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Die Schweizer Hymne hallt durch den Alten Hafen

von Quentin Mayerat

Liebhaber alter Holzkonstruktionen und schlanker Rümpfe können durchaus auch etwas für leichte, moderne Materialien und zeitgenössische Technologien übrig haben. Denn Alt und Neu schliessen einander nicht aus. Auch der Berner Beat Kühni hat Hightech in den Dienst von Traditionellem gestellt – mit Erfolg. An den Régates Royales de Cannes, an denen Ende September die Finals der Panerai Trophy ausgetragen wurden, holte er an Bord seiner 2006 gebauten Choices in der Kategorie „Spirit of Tradition“ den ersten Platz. Die Kategorie umfasst eine äusserst unterschiedliche Flotte, zu der Schiffe wie die modernisierte Class J Shamrock, die 12mR French Kiss aus dem Jahr 1986, die ehemalige Genfer 6mR Duclop (3.) und die Pen Duick III und VI gehören. Zu den „Spirit of Tradition“ werden alle ab 1970 gebauten Jachten gezählt, die zwar moderne Techniken und Materialien verwenden, das Aussehen und den Stil eines historischen oder klassischen Schiffs aber gewahrt haben.

Tradition und Moderne vereint

„Bei meiner ersten Teilnahme an den Royales im letzten Jahr war ich allein an Bord. Die Jury staunte Bauklötze. Sie konnte es kaum glauben, dass ich drauf und dran war einen Lauf zu gewinnen“, erzählt Beat Kühni stolz, obwohl er damals disqualifiziert wurde. Dieses Jahr ist die Jacht des Anwalts regelkonform unterwegs: Sie sind zu viert an Bord; dabei ist auch der Genferseesegler Philippe Durr.
Der Eigner der Choices wird nicht müde, über sein Boot zu sprechen, bei dessen Bau er sogar selbst Hand angelegt hat. 11,40 Meter über alles ist es lang (8,20 Meter Wasserlinie) und ausgestattet mit einem weniger als 200 kg leichten epoxyversiegelten und im Strip-Planking-Verfahren gebauten Rumpf, einem Teak-Deck, einem Karbonmast, einem vorbalancierten Spatenruder, einem Kurzkiel (60% der 2,3 Tonnen Bootsgewicht entfallen auf den Ballast), einem Grosssegel mit starker Achterliekskontur (60 m2), und einem symmetrischem sowie einem asymmetrischen Spi. Kurz: eine echte Bombe! Als hätte man die Technologie eines Ferrari in ein englisches Cabrio eingebaut… Kein Wunder also, sahen die Konkurrenten von der Choices nur das sehr feine Heck. „Seit mein Vater meinen beiden Brüdern und mir als wir Kinder waren einen aus Holz gefertigten Optimist geschenkt hat, mag ich dieses Material. Mit der Choices kann ich meine Liebe für Schönes und für Performance wunderbar unter einen Hut bringen“, sagt Beat Kühni. Er genoss das Spektakel, das die 69 anwesenden Oldtimer-Schiffe in Cannes boten, wo sie bei leichtem Wind, blauem Meer und strahlendem Sonnenschein die letzte Regatta der Panerai Trophy 2009 austrugen. Die Teams liessen sich vom Schwachwind nicht aus dem Konzept bringen. Nach den beiden Stationen in Antibes (Juni) und Porto Rotondo (Anfang September) wollten sie es an der letzten Etappe der vor fünf Jahren von der italienischen Uhrenmarke ins Leben gerufenen Regattaserie nochmals wissen. Vier Regatten wurden dieses Jahr zudem auf dem amerikanischen Kontinent, in Antigua, Nantucket und zwei Mal in Newport ausgetragen.

Neuzugang Eilean

Dass die Leidenschaft der transalpinen Uhrenmarke und ihres Chefs Angelo Bonati für Klassikerjachten echt ist, dafür gibt es handfeste Beweise. Erstens hat Panerai gerade die Generalüberholung der 22 Meter langen Bermudaketsch Eilean finanziert. Sie wurde 1936 in der legendären schottischen Wert Fife gebaut und Ende Oktober in La Spezia in ihrer neuen Pracht der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit ihr wird die Konkurrenz ab 2010 rechnen müssen! Zweitens zeigt die Uhrenmanufaktur eine für die Segelgemeinschaft typische ritterliche Gesinnung. Sie hat nämlich beschlossen, dieses Jahr das langsamste Boot der Regatten auszuzeichnen. Erhalten hat den Preis die etwas kurzatmige Véronique, eine Gaffelyawl aus dem Jahr 1907. Ihr Eigner Hans Albrecht aus Deutschland nahm den Preis lachend entgegen.
Der Gesamtsieg der Panerai Trophy 2009 ging in der Kategorie „Klassiker“ an Chaplin, eine 1974 gebaute, 16,75 Meter lange italienische Bermudajacht. Bei den „Epochenjachten“ gewann die 1939 eingewasserte Peter – auch sie eine italienische Bermudaketsch. Insgesamt haben an den Mittelmeer- und den amerikanischen Regatten des diesjährigen Circuits über 300 Schiffe teilgenommen.

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