Fotos: ©Bertrand Duquenne
Die beiden neuen Sun Odyssey 440 und 490 wurden in Cannes der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit den beiden Jachten ist Jeanneau der Konkurrenz einen grossen Schritt voraus.
Zu ihrem 60-jährigen Jubiläum startet die französische Werft eine neue Generation Fahrtenjachten mit radikal neuem Design. Sie beweist damit, dass in Sachen Komfort und Leistung tatsächlich noch mehr geht. Die beiden Kriterien werden von allen Bootsherstellern dieses Segments hochgehalten, aber nicht immer gleich konsequent umgesetzt. Bei Jeanneau sind sie keine leeren Versprechungen, sondern Realität. Die Neuerungen springen ins Auge, die Kunden applaudieren.
60 Jahre Erfolg
Jeanneau hat sich als weltweit führender Hersteller von 40 bis 60 Fuss langen Segelbooten etabliert (das Angebot beginnt bei 30 Fuss). Massgeblich an diesem Siegeszug beteiligt sind die 17’000 verkauften Sun Odyssey. Da Erfolg Vertrauen schafft, schätzen immer mehr Fahrtensegler den Komfort und die Sicherheit der auf allen Meeren und vielen Seen der Welt segelnden Jeanneau-Jachten. Einer der grössten Kunden ist zweifellos Loic Bonnet. Er kauft die Produkte der französischen We60 Jahre Erfolgrft für sein Unternehmen Dream Yacht Charter gleich dutzendweise ein. Grund für seine Wahl seien das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, die Zuverlässigkeit und vor allem die Tatsache, dass seine Kunden ihre Ferien gerne an Bord dieser Boote verbringen, sagt er.
Bevor Jeanneau im Jahr 2014 die 8. Generation der Sun Odyssey an die Hand genommen hat, ging die Werft der Frage auf den Grund, ob es eine Jeanneau-Gemeinschaft oder einen typischen Sun-Odyssey- Kunden gibt. Die Antwort lautete zweimal ja. Besonders häufig anzutreffen sind dabei 50- bis 65-jährige Firmenchefs. Ich habe mich an mehreren Eignertreffen in Saint-Tropez mit Besitzern von Jeanneau-Jachten unterhalten. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie grossen Wert auf ein komfortables Bordleben und die richtige Kombination von Törn- und Regattaeigenschaften legen. Und genau diese Voraussetzungen erfüllen die Sun Odyssey. Mit der Sun Odyssey 440 (SO440) und der Sun Odyssey 490 (SO490) dürfte die Fangemeinde weiter wachsen, denn die Boote punkten nicht nur mit neuem Rumpf und komplett überdachter Ergonomie, sondern auch mit noch mehr Leistung.
Einfache Beobachtungen, geniale Lösungen
Jeanneau stützt sein neues Konzept auf zwei einfache, aber entscheidende Erkenntnisse: Die fünf wichtigsten Marktakteure verlassen ihre Komfortzone nicht und Jeanneau-Kunden achten vor allem auf vier Kriterien: Komfort, Hochseetauglichkeit, elegantes Design und Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Gegensatz zum Markt der serienmässig gebauten Motorboote, in dem sich rund 35 Hersteller einen harten Konkurrenzkampf liefern, wird jener der Segelboote von nur fünf Werften bestimmt. Und die stehen sich in Bezug auf Innovationen in nichts nach. Antoine Chancelier, Marketingchef des Segelbootsegments bei Jeanneau, hat erkannt, dass die Werft mit etwas Mut, aber ohne zu polarisieren, eine Länge Vorsprung auf ihre Mitbewerber herausholen kann. Dabei durften natürlich die vier massgebenden Kundenkriterien nicht aus den Augen verloren werden. Ein Brainstorming mit dem Konstrukteur Philippe Briand brachte die Lösung. Das Gesamtdesign der Sun Odyssey wurde komplett überarbeitet und der für die Kunden so wichtige Komfort durch eine Reihe Verbesserungen erhöht. Augenfällig und ganz nach dem Geschmack der ersten Käufer sind die neu gestalteten Sülls, die für einen freien Durchgang sorgen. Wer schnell vom Cockpit zum Seitendeck gelangen möchte, muss keine Hindernisse mehr überwinden. Ausgeklappt bilden die Sülls zudem eine geräumige Liegewiese. Er habe sich von Philippe Briand und seinen Flush-Decks auf den Superjachten inspirieren lassen, gibt Antoine Chancelier zu. „Wir haben die Höhe der Sülls so angepasst, dass man problemlos darübersteigen und sie für mehr Sitzkomfort zu Rückenlehnen hochklappen kann.“ Das neue hürden- und stufenlose Walkaround-Konzept mit dem auf Cockpitniveau abfallendem Seitendeck wird durch zahlreiche Änderungen zusätzlich verbessert. Die weiter nach innen geholten Winschen lassen mehr Platz für die Bedienung und ermöglichen eine bessere Kraftübertragung. Sie sind nicht mehr auf dem Süllrand sondern auf einem dafür gebauten Sockel montiert. Das sorgt für mehr Bewegungsfreiheit auf dem Seitendeck genauso wie die Trennung der Wanten. Im radikal veränderten Interieur ist ebenfalls alles auf Komfort ausgerichtet.
