachten am Bol d’Or teil, 1950 waren es zwanzig, fünf Jahre später 37, 1971 200 und 1988 654. Der absolute Rekord wurde 1990 mit 684 Teilnehmern erreicht; 2003 fanden sich 559 Yachten am Start ein und 310 davon beendeten das Rennen. Dieser dauerhafte Ausnahmeerfolg mag erstaunen, denn ein Grossteil der Segler hat nicht die geringste Chance den Pokal zu gewinnen und ist sich dessen auch bewusst. Trotzdem sind sie dabei, denn ihre Motivation liegt anderswo.

Da ist zum Beispiel die Regatta in der Regatta: ein jeder versucht in seiner Bootsklasse so weit wie möglich nach vorne zu fahren. Einige Klassen sind besonders zahlreich vertreten. So starteten im Jahr 2003 hundert Surprises und 32 Toucans (66 bzw. 27 gewertete Boote). Ausserdem möchten die Segler, denen meist sehr viel an ihrem Boot liegt, die Qualitäten ihrer Yacht im Verhältnis zu den anderen Klassen unter Beweis stellen.

Die seit Beginn (mit Ausnahme der Kriegsjahre) unveränderte Strecke und das Reglement haben den Bol d’Or zu einer mythischen Wettfahrt gemacht. Die Konstanz, die von den Organisatoren wohlweislich gepflegt wird, sowie ihre Offenheit, wenn es darum geht, neue Bootstypen zuzulassen, sind weitere Erfolgsfaktoren dieser legendären Genferseeregatta.
Dr. Pierre Bonnet hatte 1939 wirklich eine geniale Idee!

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