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Der lange Weg nach Rio

von Quentin Mayerat

Vier Monate vor den olympischen Spielen in Rio stehen den qualifizierten Seglerinnen und Seglern noch mindestens drei grosse Wettkämpfe bevor, an denen sie für das Highlight dieses Sommers an ihrer Form feilen können. Skippers zieht eine Zwischenbilanz.

Bisher sind nur drei Schweizer Segler bzw. Teams fest für die olympischen Spiele 2016 qualifiziert. Acht weitere hofften bei Redaktionsschluss noch auf das begehrte Startticket. Sie wollen sich den Startplatz für Rio Anfang April an der Trofeo Princesa Sofia in Palma de Mallorca sichern. Romuald Hausser/Yannick Brauchli (470er) benötigen noch die Bestätigungsleistung, Linda Fahrni/Maja Siegenthaler (470er), Sébastien Schneiter/Lucien Cujean (49er), Guillaume Girod und Nils Theuninck (Laser Standard) sowie Maud Jayet und Andrea Nordqvist (Laser Radial) zählen auf die Newcomer Rule. Die vollständige Schweizer Delegation wird im Anschluss an diese Regatta auf unserer Website veröffentlicht.

Für die gesetzten Nathalie Brugger/Matías Bühler auf Nacra 17 sowie Mateo Sanz Lanz auf RS:X hat der Countdown begonnen. Sie können die verbleibende Zeit nutzen, um sich bis Anfang August in Topform zu bringen.

Volles Programm 

Sich schon jetzt auf den Lorbeeren der Qualifikation auszuruhen wäre wohl der falsche Weg. Deshalb haben die Olympioniken bis zum Sommer einen vollen Terminkalender. Abhängig vom Boot stehen die Trofeo Princesa Sofia, die WMs in Hyères und Weymouth, eine EM oder eine lateinamerikanische Meisterschaft an. Dazu kommen die Trainingseinheiten in Rio. Die Schweizer Segeldelegation ab Anfang Juni im Carioca-Viertel einziehen, um auf dem als komplex bekannten olympischen Regattarevier möglichst viel Erfahrung zu sammeln. Laut Nathalie Brugger gibt es verschiedene Reviere: „Man kann ausserhalb oder in der Bucht in mehreren Bereichen segeln. Die Bedingungen können dort komplett unterschiedlich sein. Es gibt zudem viele Strömungen, die man genausten kennen sollte, um richtig damit umzugehen.“

AM 24. MÄRZ 2016 SICHERTEN SICH DIE 470ER-SEGLERINNEN LINDA FAHRNI/MAJA SIEGENTHALER AN DER TROFEO PRINCESA SOFIA IN PALMA DEN LETZTEN NATIONENPLATZ FÜR EUROPA UND AFRIKA UND QUALIFIZIERTEN SICH DAMIT FÜR RIO 2016. Credit Jesus Renedo ©

AM 24. MÄRZ 2016 SICHERTEN SICH DIE 470ER-SEGLERINNEN LINDA FAHRNI/MAJA SIEGENTHALER AN DER TROFEO PRINCESA SOFIA IN PALMA DEN LETZTEN NATIONENPLATZ FÜR EUROPA UND AFRIKA UND QUALIFIZIERTEN SICH DAMIT FÜR RIO 2016. Credit Jesus Renedo ©

Auf der Zielgeraden 

Den Frühling wollen die Segler und Windsurfer nutzen, um sich technisch zu verbessern. „Wir dürfen mit unserem eigenen Mast und unserer eigenen Finne starten. Das bedingt aber viele Testphasen, wenn wir die richtige Wahl treffen wollen“, sagt Mateo Sanz Lanz.

Auch bei den Nacra 17 ist das Material noch ein grosses Fragezeigen, insbesondere, was die Segel betrifft. „Wir müssen noch ziemlich viel ausprobieren, um das Boot zu optimieren“, gesteht Nathalie Brugger. „Ausserdem müssen wir bis zu den Spielen das richtige Gleichgewicht zwischen Erholung und Leistungssteigerung finden und das ist nicht ganz einfach. Wir haben zwar einen durchorganisierten Terminkalender, trotzdem müssen wir flexibel sein, wenn wir spüren, dass wir eine Pause oder aber mehr Training brauchen.“

Im Juli ist für alle eine Woche Auszeit geplant. Dann kehren die Athleten in die Schweiz zurück, um noch einmal Kräfte zu sammeln, bevor es ernst wird.

Unabhängig vom Ausgang der Qualifikationsrennen in Palma stehen die Chancen auf ein Diplom oder sogar eine Medaille bei den Nacra 17 und den RS:X sehr gut. Und obwohl die Schweizer Segeldelegation seit Peking 2008 wie Schnee in der Sonne schmilzt – in Qingdao waren es neun, in London sechs Athleten – lässt der Jahrgang 2016 Grosses hoffen.

rio regate skippers.ch

MIT IHREM 3. PLATZ AM WORLD CUP IN MIAMI HABEN BRUGGER/BÜHLER BEWIESEN, DASS SIE ERNSTZUNEHMENDE ANWÄRTER AUF EINE OLYMPIAMEDAILLE SIND. Jesus Renedo ©

Welcome Newcomer 

Dieses Jahr wurde eine Sonderregelung eingeführt, damit Nachwuchssegler Olympiaerfahrung sammeln können. Die Newcomer Rule bietet jungen Seglern, die noch nie an olympischen Spielen teilgenommen haben, die Chance auf einen Startplatz, auch wenn sie die Bestätigungskriterien von Swiss Olympic nicht vollumfänglich erfüllen konnten. Der Nationenplatz muss allerdings gesichert sein. Ausserdem müssen die Newcomer vorweisen, dass sie ein langfristiges Projekt verfolgen. Im Moment versuchen sechs Athleten auf vier Booten über diese Regel einen Startplatz für Rio zu ergattern.

Qualifikationsregeln 

Für jede Klasse ist eine bestimmte Anzahl Startplätze verfügbar. Sie reicht von 20 für die Nacra 17 bis zu 46 für die Laserboote. Die Plätze für Rio werden vom Weltverband seit der ISAF-WM 2014 vergeben. Für eine Qualifikation muss zunächst der Nationenplatz gesichert werden. Danach muss sich jeder Athlet bzw. jedes Team auch noch persönlich durch Erreichen der nationalen Selektionskriterien qualifizieren. Wer nach Rio will, hat also zwei Hürden zu nehmen: die Qualifikation seiner Klasse bei World Sailing (Nationenplatz) und die Bestätigungsleistung bei Swiss Olympic. In seltenen Fällen kann dieses Reglement zu seltsamen Situationen führen. Eine Klasse kann zum Beispiel qualifiziert sein, ohne dass ein Vertreter an die Spiele geschickt wird oder der Athlet oder das Team, der bzw. das den Nationenplatz erreicht hat, muss das Startticket an einen anderen Schweizer Vertreter abgeben.

Olympisches Regattaprogramm 

RS: X (Herren): 8. bis 15. August

Laser (Herren): 8. bis 16. August

Laser Radial (Frauen): 8. bis 16. August

470 (Herren): 10. bis 18. August

470 (Frauen): 10. bis 18. August

49er (Herren): 12. bis 19. August

Nacra 17 (gemischt): 10. bis 17. August

Die 470er und die Laser tragen zehn, die anderen

zwölf Läufe plus Medal Race aus.

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