Geräumiger, schneller, leichter
Dem Dreamteam von Jeanneau ist es gelungen, einen positiven Kreislauf zu schaffen, indem es die Optimierung an die Spitze trieb. Antoine Chancelier gibt sich trotzdem bescheiden: „Unsere Kunden mögen Boote, die gut segeln. Bisher waren die serienmässig gebauten Fahrtenjachten leistungsmässig aber alle etwa gleich stark. Da die Performance hauptsächlich von der Wasserlinie und vom Gewicht bestimmt wird, haben wir das Boot unter anderem durch einen tiefer gelegten Schwerpunkt 8 Prozent leichter und somit schneller gemacht. „Mit einem konventionell verstagten Mast hätten wir ein drittes Saling-Paar benötigt, aber das wären 15 Kilo mehr in 14 Metern Höhe gewesen. Die hätten wir mit 150 Kilo mehr im Kiel ausgleichen müssen. Mit einem Kathedralrigg wie auf Katamaranen konnten wir Gewicht einsparen. Ausserdem konnte durch das Herabsetzen des Lümmelbeschlags um 70 Zentimeter auch der Baum leichter gebaut werden.“ Unter Deck wurde dieses Konzept durch eine Verlagerung der Massen zum Schwerpunkt hin umgesetzt. Jeanneau hat für den zentralen Bereich neue Stauflächen entworfen. Sie sind geräumiger als die meist in der Höhe angebrachten Seitenfächer. Hier gilt das gleiche Gewichtsprinzip: Ein Kilo mehr auf der Seite bedeutet zehn Kilo mehr im Kiel. Auf Stauflächen in Augenhöhe wurde komplett verzichtet. Dadurch wirkt der Raum gleich viel heller.
„Endlich ein Bootssalon, der nicht an einen Keller erinnert“, rief ein Paar, das die Sun Odyssey an der Bootsmesse in Cannes zur gleichen Zeit wie ich besichtigte. Dieses Raumgefühl wird durch den sanft abfallenden Niedergang (40%) zusätzlich verstärkt. Beim Anblick der SO490 hätten sie direkt Lust, mit dem Segeln anzufangen, meinte das Paar, das ein Motorboot sein eigen nennt. Eine verkehrte Welt! Nach den ersten Rückmeldungen zu schliessen scheint die gemütlich-moderne Innenausstattung der neuen Sun Odyssey besonders Frauen zu gefallen. Das liegt nicht nur an praktischen Details wie der tragbaren Kühlbox und dem mobilen Grill für Landausflüge, sondern auch am Volumen sprich Komfort. Der wurde durch die neue Rumpfform deutlich erhöht. Konkret wurde der Rumpf so vergrössert, dass der durch die doppelte Kimmkante geschaffene Raum genutzt werden kann. Zehn Modelle wurden erstellt, vom klassischsten bis zum radikalsten. Die Wahl fiel schliesslich auf das siebte. Es soll die Jachten zukunftstauglich machen. Im Hinblick auf optimale Performance sind die SO440 und die SO490 mit einem L-förmigen Kiel und abgesetzten Steuerständen, einem selbstausrichtenden Doppelruder, einem einziehbaren Bugstrahlruder und einem angebauten Bugspriet ausgestattet.
Das Ergebnis überzeugt auf der ganzen Linie. Vor Barcelona glitt die SO440 bei den Tests für das Europäische Boot des Jahres bei 7,7 Knoten Wind mit 6,7 Knoten übers Wasser, bevor sie am Nachmittag bei 15 Knoten Wind einen langen Schlag mit 10,5 Knoten segelte. Antoine Chanceliers Fazit: „Die neuen Sun Odyssey sind gut betucht, steif, leicht und schnell.“ Sehen wir Sie an den kommenden Bootsmessen oder bei Ihrem Händler?